Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
uns nie gesehen und in London sind Sie, um sich den Tower anzusehen. Und wenn ich auch nur irgendwo den Hauch eines Gerüchtes vernehme oder Sie irgendwo eine falsche Taste drücken, dann ziehe ich Sie höchstpersönlich aus dem Verkehr und sperre Sie in den Tower. In Ketten. Das schließt Recherchen zu Patrick McKenzies Tod mit ein. Whitewolf ist für Sie ab sofort tabu. Finger weg von ihm. Er frisst Sie sonst mit Haut und Haaren. Haben wir uns verstanden?“
Rabea war selten beeindruckt. Jetzt war sie es. Er meinte es ernst. „Also gut“, lenkte sie ein. „Sie haben gewonnen.“
„Dann sind wir uns also einig. Und jetzt will ich Maliks Papiere haben. Wo sind sie?“
Rabea holte tief Luft. Zwei Jahre ihres Lebens hatte sie für die Unterlagen geopfert und Patrick McKenzie hatte dafür sein Leben verloren. War es das alles wert?
„Wir haben einen Deal, Rotfuchs“, fasste Director Clayton hart nach.
Rabea gab sich einen Ruck: „Ich habe die Papiere im Katzenklo versteckt. Es steht in Tanger in der Wohnung meiner Nachbarin.“
Director Claytons buschige Augenbrauen fuhren steil nach oben: „Im … was?“ Er starrte sie verständnislos an.
„Das ist ein Kasten, den man hinstellt, damit eine Katze hineinscheißt“, half ihm Rabea auf die Sprünge.
„Das ist mir klar.“ Seine Frau hatte selbst eine Katze. Das verdammte Vieh schlief sogar ihrem Bett. „Na, Sie sind mir ja ein Herzchen. Lassen Ihre Katze auf Ihren wichtigsten Beweis scheißen.“ Aber er hatte in seinem Agentenleben schon zu viel erlebt, um sich noch groß über irgendetwas zu wundern. „Gut, ich lasse dieses Katzenklo gleich sicherstellen.“ Er griff zum Telefon und hoffte, dass Mullers Leute ihm nicht zuvorgekommen waren und das Katzenklo ausgekippt hatten. Wenn ja, wusste er zumindest, dass Muller in der Sache mit drinhing. Erwähnt hatte er nichts. Dann war er fällig, dachte er grimmig.
„Director Clayton, ich hätte da noch einen Vorschlag.“ Rabea hatte ihm die Hand auf den Arm gelegt.
„Was denn, Rotfuchs?“
„Meine Nachbarin würde sich sicher wundern, wenn Sie nur das Katzenklo abholten und die Katze nicht mitnähmen. Besser wäre es, Sie würden mit dem Katzenklo auch die Katze ausfliegen.“
Director Claytons Kopf, bereits ganz auf sein Smartphone konzentriert, ruckte hoch. Er blinzelte Rabea entgeistert an. „Was? Wie bitte?“ Hatte er sich da gerade verhört?
Rabea blinzelte zum Steinerweichen zurück.
„Wie bitte?“, wiederholte Clayton, diesmal lauter. Nein, er hatte sich nicht verhört. Seine Augen verengten sich, so dass seine Augenbrauen sich über der Nasenwurzel vereinigten: „Ich soll also meine Agents bitten, ihre Katze aus Nordafrika zu überführen?“ Eine Sekunde verging, dann noch eine. Plötzlich lachte Director Clayton laut heraus. „Ach, was soll es, ist mal was anderes. Wir evakuieren eine Katze, haha, köstlich.“ Er telefonierte und gab seine Anweisungen durch.
„Ich habe geliefert, jetzt sind Sie dran“, sagte Rabea, sobald er aufgelegt hatte. „Quid pro quo.“
„Stimmt. Whitewolfs Manipulationen, die zweite. Seit 9/11 sind eine Menge Verschwörungstheorien aufgekommen. Eine davon verdächtigt die CIA, an dem Terroranschlag auf das World Trade Center beteiligt gewesen zu sein. Ich bin einem Hinweis nachgegangen und habe eine mögliche Verbindung von einem der Attentäter zu Whitewolf entdeckt. Die Vita des Mannes war von Anfang bis Ende konstruiert. Man hatte eine Legende um ihn aufgebaut. Und diese Legende trug eindeutig die Handschrift der CIA. Der Attentäter stammte weder aus Saudi-Arabien noch war er Muslim.“
„Mohawk?“, fragte Rabea leise nach.
„Mohawk.“
„Aber das ist noch kein Beweis für eine Verbindung zu Whitewolf“, wandte Rabea ein.
„Nein. Aber es gab eine Aufnahme des Mannes, die recht aufschlussreich war: Er trägt genau die Art von Narben, die charakteristisch sind für die Rituale, von denen wir wissen, dass sie mit Whitewolf wieder auflebten. Allerdings ist Whitewolf schlau. Von ihm existiert nicht eine einzige Aufnahme. Nur dieses Foto. Und das belegt höchstens eine Jugendsünde. Ich habe im Laufe meiner Ermittlungen sämtliche Archive durchkämmt und irgendwann hatte ich meinen Attentäter gefunden. Auf einer Aufnahme beim Sonnentanz.“
„Dann haben Sie ja einen Beweis!“ Rabea war elektrisiert.
„Falsch, ich hatte den Beweis.“
„Was soll das heißen?“
„Das soll heißen, dass die Fotos, die ich auf meinen Rechner gezogen
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