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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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gewinnbringenden wirtschaftlichen Aspekte der Vernichtung mehrerer Millionen Menschen war das Reichswirtschaftsverwaltungs-Hauptamt der SS gewesen. Señor Ricardo Suertes, der Mann, der auf dem Fensterplatz 3 B des Flugzeugs saß, hatte dieses Amt geleitet.
    Glücks wollte seine Freiheit durch eine Rückkehr nach Deutschland nicht aufs Spiel setzen. Das hatte er auch gar nicht nötig. Er hatte genug Geld aus den geheimen Fonds für den Rest seines Lebens; er konnte seine Tage aufs angenehmste in Südamerika verbringen und tut dies auch heute noch. Seine nationalsozialistische Gesinnung blieb von den Ereignissen des Jahres 1945 unerschüttert; seine vormalige hohe Dienststellung sicherte ihm eine einflußreiche Position unter den flüchtigen Nazis in Argentinien, der Zentrale von ODESSA.
    Die Maschine landete planmäßig, und die Zollabfertigung der Fluggäste verlief ohne Zwischenfälle. Das Spanisch, das der Passagier aus der dritten Reihe der Ersten Klasse sprach, war fließend; es veranlaßte die Beamten keineswegs, die Brauen hochzuziehen. Señor Suertes galt schon seit langen Jahren als Südamerikaner.
    Vor dem Flughafengebäude stieg er in ein Taxi und nannte dem Fahrer in alter Gewohnheit eine nur einen Häuserblock vom Zurbarán-Hotel entfernte Adresse. Er zahlte den Taxifahrer, nahm seine Reisetasche und ging die letzten zweihundert Meter zu Fuß zum Hotel.
    Schon nach wenigen Augenblicken bekam der den Schlüssel ausgehändigt, denn er hatte sein Zimmer per Fernschreiber reservieren lassen. Er ging nach oben, um sich zu rasieren und zu duschen. Punkt neun Uhr klopfte jemand dreimal leise und nach einer Pause noch zweimal. Er öffnete selbst und trat ins Zimmer zurück, als er seinen Besucher erkannte.
    Der Gast schloß die Tür hinter sich, nahm eine stramme Haltung an und hob den rechten Arm zum alten Gruß.
    Glücks nickte dem jüngeren Mann wohlwollend zu; er hob seinerseits die Rechte zum Gruß.
    Er bat seinen Gast, Platz zu nehmen. Der Mann, der dieser Aufforderung erst Folge leistete, nachdem sich Richard Glücks hingesetzt hatte, war ebenfalls Deutscher, ehemaliger SS-Führer und derzeit Chef des innerdeutschen Organisationsnetzes der ODESSA. Er war sich der Ehre bewußt, zu einer persönlichen Unterredung mit einem so hochgestellten Vorgesetzten nach Madrid gerufen zu werden. Er nahm an, der Anlaß müsse mit der Ermordung Präsident Kennedys vor sechsunddreißig Stunden zusammenhängen. Und damit hatte er nicht unrecht.
    Glücks goß sich aus einer Kanne vom Frühstückstablett eine Tasse Kaffee ein und zündete sich in aller Ruhe eine lange Corona an.
    »Sie werden den Grund erraten haben, der mich zu diesem kurzfristig angesetzten und einigermaßen riskanten Europabesuch bewogen hat«, sagte er. »Da ich nicht beabsichtigte, auch nur eine Stunde länger als unbedingt erforderlich auf diesem Kontinent zu bleiben, will ich mich kurz fassen und ohne Umschweife zur Sache kommen.«
    Der Untergebene aus Deutschland beugte sich erwartungsvoll vor.
    »Daß es Kennedy erwischt hat, ist ein unschätzbarer Glücksfall für uns«, fuhr Glücks fort. »Wir dürfen nichts unversucht lassen, diesem Ereignis unsererseits ein Optimum an Vorteilen abzugewinnen. Können Sie mir folgen?«
    »Jawohl, Gruppenführer – im grundsätzlichen schon«, sagte der jüngere Mann eilig. »Was meinen Sie im einzelnen damit?«
    »Ich denke an das geheime Waffenlieferungsabkommen, das die Verräterbande in Bonn mit den Juden in Tel Aviv getroffen hat. Sie sind über das Abkommen im Bilde? Sie wissen, daß Westdeutschland fortlaufend Panzer, Geschütze und andere Waffen in großen Mengen an Israel liefert?«
    »Jawohl, das weiß ich.«
    »Und Sie wissen auch, daß unsere Organisation alles daransetzt, was in ihrer Macht steht, um den Ägyptern beizustehen, damit sie in dem kommenden Kampf den Sieg davontragen?«
    »Selbstverständlich. Wir haben zu diesem Zweck bereits die Anwerbung zahlreicher deutscher Wissenschaftler organisiert.«
    Glücks nickte.
    »Ich komme noch auf diesen Punkt zurück. Worauf ich hinauswollte, das ist unsere Politik, unsere arabischen Freunde laufend so vollständig wie nur irgend möglich über alle Einzelheiten dieses verräterischen Abkommens zu informieren, damit sie ihrerseits mit dem erforderlichen Nachdruck auf diplomatischem Wege in Bonn vorstellig werden können. Die arabischen Proteste haben bereits die Bildung einer Gruppe in Westdeutschland zur Folge gehabt, die das Abkommen aus

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