Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
eingefädelt hat – ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Er hat nichts dem Zufall überlassen. Salopp gesagt: Er hat uns am Wickel. Wir können ihm nicht am Zeug flicken, ohne uns selbst an den Pranger zu stellen.“
Clayton holte tief Luft. Er merkte selbst, wie sein verdammter Blutdruck sich wieder gefährlichen Werten näherte. Diese ganze Angelegenheit brachte ihn in Rage, Whitewolf ebenso wie diese Schmeißfliege Robertson und seine Kumpane von der CIA, die ihm die ganze Suppe eingebrockt hatten - nur weil sie der Meinung waren, sich in die Politik einmischen zu müssen. Und waren geradewegs in Whitewolfs Falle getappt. Durch ihre Dummheit waren ihm jetzt die Hände gebunden. Aber diese junge Journalistin hatte mehr Mumm in den Knochen als die meisten Männer, die er kannte. Ein Jammer, wenn ihr etwas passieren sollte. Clayton fasste einen spontanen Entschluss.
„Ich verrate Ihnen was, Rotfuchs. Aber nur, weil wir beide die Wahrheit kennen und sie nicht beweisen können. Sie sollen wissen, warum Sie sich künftig von ihm fernhalten sollten. Aber ich verrate Ihnen das nur unter zwei Bedingungen: Erstens, Sie legen alle Ihre Karten auf den Tisch - denn wir beide wissen, dass Sie noch etwas zurückhalten -, und zweitens auch nur, wenn Sie mir jetzt und hier in die Hand versprechen, nichts weiter in der Sache Whitewolf zu unternehmen, sondern mir die Angelegenheit zu überlassen. Haben wir einen Deal?“
Rabea konnte nicht anders. Sie lächelte Director Clayton zu. Sie fand den Mann unwiderstehlich. Er hielt ihr seine Rechte entgegen. Rabea schlug ein. „Deal. Wer zuerst?“
Jetzt lächelte auch der Director. „Sie, natürlich.“
„Gut. Was wissen Sie über das Konsortium die Sieben ?“
„Dass es diese Geheimorganisation gibt und auch, wer ihre Mitglieder sind. Sie und die ermordete Journalistin Farraday haben diesbezüglich recherchiert.“
„Ja, aber ich habe einen Hinweis gefunden, dass es inoffiziell acht sind.“
„Whitewolf“, nickte Clayton.
„Dann wissen Sie, dass er die Sieben genauso manipuliert hat, wie uns alle, Sie, mich, die CIA. Er hat die Operation Zwei Flüsse bereits 1999 geplant. Er hält im Hintergrund alle Fäden in der Hand.“
„Wo ist dieser Hinweis? Kann ich ihn sehen?“
„Er ist noch in Tanger in seinem Versteck, hoffe ich zumindest.“
„Was sind das für Papiere?“
„Unter anderem Schiffsfrachtpapiere und medizinische Unterlagen zweier Besatzungsmitglieder.“
„Wie sind Sie daran gekommen?“
„Berufsgeheimnis.“
Clayton verzog das Gesicht, als hätte er sich auf die Zunge gebissen. „Und was macht Sie so sicher, dass die Papiere echt sind?“
„Weil große Schiffe Spuren hinterlassen. Erstens hat sich das Schiff nachweislich zu diesem Zeitpunkt am anderen Ende der Welt befunden. Man hat also ein identisches Schiff genommen, Namen und Registrierung kopiert und mit einer verbotenen Ladung losgeschickt. Ich besitze die Frachtpapiere beider Schiffe.“
„Und was sind das für medizinische Unterlagen?“, hakte Clayton nach.
„Sie beweisen, dass zwei Mitglieder der Besatzung an der Strahlenkrankheit litten.“
Clayton saß plötzlich sehr aufrecht: „Sie meinen …?“
„Ja, sie sind definitiv im Jahr 2000 mit radioaktivem Material in Berührung gekommen.“
„Wie? Auf dem Schiff?“
„Ja. Von meinem Informanten weiß ich, dass sie damals versucht haben, das Material zu stehlen.“
„Wo sind die Männer jetzt?“
„Tot.“
„Das beantwortet nicht meine Frage.“
„Ich weiß nicht, wo sie begraben sind. Aber ganz sicher nicht in Tanger, falls Sie vorhaben, eine Hundertschaft mit einem Geigerzähler loszuschicken.“
„Wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein“, seufzte Clayton. „Wer ist Ihr Informant?“
„Das fällt auch unter das Berufsgeheimnis.“ Rabea lächelte ihn verbindlich an. Sie hatte Jules vor seiner Abreise nach Barcelona ins Vertrauen gezogen. Sie hatte heimlich ein Foto ihres Informanten geschossen. Er hatte den Mann sofort als Malik erkannt. Er hatte für den libanesischen Geheimdienst, wie auch für die Syrer gearbeitet. Doch sie konnte weder den Mann noch Jules als Quelle preisgeben.
Clayton musterte sie über seine dicken Brillengläser hinweg. „Wie Sie wissen, Miss Kennedy, bin ich über Lafitte und seine diversen Aktivitäten durchaus im Bilde. Also ist er der Meinung, dass die Papiere zu gebrauchen sind. Warum ist er dieser Meinung?“
Rabea seufzte: “Weil der Mann, von dem ich sie
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