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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Frauen und Kinder. Jeder von euch ist sich wie ein Herrgott vorgekommen, und ich glaube, dieses Gefühl beseelt euch heute noch. Aber ihr wart unsagbar feige Hunde. Wie wollen Sie das erklären, daß Sie alle am Leben geblieben sind? Millionen Soldaten sind gefallen, aber Tausende von Mördern sind am Leben geblieben. Sie, Roschmann, sind doch nicht der einzige, dem das geglückt ist. Zu Tausenden habt ihr euch vor der Verantwortung gedrückt, indem ihr nach Übersee geflüchtet und unter falschem Namen untergetaucht seid. Ihr wart es doch, die mit Durchhalteparolen das Volk trotz der Aussichtslosigkeit bis zur Selbstaufgabe noch aufgeputscht haben, während ihr euch schon falsche Dokumente und Zivilkleidung besorgt hattet, sichere Verstecke und Geld. Ihr seid Abschaum, Roschmann, übelster Abschaum.
    Ausgerechnet Sie haben die Unverfrorenheit, mir vorzuhalten, was ein guter Deutscher ist. Ihr habt uns ins Elend gestoßen, und ihr seid für den Schutt und die Asche, in denen wir als Kinder in Hunger und Entbehrung aufgezogen wurden, verantwortlich. Sie haben von Größe und von Tapferkeit gesprochen, und dabei sind Sie doch vor den Russen davongelaufen. Und als ihr flüchtende Soldaten saht, habt ihr vergessen, daß ihr selber auf der Flucht wart, und habt sie an den Bäumen aufgehängt, um die anderen zu zwingen, einen Kampf ohne Aussicht zu führen, nur weil ihr Zeit gewinnen wolltet, euch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.
    Im Namen einer verblendeten rassistischen Heilsehre habt ihr Millionen und aber Millionen umgebracht und euch dann davongestohlen. Nicht die Alliierten, sondern wir müssen über euch zu Gericht sitzen, und diese Pflicht und Schuldigkeit kann uns niemand nehmen. Und daher werde ich Sie nicht erschießen. Ich werde Ihnen die Chance geben, Ihre Unverschämtheiten vor der deutschen Öffentlichkeit zu sagen. Und niemandem, Herr Roschmann, wird es leid um Sie tun, wenn Sie zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt werden, die Sie tausendfach verdient haben. Und lassen Sie sich von mir als einem Vertreter der Generation junger Deutscher, die Sie so offenkundig verabscheuen, noch eines sagen. Dieser Wohlstand, den wir heute haben, hat nicht das geringste mit Ihnen und Ihresgleichen zu tun. Er hat eine Menge mit all den Millionen Menschen zu tun, die im Gegensatz zu Ihnen schwer arbeiten und kein Blut an den Händen haben!«
    Miller hielt immer noch die Pistole auf Roschmann gerichtet. Er packte den Griff der Waffe fester. »Sie wollen mich umbringen«, stammelte Roschmann.
    »Nein. Ich bringe Sie vor Gericht.«
    Miller langte hinter sich und zog das Telefon zu sich heran. Er behielt Roschmann im Auge und hielt die Waffe im Anschlag. Er nahm den Hörer ab, legte ihn auf die Schreibtischplatte und wählte. Dann nahm er den Hörer auf.
    »Ich kenne da einen Mann in Ludwigsburg, der sich auf eine Unterhaltung mit Ihnen freut«, sagte er und hob den Hörer ans Ohr. Der Apparat war stumm. Er legte den Hörer auf die Gabel zurück, nahm ihn wieder auf und wartete auf das Amtszeichen. Vergebens.
    »Haben Sie das Kabel zerschnitten?« fragte er.
    Roschmann schüttelte den Kopf.
    »Hören Sie, wenn Sie die Leitung herausgerissen haben, jage ich Ihnen jetzt und hier eine Kugel durch den Kopf.«
    »Ich habe nichts dergleichen getan. Ich habe das Telefon heute noch gar nicht benutzt.«
    Miller fiel der abgerissene Ast der Eiche und der umgestürzte Telefonmast ein, der quer über dem Weg zum Haus gelegen hatte. Er fluchte leise. Roschmann lächelte dünn.
    »Das Kabel muß heruntergerissen sein«, sagte er. »Sie werden ins Dorf gehen müssen. Was wollen Sie jetzt machen?«
    »Ihnen eine Kugel in den Kopf schießen, wenn Sie nicht tun, was ich Ihnen sage«, fuhr ihn Miller an. Er zog die Handschellen aus der Tasche seiner Joppe und warf sie Roschmann zu.
    »Gehen Sie zum Kamin hinüber«, befahl er ihm und folgte dem Mann quer durch den Raum.»Was haben Sie vor?«
    »Ich werde Sie an das Kamingitter fesseln und dann ins Dorf gehen, um zu telefonieren«, sagte Miller.
    Sein prüfender Blick suchte das verschnörkelte schmiedeeiserne Kamingitter nach einer geeigneten Stelle ab, als Roschmann die Handschellen zu Boden fallen ließ. Der SS-Führer beugte sich nieder, als wollte er sie aufheben, ergriff statt dessen jedoch einen schweren Feuerhaken und schleuderte ihn Miller in Kniehöhe entgegen. Der Reporter sprang zur Seite, der Feuerhaken verfehlte ihn, und Roschmann verlor das Gleichgewicht. Miller sprang

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