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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Nachdem er auf diese Weise die gesamte Fläche untersucht und nichts gefunden hatte, begann er noch einmal von vorn – diesmal benutzte er ein Palettenmesser. Um halb vier hatte er gefunden, wonach er suchte.
    Die Klinge des Messers glitt in einen Spalt zwischen zwei Ziegelsteinen, und es klickte leise. Ein Geviert von Ziegelsteinen, das etwa sechzig mal sechzig Zentimeter maß, sprang ein Stückchen vor. Die Arbeit war so meisterhaft, daß das Viereck mit bloßem Auge nicht von seiner Umgebung zu unterscheiden war.
    Vorsichtig öffnete Koppel die Tür. Sie hing auf der linken Seite in Stahlangeln. Das bewegliche Stück Mauerwerk war in eine Stahlplatte eingearbeitet, die eine Tür bildete. Hinter der Tür traf der dünne Lichtstrahl von Koppels Taschenlampe auf die Vorderseite eines kleinen Wandsafes.
    Er ließ die Taschenlampe eingeschaltet, hängte sich ein Stethoskop um und steckte die Hörvorrichtung in die Ohren. Nachdem er fünf Minuten lang unverwandt auf das Vier-Scheiben-Kombinationsschloß gestarrt hatte, hielt er das Stethoskop an die Stelle, von der er annahm, daß sich dort die Zuhaltung befand. Er fing an, die Zahlen der ersten Scheibe durchzuprobieren.
    Miller saß drei Meter von Koppel entfernt im Sessel und wurde immer nervöser. Koppel dagegen war ganz ruhig und von seiner Arbeit vollständig in Anspruch genommen. Außerdem wußte er, daß aller Wahrscheinlichkeit nach niemand im Zimmer nach dem Rechten sehen würde, solange sie sich nicht vom Fleck rührten. Der Einstieg, die Suche und der Ausstieg – das waren Gefahrenmomente.
    Er brauchte vierzig Minuten, bis er die letzte Ziffer gefunden hatte. Vorsichtig öffnete er die Safetür und drehte sich zu Miller um. Der Schein seiner Taschenlampe glitt über einen Tisch mit zwei silbernen Leuchtern und einer massiv silbernen Schnupftabakdose. Stumm stand Miller auf und trat neben Koppel an den Safe. Er nahm die Taschenlampe aus ihrer Halterung an Koppels Stirnband und leuchtete in das Innere des Safes. Da lagen mehrere Banknotenbündel. Er zog sie heraus und gab sie seinem dankbaren Komplicen. Koppel stieß einen leisen Pfiff aus.
    Das obere Fach des Safes enthielt nur einen einzigen Gegenstand – einen lederfarbenen Aktenhefter aus Manilahanf. Miller nahm ihn heraus, öffnete ihn und blätterte in den Papieren. Es waren insgesamt etwa vierzig. Jedes Blatt trug ein aufgeklebtes Photo und ein paar mit Maschine geschriebenen Zeilen. Beim achtzehnten Blatt stockte Miller und sagte laut: »Großer Gott.«
    »Leise«, murmelte Koppel eindringlich.
    Miller schloß den Aktenhefter, gab Koppel die Taschenlampe und sagte: »Sie können ihn jetzt zumachen.«
    Koppel ließ die Tür wieder zurückgleiten und drehte so lange an der Skalenscheibe, bis der Safe verschlossen war. Er hatte genau die gleiche Zahlenkombination wiederhergestellt wie am Anfang, als der Safe noch verschlossen war. Dann fügte er das Mauerstück wieder ein und drückte kräftig dagegen. Wieder machte es leise »klick« und rastete ein.
    Er hatte sich die Banknoten – den Reinertrag aus Winzers vier letzten Paßfälschungen – in die Jackentasche gestopft. Er brauchte nur einige Sekunden, um die beiden Leuchter und die silberne Schnupftabakdose leise in seine schwarze Reisetasche gleiten zu lassen.
    Er knipste die Taschenlampe aus, führte Miller am Arm zum Fenster, zog die Vorhänge zurück und sah wachsam hinaus. Der Rasen lag verlassen da. Der Mond hatte sich hinter eine Wolke verzogen. Koppel öffnete leise das Fenster, sprang katzenhaft gewandt mit der Tasche hinaus und wartete auf Miller. Miller hatte den Aktenhefter unter seinen Rollkragensweater gesteckt und lief hinter Koppel auf die Büsche zu.
    Sie gingen dicht an dem Gebüsch entlang, bis sie an die Gartenpforte kamen. Dann traten sie auf die Straße hinaus.
    Miller wäre am liebsten losgerannt.
    »Gehen Sie nicht so schnell«, sagte Koppel in normaler Lautstärke. »Und unterhalten Sie sich mit mir. Es muß so aussehen, als kämen wir von einer Geselligkeit nach Hause.«
    Bis zum Bahnhof waren es fast fünf Kilometer, und es ging schon auf 5   Uhr morgens. An Werktagen wären sie zweifellos bereits gelegentlichen Passanten begegnet, die auf dem Weg zur Arbeit waren. Aber es war Sonnabend, und sie erreichten den Bahnhof, ohne von einem Polizisten angehalten oder auch nur mißtrauisch beäugt worden zu sein.
    Vor 7   Uhr fuhr kein Zug in Richtung Hamburg, aber Koppel erklärte, es mache ihm nicht das geringste aus, sich an

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