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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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mit dem Gast zum Essen in die Stadt fahre, und zehn Minuten später waren sie in Bayers Wagen auf dem Weg zur Innenstadt.
    Auf der E 12 braucht man mindestens zwei Stunden von Nürnberg nach Stuttgart, selbst wenn man den Fuß nicht vom Gaspedal nimmt. Und Mackensen legte an diesem Abend ein halsbrecherisches Tempo vor. Eine halbe Stunde nachdem ihn der Anruf des Werwolfs erreicht hatte, jagte er, umfassend instruiert und mit Bayers Adresse versehen, seinen Mercedes über die Strecke. Er kam um 22   Uhr   30 in Stuttgart an und fuhr ohne Aufenthalt zu Bayers Haus.
    Der zweite Anruf des Werwolfs, der Frau Bayer davon unterrichtet hatte, daß es sich bei dem jungen Mann, der sich Kolb nannte, möglicherweise um einen Polizeispitzel handelte, hatte sie gänzlich verstört. Mackensen traf eine zitternde, verängstigte Frau an. Seine kurzangebundene Art war nicht geeignet, sie zu beruhigen.
    »Wann sind sie weggefahren?«
    »Ungefähr um Viertel nach acht«, stammelte sie.
    »Haben sie gesagt, wohin sie gehen wollten?«
    »Nein. Franz sagte nur, daß der junge Mann den ganzen Tag noch nichts gegessen habe. Er wollte mit ihm in die Stadt fahren und in einem Restaurant essen. Ich sagte, daß ich doch hier zu Hause etwas zu essen machen könne, aber Franz geht nun mal gern auswärts essen. Da ist ihm jeder Vorwand willkommen …«
    »Dieser Kolb. Sie sagten, Sie hätten ihn gesehen, als er seinen Wagen parkte. Wo war das?«
    Sie beschrieb ihm die Straße, in der der Jaguar stand, und den kürzesten Weg dorthin. Mackensen überlegte einen Augenblick lang.
    »Haben Sie eine Idee, in welche Gaststätte Ihr Mann mit ihm gegangen sein könnte?«
    Sie dachte eine Weile nach.
    »Nun, am liebsten geht er in die ›Drei Mohren‹ in der Friedrichstraße«, sagte sie. »Gewöhnlich probiert er es da immer zuerst.«
    Mackensen verließ das Haus und fuhr zum knapp einen Kilometer entfernt geparkten Jaguar. Er betrachtete ihn eingehend und war ganz sicher, ihn wiederzuerkennen, wann immer er ihn sah. Er schwankte, ob er bei dem Wagen bleiben und auf Millers Rückkehr warten sollte. Aber der Befehl des Werwolfs lautete, Miller und Bayer aufzuspüren, den ODESSA-Mann zu warnen und heimzuschicken und Miller dann zu liquidieren. Deswegen hatte er auch nicht im Gasthaus »Drei Mohren« angerufen. Bayer jetzt zu warnen hieße Miller auf die Tatsache aufmerksam machen, daß er entlarvt war. Das gab ihm die Chance, ein zweites Mal zu entkommen.
    Mackensen warf einen Blick auf seine Uhr. Es war zehn vor elf. Er stieg wieder in seinen Mercedes und fuhr ins Stadtzentrum.
    In einem obskuren kleinen Hotel in einer schmalen Straße in München lag Josef wach und angekleidet auf dem Bett, als er einen Anruf von der Rezeption bekam. Ein Telegramm war für ihn eingetroffen. Er ging hinunter, um es selbst in Empfang zu nehmen, und kehrte wieder in sein Zimmer zurück. Er setzte sich an den wackeligen Tisch, schnitt den Umschlag auf und studierte den umfangreichen Inhalt. Es lautete:
    Nachfolgend die uns annehmbar erscheinenden Preise für Artikel, an denen der Kunde Interesse zeigte:
Sellerie
481 DM 53 Pf.
Melonen
362 DM 17 Pf.
Apfelsinen
627 DM 24 Pf.
Pampelmusen
313 DM 88 Pf.
    Die Liste der aufgeführten Früchte und Gemüse war lang, enthielt jedoch ausschließlich Artikel, die von Israel ausgeführt wurden. Das Telegramm las sich wie die Preisauskunft der deutschen Niederlassung einer israelischen Exportfirma. Es war gewiß nicht risikolos, das öffentliche internationale Telegraphennetz zu benutzen, aber an einem einzigen Tag gehen in Westeuropa so viele Telegramme, die das Wirtschaftsleben und die Marktlage betreffen, über den Draht, daß man ein Heer von Hilfskräften brauchte, wenn man sie alle kontrollieren wollte.
    Josef kümmerte sich nicht um den Wortlaut und schrieb die Zahlen in einer einzigen langen Zeile nieder. Die fünfstelligen Zahlen, die durch die Mark- und Pfennigbezeichnungen getrennt waren, verschwanden. Als er sie alle in einer Linie aufgereiht hatte, gliederte er sie in sechsstellige Zahlengruppen. Dann zog er das Datum – den 20.   Februar 1964 –, das bei ihm als 20264 erschien, von jeder dieser Zahlengruppen ab. In allen Fällen war das Ergebnis eine weitere sechsstellige Zahlengruppe.
    Es handelte sich um einen einfachen Buchcode, aufgebaut auf der Taschenbuchausgabe von Webster’s New World Dictionary , die von der Popular Library in New York veröffentlicht worden war. Die ersten drei Zahlen der Gruppe

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