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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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überließ es Miller, die Tasche mit dem Werkzeug zu bewachen. Als er zurückkam, flüsterte er:
    »Das Mädchen hat noch immer Licht an. Ihr Fenster ist auf der anderen Seite des Hauses unter dem Dach.«
    Eine Stunde lang saßen sie fröstelnd unter den fetten immergrünen Blättern der Büsche. Zu rauchen wagten sie nicht. Um ein Uhr morgens unternahm Koppel einen weiteren Rundgang und berichtete, daß im Schlafzimmer des Mädchens kein Licht mehr brannte.
    Koppel ließ weitere anderthalb Stunden verstreichen. Dann drückte er Millers Handgelenk, griff seine Tasche und lief über den mondbeschienenen Rasenstreifen auf die Fenster des Arbeitszimmers zu. Irgendwo ein Stück weiter die Straße hinunter bellte ein Hund, und in größerer Entfernung quietschten die Reifen eines Wagens, der mit überhöhter Geschwindigkeit eine Kurve nahm.
    Zu Millers und Koppels Glück war der Mond noch nicht hinter der Seitenfront des Hauses hervorgekommen – das Gartengelände unterhalb der Fenster lag im Schatten. Koppel ließ seine Taschenlampe aufleuchten; der Lichtstrahl wanderte um den Fensterrahmen herum über die Querstrebe, die das Fenster in einen unteren und einen oberen Teil gliederte. Eine Fensterverriegelung war vorhanden, aber kein Alarmsystem. Koppel öffnete seine Tasche und nahm eine Rolle Klebestreifen, eine Saugglocke an einem Stock, einen Glasschneider mit Diamantspitze und einen Gummihammer heraus.
    Mit bemerkenswerter Geschicklichkeit schnitt er unmittelbar unterhalb des Fensterriegels einen perfekten Kreis in die Fensterscheibe. Zur Sicherheit befestigte er zwei Klebestreifen quer über die kreisrund ausgeschnittene Scheibe und drückte deren Enden auf der unversehrten Glasfläche fest. Zwischen die Klebestreifen preßte er die vorher gutbefeuchtete Saugglocke, so daß zu beiden Seiten ein schmaler Streifen Glas sichtbar blieb. Er nahm den Stiel der Saugglocke in die linke Hand und versetzte der ausgeschnittenen Glasfläche einen festen Schlag mit dem Gummihammer.
    Beim zweiten Schlag knackte es, und die runde Scheibe wurde nach innen gedrückt. Beide verharrten bewegungslos und warteten auf eine Reaktion, aber offenbar hatte niemand das Geräusch gehört. Koppel, der den Griff der Saugglocke, an der die Glasscheibe haftete, nicht losgelassen hatte, riß jetzt die beiden Klebestreifen ab. Er blickte durch das Loch im Fenster in das Zimmer, stellte fest, daß der dicke Teppich, der den Fußboden bedeckte, keine zwei Meter entfernt war. Er schleuderte die runde Glasscheibe und die Saugglocke mit einer Drehung seines Handgelenks so geschickt in den Raum, daß beides lautlos auf dem Teppich landete.
    Dann langte er durch das Loch in der Scheibe, drehte die Fensterverriegelung auf und öffnete vorsichtig den unteren Fensterflügel. Flink wie ein Wiesel setzte er über die Fensterbank, und Miller folgte ihm vorsichtig. Der Raum war im Vergleich zu der vom Mondlicht erhellten Nacht draußen pechschwarz, aber Koppel schien ausgezeichnet sehen zu können.
    Er zischte: »Ruhig jetzt«, und Miller erstarrte, während der Einbrecher leise das Fenster schloß und die Vorhänge zuzog. Er wanderte lautlos im Raum umher, umging instinktiv die Möbel und schloß die Tür zum Korridor. Erst dann knipste er seine Taschenlampe an.
    Der Strahl irrte durchs Zimmer, traf hier auf eine Tischplatte, dort auf ein Telefon, ein wandhohes Bücherregal, einen Sessel und verweilte schließlich auf einem geräumigen Kamin, der von einer ausgedehnten Fläche sauber verfugter glasierter Ziegelsteine umgeben war.
    Ohne daß Miller auch nur einen Laut wahrgenommen hatte, stand Koppel plötzlich neben ihm.
    »Das hier muß das Arbeitszimmer sein, Boß. Zwei solche Räume mit Kaminen wie diesem kann es nicht in einem Haus geben. Wo ist der Hebel, mit dem sich das Mauerwerk öffnen läßt?«
    »Weiß ich nicht«, murmelte Miller ebenso leise wie Koppel, den die Erfahrung gelehrt hatte, daß Murmeln nicht so weit trägt wie Flüstern. »Den müssen Sie schon suchen.«
    »Bin ich blöd? Da könnte ich ja ewig suchen«, sagte Koppel.
    Er bedeutete Miller, sich in den Sessel zu setzen und seine Fahrerhandschuhe unter keinen Umständen auszuziehen. Dann nahm er seine Tasche, ging zum Kamin hinüber und streifte sich ein Stirnband mit einer Haltevorrichtung für die Taschenlampe um den Kopf. Jetzt war der Lichtstrahl nach vorn gerichtet. Zentimeter für Zentimeter tastete er das Mauerwerk nach winzigen Unebenheiten, Einkerbungen oder Hohlräumen ab.

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