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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Sie …«
    Der Empfangschef legte vor Mitgefühl das Gesicht in tiefe Falten.
    »Ach Gott, wie schrecklich.«
    »Wissen Sie, wohin die Herren von hier aus gegangen sind?«
    »Ich muß gestehen, daß ich keine Ahnung habe.« Er rief einen der jüngeren Kellner herbei. »Hans, Sie haben Herrn Bayer und den Herrn in seiner Begleitung an dem Ecktisch bedient. Haben sie erwähnt, ob sie noch woanders hingehen wollten?«
    »Nein«, sagte Hans. »Ich habe kein Wort davon gehört, daß sie noch weiterziehen wollten.«
    »Sie könnten beim Garderobenmädchen nachfragen«, schlug der Empfangschef vor. »Möglicherweise hat sie ja gehört, daß sie irgend etwas über ihre Pläne gesagt haben.«
    Mackensen fragte das Mädchen. Dann kaufte er ein Heft der Informationsbroschüre für Touristen »Was Stuttgart Ihnen bietet«. In der Rubrik »Nachtlokale« war ein halbes Dutzend Namen aufgeführt, und in der Mitte des Heftes war über zwei Seiten ein Stadtplan abgebildet. Er ging zu seinem Wagen und fuhr zu dem Striptease-Lokal, dessen Name die Liste anführte.
    Miller und Bayer saßen im »Madeleine« an einem Tisch für zwei Personen. Bayer, der beim dritten doppelten Whisky angekommen war, glotzte mit gierigem Blick auf das von der Natur üppig bedachte junge Frauenzimmer, das in der Mitte der kleinen Bühne stand und kreisende Hüftbewegungen vollführte, während ihre Finger an den Haken ihres Büstenhalters nestelten. Als das Dessous schließlich fiel, versetzte Bayer seinem Gast einen schmerzhaften Rippenstoß.
    »Das ist doch noch was, wie?« schmunzelte er, bebend vor Vergnügen.
    Es war lange nach Mitternacht, und er wurde immer betrunkener.
    »Hören Sie, Herr Bayer«, flüsterte Miller. »Ich mache mir Sorgen. Ich meine, ich bin es doch, der auf der Flucht ist. Wie rasch können Sie mir den Paß besorgen?«
    Bayer legte Miller den Arm um die Schultern.
    »Hör zu, Rolf, alter Kumpel. Ich hab’s dir doch gesagt, darüber mußt du dir keine Sorgen machen. Verstehst du? Laß den alten Franz nur machen.« Er vollführte eine lässige Handbewegung und fügte hinzu: »Ich fabriziere die Pässe sowieso nicht selber. Ich schicke dem Burschen, der sie macht, nur die Photos zu, und eine Woche später sind sie da. Kein Problem, und jetzt trinken wir noch einen zusammen.«
    Er hob eine fleischige Hand und winkte dem Kellner.
    »Ober, noch zweimal dasselbe.«
    Miller lehnte sich zurück und überlegte. Wenn er erst sein Haar wachsen lassen mußte, bevor sein Paßphoto aufgenommen werden konnte, würde das noch Wochen dauern. Zudem ließ Bayer sich den Namen und die Adresse des Paßfälschers nicht entlocken. Er war zwar betrunken, aber er gab seinen Kontakt zum Fälschergewerbe nicht preis.
    Miller konnte den fetten ODESSA-Mann nicht vor dem Ende der ersten Show zum Aufbruch überreden. Als sie schließlich wieder in die kalte Nachtluft hinaustraten, war es nach ein Uhr morgens. Bayer, der torkelte, hatte einen Arm um Millers Schultern gelegt, und die unvermittelte Schockwirkung der kalten Luft drohte ihn jetzt vollends außer Gefecht zu setzen.
    »Ich fahre Sie am besten heim«, sagte Miller, als sie sich schwankend auf den Wagen am Bordstein zu bewegten. Er holte die Wagenschlüssel aus Bayers Manteltasche und lud den fetten Mann, der keinerlei Einspruch erhob, auf dem Rücksitz ab. Dann schmetterte er die Tür zu, ging um den Wagen herum und setzte sich ans Steuer. In diesem Augenblick kam hinter ihnen ein grauer Mercedes um die Ecke und bremste zwanzig Meter weiter scharf ab.
    Durch die Windschutzscheibe starrte Mackensen, der schon fünf Nachtlokale abgeklappert hatte, auf das Nummernschild des Wagens, der vor ihm in Höhe des »Madeleine« vom Straßenrand auf die Fahrbahn steuerte. Er trug die Nummer, die ihm Frau Bayer genannt hatte. Es war der Wagen ihres Mannes. Mackensen folgte ihm.
    Miller, dem der eigene Alkoholspiegel zu schaffen machte, fuhr besonders vorsichtig. Von der Polizei angehalten und einem Alkoholtest unterzogen zu werden war das letzte, was er jetzt brauchen konnte. Er fuhr nicht zu Bayers Haus, sondern zu seinem Hotel. Bayer nickte unterwegs ein; sein Kopf sackte nach vorn und quetschte sein Doppelkinn zu einem Fettpolster zusammen, das sich auf Kragen und Krawattenknoten legte.
    Vor dem Hotel rüttelte Miller Bayer wach.
    »Los, alter Junge«, sagte er, »los doch, Franz, wir genehmigen uns noch einen vor dem Schlafengehen.«
    Der fette Mann glotzte ihn benommen an.
    »Muß nach Hause«, murmelte er.

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