Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
hatte, am nächsten Morgen verschwunden waren. Jemand hat die Daten gelöscht. Auch die Archive waren über Nacht vernichtet worden.“
„Verdammt! Jemand von Ihren eigenen Leuten?“
„Vermutlich.“ Clayton hatte seinen eigenen Stellvertreter, Muller, im Verdacht, aber das ging den Rotfuchs nichts an.
„Werden Sie Whitewolf das Handwerk legen? Sprich, ihn daran hindern, für die Präsidentschaft zu kandidieren?“
„Nein. Politiker sind alle gleich. Und sie vermehren sich wie die Schmeißfliegen.“
„Aber Sie können doch unmöglich wollen, dass dieser Mann Ihr nächster Präsident wird?“, ereiferte sich Rabea.
„Mir ist ein Schurke, den ich kenne, lieber als ein Schurke, den ich nicht kenne. Politik ist manchmal die Entscheidung für das kleinere Übel, Rotfuchs.“
„Sie sehen Whitewolf als das kleinere Übel an?“ Davon wurde Rabea übel. Clayton büßte herb an Sympathiepunkten bei ihr ein.
„Ja und Nein. Ich habe bereits eine Reihe von Maßnahmen eingeleitet. Eine davon sieht vor, dass Ihre elitären Sieben aufgrund anonym zugespielter Papiere gleich morgen Besuch von der Steuerbehörde ihres jeweiligen Landes erhalten. Es ist wie bei Al Capone damals. Er kam mit Mord und Totschlag davon, die Staatsanwaltschaft konnte ihm nichts nachweisen. Erst die Finanzbehörden haben ihn drangekriegt. Bei seinen Steuern kennt kein Land Gnade. Das dürfte diese geldgeilen Heuschrecken auf Jahre hinaus beschäftigen. Bei Whitewolf sind wir leider nicht fündig geworden. Zu meinem Verdruss zahlt er pünktlich seine Steuern. Aber seine Börsensuppe werde ich ihm gründlich versalzen. Der hat sein letztes Insidergeschäft verbrochen. Darum bin ich hier. Ich werde ihm gleich einen Freundschaftsbesuch abstatten. Ich hoffe, er hat einen Plan B für seine Rede heute.“
„Sie wissen von dem geplanten Börsencrash?“, reagierte Rabea verblüfft. Die Karte hatte sie sich eigentlich für das Finale mit Clayton aufgespart gehabt.
„So schlau wie Sie bin ich allemal, Rotfuchs.“ Clayton zwinkerte ihr zu. „Allerding muss ich gestehen, dass mir ein glücklicher Zufall zu Hilfe kam. Der vermisste Private First Class William Hunter hat sich der DIA gestern gestellt. Er hatte sich versteckt, nachdem die anderen Mitglieder seines Suchtrupps systematisch liquidiert wurden. Linda Farraday hatte ihm ihre Recherchen zu den Sieben anvertraut, nachdem er sie gewarnt hatte – in dem Glauben, Sie vor sich zu haben!“
„Dennoch ist sie tot“, sagte Rabea finster.
„Ja, leider. Die Sorge um ihr Kind wurde ihr zum Verhängnis.“
„Was ist mit dem zweiten Mann, Uriah Lightfood? Mohawk, nehme ich an. Haben Sie ihn?“
„Noch nicht, und selbst wenn, er würde nicht reden. Vermutlich würde er sich selbst töten, bevor er uns in die Hände fällt.“
„Sie sagten, Whitewolf sei politisch das kleinere Übel . Dennoch jagen Sie ihn. Warum?“
„Man könnte sagen, ich habe noch eine persönliche Rechnung mit Mr Whitewolf offen.“
Rabea sah ihn gespannt an.
„Er hat nicht nur Ihre Freunde umgebracht. Ein Freund von mir „verunglückte“ am 16. Juli 1999. Aber ich weiß, dass es kein Unglück war. Es war Mord. Mein Freund war einigen einflussreichen Leute auf der politischen Bühne offenbar im Weg. Whitewolf war einer davon.“
„Moment!“ Rabea war bei der Nennung des Datums blass geworden. „Sie sprechen von dem Flugzeugabsturz von J.F.Ks Sohn, John Jr. Kennedy?“
Clayton lächelte bitter. „Ja, zusammen mit seiner Frau Caroline und deren Schwester Lauren. Wunderbare Mädchen. Sie waren auf dem Weg zur Hochzeit von Johns Cousine Rory auf Marthas Vineyard. Das Datum stand lange fest. Jeder wusste, dass John dort teilnehmen würde. Die Attentäter hatten genug Zeit, einen Sprengsatz an seinem Flugzeug anzubringen. Ich wusste es, die amerikanische Luftfahrtbehörde wusste es, und Präsident Clinton hat es auch gewusst. Das Wrack wurde ziemlich schnell gefunden, aber trotzdem verging ein Tag, bis man die Angehörigen informiert hatte. Clinton rechtfertigte das später damit, dass er den Angehörigen nicht die Hoffnung hatte rauben wollen. In Wahrheit hatte man die Spuren des Attentats beseitigt. Ein weiterer Kennedy war ermordet worden! Doch diese Wahrheit sollte die Öffentlichkeit nicht erfahren. Stattdessen hat man das Unglück mit einem Pilotenfehler begründet. Alles Lügen.“ Clayton atmete schwer. Allein darüber zu sprechen, riss alte Wunden auf.
„Ich habe gelesen, dass John Jr. seiner Mutter
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