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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Erde!«
    Roschmann war so in Rage geraten, daß er trotz der auf ihn gerichteten Waffe zwischen Fenster und Schreibtisch auf und ab ging.
    »Uns verbindet mehr als die Sprache, denn auch die Juden sprechen deutsch. Es ist auch nicht nur die Kultur, denn auch die Kultur war zum Teil jüdisch. Uns verbindet die Zugehörigkeit zu einem Volk. Wir ziehen am selben Strang, Miller, ja, Sie, der Sie jetzt mit der Waffe auf mich zielen – und ich.
    Sie fragen nach dem Beweis unserer Größe? Schauen Sie sich das Deutschland von heute an. 1945 auf Gnade oder Ungnade den Barbaren im Osten und den Narren und Plutokraten im Westen ausgeliefert, zerbombt, erniedrigt und gedemütigt, hat es sich aus den Trümmern erhoben. Noch mangelt es Deutschland an der unerläßlichen Disziplin, für die wir seinerzeit haben sorgen können, aber Jahr für Jahr wächst seine wirtschaftliche und industrielle Macht. Und auch seine militärische Macht. Wenn erst einmal die letzten Auswirkungen des Einflusses der Alliierten von 1945 überwunden sind, werden wir wieder so mächtig sein, wie wir es einmal waren. Dazu brauchen wir Zeit und einen neuen Führer, aber die Ideale werden dieselben sein, und auch der Ruhm wird der gleiche sein.
    Und wissen Sie, womit wir das schaffen werden, junger Mann? Ich will es Ihnen sagen – mit Disziplin und Organisation. Mit härtester Disziplin – je härter, desto besser – und straffer Organisation, unserer Art, die Dinge zu organisieren, die nach unserer Tapferkeit die größte Gabe ist, über die wir verfügen. Denn wir können organisieren, das haben wir bewiesen. Sehen Sie sich doch um, sehen Sie dieses Haus an, dieses Anwesen, das Werk, alle Fabriken, hier, im Ruhrgebiet und anderswo. Tausende von Fabriken, die in Tag- und Nachtschichten Deutschlands Macht und Reichtum mehren. Und wer, glauben Sie wohl, hat alles das geschaffen? Etwa die Leute, die ihre Zeit damit vertun, sich ein paar kümmerlicher luden wegen in wehleidigen Gemeinplätzen zu ergehen? Nestbeschmutzer und feige Verräter, die anständigen, aufrecht gesinnten deutschen Soldaten am Zeuge flicken wollen? Nein, wir waren es, die alles geschaffen haben, dieselben Männer, die Deutschland vor dreißig Jahren schon einmal wieder hochgebracht haben.« Er wandte sich vom Fenster ab und sah Miller mit fanatisch leuchtenden Augen an. Zugleich aber schätzte er auch die Entfernung zwischen dem Feuerhaken am Kamingitter und dem Punkt ab, an dem er sich gerade befand – fünf Schritte zwischen Kamin und Sessel.
    Miller hatte seinen Blick bemerkt.
    »Jetzt kommen Sie, ein Vertreter der jungen Generation, voller Idealismus und Betroffenheit zu mir und richten Ihren Revolver auf mich. Warum lassen Sie Ihren Idealismus nicht Ihrem eigenen Land, Ihrem eigenen Volk zugute kommen? Glauben Sie, daß unser Volk dafür Verständnis hat, daß Sie mich oder vielleicht auch andere jagen?«
    »Ich habe niemanden um die Zustimmung gefragt«, sagte Miller.
    Natürlich können Sie mich der Polizei übergeben, man wird mir möglicherweise – ich sage ausdrücklich: ›möglicherweise‹ – den Prozeß machen. Denn wo soll man alle diese Zeugen hernehmen, die man für diesen Prozeß braucht? Und am Ende, glauben Sie mir, werden Sie es selber sein, der den Tag verflucht, an dem Sie zu mir gekommen sind. Stecken Sie also die Pistole weg und gehen Sie nach Hause, junger Mann. Gehen Sie nach Hause und studieren Sie die wahre Geschichte jener Zeit.«
    Miller hatte während der ganzen Tirade nahezu stumm dagesessen und den Mann, der vor ihm auf und ab schritt und ihn bekehren wollte, mit wachsendem Abscheu beobachtet. Er hatte hundert Dinge sagen wollen über den Wahnsinn, ein Gefühl der Größe und fraglichen geschichtlichen Ruhm, um den Preis des Lebens von Millionen Mitmenschen erwerben zu wollen. Aber er fand keine Worte. Man findet sie nie, wenn man sie braucht. So saß er wie betäubt da und starrte Roschmann an, bis er fertig war.
    Nach ein paar Sekunden fragte Miller: »Haben Sie jemals von einem Mann namens Tauber gehört?«
    »Von wem?«
    »Salomon Tauber. Er war ein Deutscher wie Sie und ich. Ein deutscher Jude. Er war in Riga, von der Zernierung bis zur Räumung des Ghettos.«
    Roschmann zuckte die Achseln.
    »Ich kann mich nicht erinnern. Das ist lange her. Wer soll das gewesen sein?«
    »Setzen Sie sich«, sagte Miller. »Und jetzt bleiben Sie, wo Sie sind.«
    Roschmann hob ungeduldig die Schultern und ging zu dem Sessel zurück. Er spürte, daß Miller nicht

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