Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
zu einem richtig schönen Weihnachten und Neujahr verholfen. Wenn ich jemals etwas für Sie tun kann, sagen Sie mir nur Bescheid. Ihr sehr ergebener …«
    Aber wie lautete der Name, der darunter gestanden hatte? Koppel, richtig. Viktor Koppel. Wenn er nur nicht wieder einsitzt, dachte Miller. Er holte sein Adressenbüchlein mit den Namen und Telefonnummern seiner Kontaktleute heraus, stellte sich den Zimmerapparat auf die Knie und begann, seine Freunde in der Hamburger Unterwelt anzurufen.
    Er erreichte Koppel um halb acht. Da es Freitagabend war, feierte er zusammen mit einer Clique von Freunden in einer Bar auf St.   Pauli. Im Hintergrund konnte Miller die Musikbox hören. Sie spielte den Beatles-Song »I want to hold your hand«, der in diesem Winter so oft gespielt wurde, daß er ihn schon nicht mehr hören konnte.
    Mit ein bißchen Nachhilfe besann sich Koppel auf Miller und das Geldgeschenk, das Doris vor zwei Jahren von ihm erhalten hatte. Koppel war anscheinend nicht mehr völlig nüchtern.
    »War schon anständig von Ihnen, Herr Miller. Richtig anständig war das von Ihnen.«
    »Hören Sie, aus dem Gefängnis haben Sie mir damals geschrieben, wenn Sie mal was für mich tun könnten, würden Sie es tun. Wissen Sie das noch?«
    Koppels Stimme klang argwöhnisch.
    »Ja, ich weiß.«
    »Tja, ich brauche ein bißchen Hilfe. Nicht viel. Wollen Sie mir helfen?«
    »Ich habe nicht viel bei mir, Herr Miller.«
    »Ich will Sie nicht anpumpen«, sagte Miller. »Ich habe da eine kleine Sache für Sie, ich will Sie auch dafür bezahlen. Eine ganz leichte Sache.«
    Koppels Stimme klang erleichtert.
    »Ach so, na klar. Wo sind Sie?«
    Miller gab ihm seine Instruktionen.
    »Fahren Sie gleich zum Hauptbahnhof, und nehmen Sie den ersten besten Zug nach Osnabrück. Dort erwarte ich Sie auf dem Bahnsteig. Und noch etwas: Bringen Sie Ihr Werkzeug mit.«
    »Hören Sie, Herr Miller. Außerhalb meines Revieres arbeite ich nicht gern. Ich kenne mich in Osnabrück nicht aus.«
    Miller verfiel in den Jargon von St.   Pauli.
    As ja man bloß ’n Kinnerspiel, Koppel. Steht leer. Hausbesitzer is in Urlaub gefahrn, da is ne Masse Zeugs zu holen. Ich hab alles ausbaldowert, kein Beinbruch. Sie können morgen zum Frühstück wieder in Hamburg sein, mit ’ner Tüte voll Mäusen, nach denen niemand fragt. Der Mann ist ’ne ganze Woche weg, Sie können das Zeug bequem losschlagen, bevor er zurückkommt, und die Bullen hier werden denken, das hätten die hiesigen Jungs gedreht.«
    »Was ist mit meinem Bahngeld?«
    »Das ersetze ich Ihnen bei Ihrer Ankunft. Um neun geht ein Zug in Hamburg ab. Sie haben eine Stunde. Also beeilen Sie sich.«
    Koppel stieß einen Seufzer aus.
    »Also gut. Ich nehme den Zug.«
    Miller legte auf, bat die Telefonvermittlung des Hotels, ihn um 11   Uhr anzurufen. Er legte sich angezogen aufs Bett, um bis dahin zu schlafen.
    Draußen setzte Mackensen seine einsame Wache fort. Er beschloß, die Bombe um Mitternacht zu legen, wenn Miller nicht inzwischen wieder auf der Bildfläche erschienen war.
    Aber um Viertel nach elf kam Miller aus dem Hotel heraus, überquerte den Platz und betrat den Bahnhof. Mackensen war überrascht. Er stieg aus dem Mercedes und ging zum Bahnhof hinüber, um einen Blick in die Halle zu werfen. Miller stand auf dem Bahnsteig und wartete auf einen Zug.
    »Wann und wohin geht der nächste Zug von diesem Bahnsteig?« fragte Mackensen einen Gepäckträger.
    »11   Uhr   33 nach Münster«, sagte der Gepäckträger.
    Mackensen fragte sich, warum Miller wohl den Zug nahm, wenn er einen Wagen hatte. Noch immer verwundert, kehrte er zu seinem Mercedes zurück und nahm seine Wache wieder auf.
    Um 11   Uhr   35 war sein Problem gelöst. Miller kam wieder aus dem Bahnhof heraus; in seiner Begleitung befand sich ein schäbig angezogener kleiner Mann, der eine schwarze Ledertasche trug. Sie waren in eine Unterhaltung vertieft. Mackensen fluchte. Das letzte, woran ihm gelegen sein konnte, war, daß Miller in Gesellschaft in dem Jaguar davonfuhr. Das erschwerte seinen Mordauftrag beträchtlich. Zu seiner Erleichterung gingen die beiden auf ein wartendes Taxi zu, stiegen ein und fuhren weg. Mackensen beschloß, noch zwanzig Minuten zu warten und dann mit seiner Bombenlegerarbeit am Jaguar zu beginnen. Der Jaguar stand noch immer zwanzig Meter von ihm entfernt.
    Um Mitternacht war der Platz nahezu menschenleer. Mackensen nahm seine Taschenlampe und drei kleine Werkzeuge zur Hand und stieg leise aus

Weitere Kostenlose Bücher