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Die Akte Golgatha

Die Akte Golgatha

Titel: Die Akte Golgatha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Jesus von Nazareth. Oder anders gesagt, jetzt gibt es drei Mitwisser weniger.«
    »Professore!«, tat Crucitti entrüstet, »wenn dem so wäre, wenn der Vatikan daran interessiert wäre, alle Mitwisser zu beseitigen, dann stünden Sie – verzeihen Sie, wenn ich das so offen ausspreche – doch ganz oben auf der Liste, und man hätte mich nicht beauftragt, ernsthaft mit Ihnen zu verhandeln.«
    »Falsch, Mon signore! Solange die Akte Golgatha in meinem Besitz ist, werden Sie mir kein Haar krümmen. Da bin ich sicher. Denn Sie müssen fürchten, dass meine Ermordung einen Automatismus in Gang setzt, an dessen Ende die Aufdeckung eines Riesenskandals steht.«
    »Professore, daran sollten Sie nicht einmal denken! Das wäre für ein Drittel der Menschheit eine Katastrophe!«
    »Allerdings. Obwohl – der Gedanke, der Theologie ins Handwerk zu pfuschen, hat etwas Verlockendes.«
    Crucitti zeigte deutliche Anzeichen von Nervosität. »Das können Sie nicht tun!«, rief er außer sich. »Wollen Sie zwei Milliarden Menschen jede Hoffnung nehmen? Bedenken Sie, wir alle leben doch von nichts anderem als von der Hoffnung. Der Hoffnung auf Glück, der Hoffnung auf Liebe, der Hoffnung auf Reichtum, Macht und Einfluss, der Hoffnung auf das ewige Leben.«
    Gropius nickte stumm; schließlich fuhr er fort: »Aber wenn nicht die Kurie hinter den Morden steckt, wer dann?« Noch während er sprach, hatte Gropius bemerkt, dass eine Limousine in gebührendem Abstand hinter ihnen herfuhr. Gregor wurde unruhig. Damals in Berlin, wo alles begann, wurde er auf dem Weg zum Hotel ebenfalls von einem dunklen Wagen verfolgt. Jetzt spürte er kalten Schweiß im Nacken, Angst kroch in ihm hoch und legte sich wie eine Eisenklammer um seinen Brustkorb.
    »Fragen Sie die Gegenseite«, hörte er Crucitti antworten, der nun selbstsicher und gelassen wirkte.
    Verwirrt fragte Gropius: »Und wer ist die Gegenseite?«
    Der Monsignore schwieg. Nach ein paar Schritten meinte er: »Ich habe schon zu viel gesagt. Überlegen Sie sich unser Angebot. Was immer Ihnen die Gegenseite anbietet, wir bieten mehr. Hier meine Karte. Sie können mich jederzeit anrufen. Laudetur Jesus Christus!«
    Gropius betrachtete die Visitenkarte in seiner Hand.
    Den kurzen Augenblick nutzte Crucitti, um in die schwarze Limousine zu steigen, die am Straßenrand wartete. Fluchtartig fuhr das Auto, ein Mercedes neuester Bauart, in Richtung Innenstadt davon.
    Bei seiner Rückkehr ins Hotel wurde Gropius von Francesca erwartet. Mit beiden Händen fasste sie zärtlich seine Rechte. »Gregor! Gott sei Dank! Ich habe versucht, dich telefonisch zu erreichen. Als du dich nicht gemeldet hast, machte ich mir Sorgen. Ich geriet in Panik und raste, so schnell der Verkehr es zuließ, hierher.«
    Francesca drehte den Kopf zur Seite, aber Gregor bemerkte sehr wohl, dass sie feuchte Augen hatte. Bis vor kurzem hätte er ihr diese Reaktion nie zugetraut. Francesca war ihm stets souverän und selbstbewusst, bisweilen sogar überheblich begegnet, und er hatte sie für eine kühle und – wenn er an ihre erste Begegnung dachte – jeder Situation gewachsene Frau gehalten. Schon seit geraumer Zeit fiel ihm jedoch auf, dass Francesca ihm gegenüber eine andere geworden war.
    »Wenn ich meine rechte Hand jetzt wiederhaben könnte«, meinte er lächelnd.
    Francesca, die sich noch immer an ihn klammerte, ließ los und sagte: »Nach allem, was wir gestern erlebt haben, musst du das verstehen. Ich hatte wirklich Angst, dir könnte etwas zugestoßen sein.«
    Gerade jetzt, nach der aufwühlenden Begegnung mit dem Abgesandten des Vatikans, war er für Francescas Zärtlichkeit sehr empfänglich, er war völlig fertig. Aber Gropius war nicht der Typ, der das einer Frau gegenüber zugegeben hätte. Deshalb erwiderte er scheinbar gelassen, so als wäre ihm nicht vor wenigen Minuten noch der Angstschweiß im Nacken gestanden: »Ach was, ich hatte nur einen unerwarteten Frühstücksgast, und wir machten einen kleinen Morgenspaziergang.«
    Francesca sah Gregor eindringlich an. Sie mutmaßte, dass der Besucher mit dem gestrigen Tag in Verbindung stehen könnte, und Gropius erriet ihren Gedanken. Er schüttelte den Kopf. »Du kommst nicht darauf«, sagte er. »Ein Abgesandter der römischen Kurie!« Gropius reichte Francesca Crucittis Visitenkarte.
    ›Monsignore Antonio Crucitti‹ stand da in gestochener Antiqua und darunter drei Telefonnummern.
    »Und was wollte der Monsignore?«
    »Die Akte Golgatha.«
    »Du wirst mir

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