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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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dem Mercedes. Er ging zu dem Jaguar hinüber, warf einen Blick in die Runde und kroch unter den Wagen.
    Daß sein Anzug vom Schneematsch des aufgeweichten Bodens innerhalb von Sekunden durchnäßt und verschmutzt sein würde, wußte er. Das war seine geringste Sorge. Er knipste die Taschenlampe an und fand den Verschlußriegel der Kühlerhaube unter der Front des Jaguars. Er brauchte zwanzig Minuten, um ihn zu lösen. Die Kühlerhaube sprang zwei Zentimeter hoch, als sich die Sperre öffnete. Mit einem einfachen Druck von oben würde sie sich wieder schließen lassen, wenn er seine Arbeit beendet hatte. Auf diese Weise brauchte er wenigstens nicht den Wagen aufzubrechen, um den Verschlußknopf der Kühlerhaube von innen zu betätigen.
    Er ging zum Mercedes zurück und holte die Bombe. Ein Mann, der unter der Kühlerhaube eines Wagens arbeitet, erregt wenig oder keinen Argwohn. Passanten nehmen an, daß er einen Defekt an seinem eigenen Wagen zu beheben versucht.
    Die Explosivladung mit Draht befestigte er mit der Drahtzange an der Innenwand der Motorwanne gegenüber dem Fahrersitz. Die Explosion würde keinen Meter von Millers Brust stattfinden. Den verbundenen Auslösemechanismus placierte er auf dem Boden der Wanne unterhalb des Motors. Dann kroch er noch mal unter den Wagen und sah sich im Schein seiner Taschenlampe die vordere Radaufhängung genauer an. Innerhalb von fünf Minuten hatte er den geeigneten Platz gefunden und zurrte das hintere Ende des Auslösers an einer Stützstrebe fest. Sie war wie gemacht für diesen Zweck. Die Kiefer des Auslösers steckten in Gummiüberzügen und wurden von der Glühbirne auseinandergespreizt. Er klemmte sie zwischen zwei Spiralen der starken Federung an der rechten Vorderradaufhängung.
    Als der Auslöser so festsaß, daß er durch die normale Erschütterung beim Fahren nicht herausfallen konnte, kroch Mackensen unter den Wagen hervor. Er schätzte, daß sich die offenen Kiefer des Auslösers durch die Zusammenziehung der Federung des rechten Vorderrads schlossen, sobald der Wagen mit hoher Geschwindigkeit auf eine Unebenheit oder ein Schlagloch traf. Danach wurde die Glühbirne, die beide Kiefer trennte, zersplittert und der Kontakt zwischen den beiden elektrisch geladenen Hälften des Stahlsägeblatts hergestellt. Wenn das geschah, zerriß es Miller mitsamt den belastenden Papieren in tausend Stücke.
    Schließlich nahm Mackensen die in der Mitte durchhängenden Drähte, die die Ladung mit dem Auslöser verbanden, legte sie zu einer ordentlichen Schleife und befestigte sie mit Klebestreifen an der Seitenwand der Motorwanne. Jetzt konnten sie nicht mehr auf dem Boden schleifen und durch die Berührung mit der Straßenoberfläche durchgerieben werden. Dann schloß er die Kühlerhaube und ließ sie einrasten. Er kehrte zu seinem Mercedes zurück, machte es sich auf dem Rücksitz bequem und nickte ein in der Gewißheit, gute Arbeit geleistet zu haben.
    Auf dem Saarplatz ließ Miller das Taxi halten, bezahlte den Fahrer und stieg mit Koppel aus. Erst als das Taxi weggefahren war, wurde Koppel, der während der Fahrt den Mund gehalten hatte, wieder gesprächig.
    »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun, Herr Miller. Ich meine, es ist ja doch etwas seltsam, daß Sie als Reporter so ein Ding drehen wollen, nicht?«
    »Machen Sie sich keine Gedanken, Koppel. Ich bin hinter ein paar Dokumenten her, die in dem Haus im Safe verwahrt werden. Ich lasse sie mitgehen, und Sie suchen sich aus, was Sie von den Sachen, die es da sonst noch gibt, haben wollen. In Ordnung?«
    »Na ja, weil Sie es sind, einverstanden. Dann wollen wir mal.«
    »Da ist noch etwas. In der Villa wohnt ein Hausmädchen.«
    »Sie haben aber gesagt, das Haus steht leer«, protestierte Koppel. »Wenn sie runterkommt, verdrücke ich mich. Mit Körperverletzung und so will ich nichts zu schaffen haben.«
    »Wir werden warten bis 2   Uhr morgens. Dann schläft sie bestimmt fest.«
    Sie legten die anderthalb Kilometer bis zu Winzers Haus zu Fuß zurück, und nachdem sie verstohlen die Straße hinauf- und hinuntergeblickt hatten, schlüpften sie rasch durch die Gartenpforte. Um nicht auf den knirschenden Kies zu treten, gingen beide Männer auf dem Gras, das die Auffahrt säumte. Sie überquerten den Rasen und versteckten sich hinter den Rhododendronbüschen gegenüber einer Reihe von Fenstern.
    Koppel, der sich wie ein verfolgtes kleines Tier im Unterholz bewegte, unternahm einen Erkundungsgang um das Haus herum und

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