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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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gaben die betreffende Seite im Wörterbuch an; die vierte Zahl konnte jede beliebige Zahl von eins bis neun bedeuten.
    Eine ungerade Zahl hieß Spalte eins, eine gerade Spalte zwei. Die letzten beiden Zahlen gaben an, um das wievielte Stichwort, von oben gezählt, es sich in der betreffenden Spalte handelte.
    Josef arbeitete eine halbe Stunde lang intensiv, las dann die Meldung durch und preßte die Hände an die Schläfen.
    Eine halbe Stunde später war er bei Leon in dessen Haus. Der Chef der Vergeltungsorganisation las die Meldung und fluchte.
    »Tut mir leid«, sagte er schließlich. »Das konnte ich nicht ahnen.«
    Ohne daß die beiden Männer etwas davon wußten, hatte die Mossad innerhalb der vergangenen sechs Tage drei winzige Informationspartikel erhalten. Eine dieser Teilinformationen stammte von einem Israeli-Agenten in Buenos Aires und besagte, daß jemand die Auszahlung einer dem Gegenwert von einer Million DM entsprechenden Summe an eine Person, die »Vulkan« genannt wurde, verfügt hatte, um ihm »den Abschluß der nächsten Phase seines Forschungsprojekts zu ermöglichen«.
    Das zweite Informationspartikel wurde von einem jüdischen Angestellten einer schweizerischen Bank beigesteuert, die Gelder aus anderweitigen geheimen Nazifonds zur Bezahlung von ODESSA-Leuten in Europa transferierte. Es lief darauf hinaus, daß der Bank eine Million Mark aus Beirut überwiesen und von einem Mann abgehoben worden war, der seit zehn Jahren ein auf den Namen Fritz Wegener lautendes Konto bei der betreffenden Bank unterhielt.
    Die dritte Teilinformation stammte von einem ägyptischen Oberst, der eine höhere Position im Sicherheitsapparat der Fabrik 333 innehatte. Gegen eine beträchtliche Barzuwendung zur Aufbesserung seines Ruhestandsgehalts hatte er sich zu einer mehrstündigen Unterhaltung mit einem Mossad-Agenten in einem römischen Hotel bereitgefunden. Der Mann hatte zu berichten gewußt, daß dem Raketenprojekt nur noch ein zuverlässiges Fernsteuerungssystem fehlte, welches gegenwärtig in einer Fabrik in Westdeutschland entwickelt und konstruiert werde. Das Vorhaben koste die ODESSA angeblich Millionen.
    Die drei fragmentarischen Informationen waren zusammen mit Tausenden anderen den Computerbänken Professor Yourel Neemans zur Auswertung eingeführt worden. Er galt als der israelische Genius, der als erster die Wissenschaft in Gestalt des Computers in die Analyse von Geheiminformationen eingeführt hatte. Später wurde er zum Vater der israelischen Atombombe. Wo das menschliche Gedächtnis möglicherweise versagen konnte, hatten die Mikroschaltkreise präzise gearbeitet. Sie brachten die drei Fakten in Zusammenhang – und sie erinnerten sich, daß Roschmann bis zu seiner Entlarvung 1955 durch seine Frau den Namen Fritz Wegener benutzt hatte. Josef machte Leon in dessen Untergrundhauptquartier schwerste Vorhaltungen.
    »Ich bleibe von jetzt ab hier. Ich gehe nicht außer Reichweite dieses Telefons da. Besorgen Sie mir ein schweres Motorrad und Schutzkleidung. Halten Sie beides innerhalb einer Stunde bereit. Falls Ihr kostbarer Miller sich meldet, muß ich verdammt schnell bei ihm sein.«
    »Wenn er entlarvt wird, werden Sie nicht schnell genug bei ihm sein«, sagte Leon. »Kein Wunder, daß sie ihn davor gewarnt haben, der Sache weiter nachzugehen. Wenn er auch nur auf einen Kilometer an den Mann herankommt, bringen sie ihn um.«
    Als Leon den Keller verließ, las Josef das Telegramm aus Tel Aviv noch einmal. Es lautete:
    HOECHSTE ALARMSTUFE STOP IN IHREM GEBIET TAETIGER DEUTSCHER INDUSTRIELLER NEUEN INFORMATIONEN ZUFOLGE SCHLUESSELFIGUR FUER ERFOLG RAKETENPROGRAMM STOP DECKNAME VULKAN STOP VERMUTLICH IDENTISCH ROSCHMANN STOP SOFORT MILLER EINSETZEN STOP AUFSPUEREN UND AUSSCHALTEN STOP CORMORANT
    Josef setzte sich an den Tisch, reinigte sorgfältig seine Walther PPK und legte das Magazin ein. Von Zeit zu Zeit sah er das stumme Telefon an.
    Beim Abendessen war Bayer ganz der gutgelaunte Gastgeber gewesen; am liebsten lachte er über seine eigenen Witze – laut und viel. Miller hatte mehrmals vergeblich versucht, das Gespräch auf die Beschaffung eines neuen Passes für ihn zu bringen.
    Jedesmal hatte Bayer ihm kräftig auf die Schulter geschlagen und ihm versichert, er brauche sich keine Sorgen zu machen.
    »Überlassen Sie das nur mir, alter Junge. Der alte Franz Bayer macht das schon für Sie.«
    Er tippte sich mit dem Zeigefinger an den rechten Nasenflügel, lächelte breit und brach wieder in

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