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Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition)

Titel: Die Akte ODESSA: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Abreise erwische«, sagte er. »Ich habe eine Idee, die Ihnen vielleicht weiterhilft. Treffen Sie mich heute nachmittag gegen 4   Uhr im Cercle Français.«
    Kurz vor dem Mittagessen rief Miller Sigi an und sagte ihr, daß er im Dreesen abgestiegen sei.
    Cadbury bestellte Tee, als Miller sich zu ihm gesetzt hatte.
    »Mir ist da eine Idee gekommen, als ich heute vormittag auf dieser langweiligen Pressekonferenz zwischendurch abschaltete, weil ich einfach nicht mehr hinhören konnte«, erzählte er Miller. »Da Roschmann seinerzeit gefaßt und als gesuchter Kriegsverbrecher identifiziert wurde, muß sein Fall den Militärbehörden in der britischen Zone bekanntgeworden sein. Die drei westlichen Besatzungsmächte in Deutschland und in Österreich tauschten damals Kopien aller diesbezüglichen Akten aus. Haben Sie jemals von einem Mann namens Lord Russell of Liverpool gehört?«
    »Nein, nie«, sagte Miller.
    »Er war während der Besatzungszeit Rechtsberater des britischen Militärgouverneurs bei allen von uns durchgeführten Kriegsverbrecherprozessen. Später schrieb er ein Buch mit dem Titel The Scourge of the Swastika . Sie können sich denken, wovon es handelte. Hat in Deutschland nicht gerade zu seiner Beliebtheit beigetragen, denn was in dem Buch stand, stimmt nur zu genau.«
    »Ist er Anwalt?« fragte Miller.
    »Das war er«, sagte Cadbury. »Und zwar ein brillanter. Deswegen wurde er zum Rechtsberater des Militärgouverneurs ernannt. Er ist jetzt im Ruhestand und lebt in Wimbledon. Ich weiß nicht, ob er sich meiner noch entsinnt, aber ich kann Ihnen auf jeden Fall ein Einführungsschreiben mitgeben.«
    »Würde er sich denn an so weit zurückliegende Dinge erinnern können?«
    »Möglicherweise ja. Er ist kein junger Mann mehr, aber er stand damals in dem Ruf, ein wahres Archiv als Gedächtnis zu haben. Wenn ihm der Fall Roschmann jemals zur Anklagevorbereitung übertragen wurde, dann erinnert er sich noch bis in die letzte Einzelheit. Da bin ich ganz sicher.«
    Miller nickte und schlürfte seinen Tee.
    »Ich könnte nach London fliegen und ihn aufsuchen.«
    Cadbury zog einen Umschlag aus der Tasche.
    »Hier ist der Brief für ihn.« Er gab Miller das Schreiben und stand auf. »Viel Glück.«
    Memmers hatte schon die Informationen für den Werwolf, als dieser kurz nach 4   Uhr anrief.
    »Er hat seine Freundin angerufen«, sagte Memmers. »Zur Zeit ist er in Bad Godesberg im Hotel Dreesen.«
    Der Werwolf legte den Hörer auf und blätterte in einem Adressenbuch. Nach kurzer Suche entschied er sich für einen Namen, nahm den Telefonhörer wieder auf und wählte eine Nummer im Raum Bonn/Bad Godesberg.
    Miller kehrte ins Hotel zurück, um den Flughafen Köln-Wahn anzurufen und für den nächsten Tag – Dienstag, den 31.   Dezember – einen Flug nach London zu buchen. Als er an die Rezeption trat, lächelte ihm das Mädchen hinter dem Tresen strahlend zu und deutete auf die Sitzecke vor dem Erkerfenster, das auf den Rhein hinausging.
    »Da ist ein Herr, der Sie sprechen möchte, Herr Miller.«
    Miller blickte zur Fensternische, wo ein paar Tische mit Gobelinsesseln standen. In einem Sessel saß ein Mann mittleren Alters. Er trug einen schwarzen Wintermantel; die Hände stützte er auf den Stoff seines zusammengerollten Regenschirms, sein schwarzer Homburg lag vor ihm auf dem Tisch.
    Miller schlenderte zu dem Mann hinüber. Er fragte sich, wer von seiner Anwesenheit in Bad Godesberg erfahren haben konnte.
    »Sie wollten mich sprechen?«
    Der Mann sprang auf.
    »Herr Miller?«
    »Ja.«
    »Herr Peter Miller?«
    »Ja.«
    Der Mann machte eine knappe Verbeugung.
    »Mein Name ist Schmidt. Doktor Schmidt.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Dr.   Schmidt lächelte bescheiden und starrte durchs Fenster auf den Rhein hinaus. Die schwarzen Wassermassen trieben im Lichtschein der Terrassenbeleuchtung vorbei.
    »Ich habe mir sagen lassen, daß Sie Journalist sind. Freiberuflicher Journalist, nicht wahr, und zwar ein sehr guter.« Er lächelte strahlend. »Sie haben den Ruf, sehr gründlich und ausdauernd zu sein.«
    Miller schwieg und wartete darauf, daß der Mann zur Sache kam.
    »Einigen Freunden von mir ist zu Ohren gekommen, daß Sie gegenwärtig Recherchen anstellen, die gewisse – nun, sagen wir – weit zurückliegende Ereignisse betreffen. Sehr weit zurückliegende Ereignisse.«
    Miller erstarrte, während er sich vergeblich fragte, wer die »Freunde« sein konnten und woher sie das wußten. Dann wurde ihm klar,

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