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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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vor, hieb Roschmann mit dem Pistolenlauf auf den gesenkten Kopf und trat zurück.
    »Versuchen Sie das noch einmal, und ich lege Sie um«, sagte er.
    Stöhnend vor Schmerz richtete sich Roschmann wieder auf.
    »Schließen Sie eine der Handschellen um Ihr rechtes Handgelenk«, befahl Miller, und Roschmann gehorchte. »Das Rankenornament vor Ihnen – sehen Sie das? In Kopfhöhe. Gleich daneben zweigt ein Schnörkel ab und vereinigt sich wieder mit dem Rankenornament. Schließen Sie dort die andere Fessel an.«
    Roschmann ließ die zweite Fessel zuschnappen, und Miller beförderte die Feuerzange mit einem Tritt außer Reichweite. Mit vorgehaltener Pistole durchsuchte er Roschmanns Taschen und entfernte alle erreichbaren Gegenstände aus dem Umkreis des Gefesselten, mit denen er das Fenster hätte einwerfen können.
    Draußen kam Oskar den Fahrweg hinaufgeradelt. Er hatte seinen Auftrag, die Störung des Telefonanschlusses zu melden, ausgeführt. Der Jaguar auf der Auffahrt überraschte ihn. Als er ins Dorf radelte, hatte ihm sein Chef ausdrücklich versichert, er erwarte keinen Besuch.
    Er lehnte das Fahrrad an die Mauer und betrat das Haus leise durch die Vordertür. Im Gang vor der gepolsterten Tür blieb er unschlüssig stehen. Kein Laut drang aus dem Arbeitszimmer.
    Miller sah sich ein letztes Mal in dem Raum um und war zufrieden.
    »Übrigens hätte es Ihnen wenig genützt, wenn es Ihnen gelungen wäre, mich zu treffen. Es ist jetzt kurz nach halb elf, und ich habe meinen Mitwissern ein beweiskräftiges vollständiges Dossier über Sie hinterlassen. Wenn ich nicht bis Mittag zurück bin, leiten sie es den zuständigen Behörden zu. Ich gehe jetzt ins Dorf, um zu telefonieren. In zwanzig Minuten bin ich wieder da. Sie können sich nicht selbst befreien, nicht mal mit einer Metallfeile. Eine halbe Stunde nach mir wird die Polizei eintreffen.«
    Was er sagte, ließ Roschmanns Hoffnungen schwinden. Er wußte, daß ihm noch eine Chance blieb – Oskar mußte rechtzeitig zurückkommen, Miller überwältigen und ihn zwingen, seine Anweisung, die belastenden Dokumente den Behörden zuzuleiten, vom Dorf aus telefonisch zu widerrufen. Er sah auf die Uhr auf dem Kaminsims. Es war zwanzig vor elf.
    Miller stieß die Tür auf der anderen Seite des Raums auf und trat auf den Gang hinaus. Der Mann vor ihm war einen Kopf größer und trug einen Rollkragenpullover. Roschmann, der Oskar von seinem Kaminplatz aus sehen konnte, rief: »Halten Sie ihn fest!«
    Miller wich in das Arbeitszimmer zurück und zog wieder die Pistole aus der Tasche. Er war zu langsam. Mit einem linken Schwinger schlug Oskars Pranke Miller die Automatic aus der Hand. Ein rechter Haken traf Millers Kopf. Der Reporter wog 85   Kilo, aber der Schlag hob ihn vom Boden und schleuderte ihn rückwärts. Seine Füße verfingen sich in einem niedrigen Zeitungsständer, und im Fallen schlug er mit dem Hinterkopf auf der Ecke eines hölzernen Büchergestells auf. Wie leblos glitt sein Körper auf den Teppich und rollte halb zur Seite.
    Sekundenlang herrschte Schweigen. Oskar starrte seinen ans Kamingitter gefesselten Chef mit hängenden Armen an. Roschmann blickte auf den reglos daliegenden Müller, von dessen Hinterkopf ein schmaler Blutfaden auf den Boden sickerte.
    »Sie Idiot!« brüllte Roschmann Oskar an, als er sah, daß Miller bewußtlos war. Oskar sah ratlos aus.
    »Kommen Sie her!«
    Der Hüne stapfte quer durch den Raum und blieb vor Roschmann stehen. »Versuchen Sie, mich aus diesen Handschellen zu befreien«, befahl der ehemalige SS-Führer. »Nehmen Sie den Feuerhaken oder die Zange zur Hilfe.«
    Aber der Kamin war zu einer Zeit gebaut worden, als die Handwerker noch ihre Ehre darein setzten, dauerhafte Arbeit zu leisten. Das Ergebnis von Oskars Anstrengungen waren ein verbogener Feuerhaken und eine gekrümmte Feuerzange.
    »Schleifen Sie ihn hierher«, befahl Roschmann schließlich. Während Oskar den bewußtlosen Miller hochhielt, sah Roschmann dem Reporter unter das Augenlid und fühlte ihm den Puls.
    »Er lebt, aber Sie haben ihn gründlich ausgeknockt«, sagte er. »Ohne Arzt kann es Stunden dauern, bis er wieder zu sich kommt. Bringen Sie mir Papier und Bleistift.«
    Mit der freien Hand kritzelte er zwei Telefonnummern auf einen Zettel, während Oskar eine Metallfeile aus der Werkzeugkommode unter der Treppe holte. Als er zurück war, gab ihm Roschmann den Zettel.
    »Fahren Sie so rasch Sie können ins Dorf hinunter«, befahl er Oskar. »Rufen Sie

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