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Die Akte Golgatha

Die Akte Golgatha

Titel: Die Akte Golgatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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beweist gar nichts. Wozu also die Aufregung?«
    Da blieb Crucitti stehen und musterte Gropius von der Seite: »Professore, Sie sind ein intelligenter Mann. Es ist unter Ihrem Niveau, hier den Dummen zu spielen. Als ob Ihnen nicht bekannt wäre, dass wir keineswegs über das Grabtuch reden, das im Turiner Dom aufbewahrt wird.«
    »Ach«, erwiderte Gropius spitz und setzte seinen Weg fort.
    Der Monsignore wusste nicht, ob er die Unwissenheit des Professors ernst nehmen sollte oder ob sie nur gespielt war. Schließlich entgegnete er: »Ich weiß, Sie sind kein Archäologe wie Schlesinger, aber immerhin beschäftigen Sie sich mit dem Problem seit geraumer Zeit. Und soweit uns bekannt ist, verfügen Sie nicht nur über Schlesingers Beweisstück, sondern auch über sein Insiderwissen. Also, was soll das Theater!«
    »Ich fühle mich geschmeichelt, Mon signore; aber bedenken Sie, ich hatte nur ein paar Monate, um mich in die Materie einzuarbeiten, für die Schlesinger ein halbes Leben zur Verfügung stand. Natürlich weiß ich, worum es geht, aber die Einzelheiten …«
    Crucitti atmete tief ein und ließ die Luft stockend durch die Nase entweichen. »Damals im Jahr 1987, als im Turiner Dom eingebrochen und ein Stück vom Grabtuch unseres Herrn entwendet wurde, herrschten in der Kurie chaotische Zustände. Man darf es heute ruhig aussprechen: Der Vorgänger von Kardinalstaatssekretär Paolo Calvi war seinem Amt nicht gewachsen. Er erkannte nicht die Gefahr, die mit dem scheinbar harmlosen Diebstahl des Stofffetzens verbunden war. Auch als Schlesinger wenige Monate später im Vatikan vorstellig wurde und behauptete, er könne den wissenschaftlichen Beweis erbringen, dass unser Herr Jesus keineswegs in den Himmel aufgefahren sei, da nahm man ihn nicht ernst und weigerte sich, auf seine Forderungen einzugehen. Gewiss, Schlesinger war ein Erpresser, aber was bedeuteten schon zehn Millionen angesichts der möglichen Folgen! Wie nicht anders zu erwarten, fand sich bald ein Interessent, der bereit war, für Schlesingers Geheimnis zehn Millionen auf den Tisch zu legen: ein mysteriöser Unbekannter, zunächst jedenfalls, aber immerhin clever genug, der Kurie pro Jahr die ursprünglich geforderte Summe von zehn Millionen Schweigegeld abzupressen. Als Seine Heiligkeit davon erfuhr, flüchtete er zunächst in ein siebentägiges Gebet ohne Unterbrechung, wobei ihm die Erleuchtung zuteil wurde, den Kardinalstaatssekretär durch Paolo Calvi zu ersetzen, der wiederum mich zu seinem Adlatus erwählte. In aller Bescheidenheit: Ich war es damals, der die Idee hatte, das Grabtuch, bei dem es sich fraglos um das Original handelte, in das unser Herr gelegt wurde, gegen eine spätere Fälschung aus dem Mittelalter auszutauschen und für das folgende Jahr eine wissenschaftliche Untersuchung an dieser Fälschung in Auftrag zu geben. Mit dem allseits bekannten Ergebnis aus dem Jahre 1988 hoffte ich ein für alle Mal allen Erpressern das Handwerk zu legen. Aber ich hatte mich geirrt.«
    Gropius schwieg, er war nicht in der Lage zu antworten. Die Vorstellung, dass der Sekretär des Kardinalstaatssekretärs ihn in dieses düstere Geheimnis einweihte, erschien ihm so absurd, dass er fast an seinem eigenen Verstand zu zweifeln begann. Zwar fügte sich Crucittis Geschichte auf logische Weise in die Erkenntnisse, die er selbst bereits gewonnen hatte, aber dennoch hinterließ sie eine Menge Fragen. Allen voran die eine: Warum erzählte Crucitti ihm das alles?
    Auch der Monsignore blieb plötzlich stumm. Im Gehen blickte er vor sich hin und bewegte dabei den Unterkiefer, als wollte er die Worte zerbeißen, die ihm auf der Zunge lagen. Gropius glaubte sogar Schweißperlen auf seiner Nase zu erkennen, so sehr regte Crucitti sein eigener Bericht auf. Schließlich meinte er: »Was rede ich, das wussten Sie doch bereits alles!«
    »Keineswegs. Ich bin nicht so gut informiert, wie Sie glauben. Immerhin sehe ich jetzt etwas klarer. Trotzdem bleiben noch viele Fragen offen. Zum Beispiel, wer hat Schlesinger auf dem Gewissen, de Luca und Sheba Yadin?« Gropius warf Crucitti einen prüfenden Blick zu.
    Der wurde verlegen, aber schon im nächsten Augenblick gewann er die Fassung wieder und erwiderte selbstsicher: »Der Herr möge Ihnen Ihre bösen Gedanken vergeben. Die römische Kurie zu verdächtigen, Auftraggeber einer Mordserie zu sein, ist doch absurd, Professore!«
    »Finden Sie? Immerhin standen alle drei in Verbindung mit der Aufdeckung des Geheimnisses um

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