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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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schlechter als wildes, eher sogar besser.«
    »Außer wenn es voller Maden ist.«
    Fehling schwieg. Das Thema behagte ihm offensichtlich nicht.
    »Wie haben Sie denn«, fragte Lange, »die Küche von Haus Vaterland überzeugt, weiterhin auf die Firma Fehling als Lieferanten zu setzen?«
    »Wie?« Fehlings Augen ruckten unruhig hin und her. »Wir haben natürlich … Also, erst einmal haben wir die verdorbene Lieferung natürlich anstandslos zurückgenommen. Und nichts berechnet.«
    »Das wäre ja auch noch schöner.«
    »Auch wenn wir uns keiner Schuld bewusst waren!«
    »Haben Sie nie daran gedacht, die Maden könnten erst im Haus Vaterland ins Fleisch gelangt sein?«
    »Schon, aber … So schnell geht das eigentlich nicht, es dauert ja, bis die schlüpfen. Da müsste schon jemand vorsätzlich …« Er winkte ab. »Und im Vaterland haben sie das schon einen Tag nach der Lieferung bemerkt, die Sauerei.« Er schaute Lange an. »Das muss dann wohl auf unsere Kappe gegangen sein.«
    »Ich nehme an, das ist ein wichtiger Kunde für Sie, Kempinski, oder?«
    »Natürlich.«
    »Ein Kunde, den man nicht verlieren will.«
    Fehling schwieg.
    »Und dass von dem Madenskandal nichts an die Öffentlichkeit gedrungen ist, war doch bestimmt auch wichtig für Sie.«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Ich möchte mir nur ein Bild machen, wie wichtig es für Sie war, dass diese Angelegenheit wieder bereinigt wurde, dass sie diskret bereinigt wurde …«
    »Äußerst wichtig natürlich!«
    »… und wie viel Sie bereit gewesen sind, dafür zu investieren.«
    »Wie?« Fehling fühlte sich nicht sehr behaglich hinter seinem Schreibtisch, das konnte man sehen. »Ich weiß nicht, was Sie da andeuten wollen, aber ich möchte Sie bitten, mein Büro jetzt zu verlassen. Ich habe zu tun.«
    Lange stand auf und legte dem Feinkostgroßhändler seine Karte auf den Schreibtisch.
    »Kann ja sein, dass man Sie seinerzeit – wie soll ich sagen: unter Druck gesetzt hat. Wenn Sie mir etwas erzählen wollen, können Sie mich jederzeit anrufen.«
    Er stand auf, drehte sich in der Tür aber noch einmal um und sah, dass Fehling die Visitenkarte an sich genommen hatte und las.
    »Nur noch eine Sache«, meinte Lange, »meine Berufserfahrung hat mir gezeigt, dass Erpressungen niemals enden. Wenn jemand einmal gemolken worden ist, dann wird er es auch ein zweites und ein drittes Mal. Es hört nie auf, die Drohungen stehen ja immer im Raum, die wird man nicht los. Ein unangenehmes Gefühl.« Er setzte seinen Hut auf. »Eine Beichte kann da oftmals Wunder wirken. Und der Sache endlich ein Ende setzen.«
    42
    R ath starrte in die Dunkelheit des Doppellaufs und wagte nicht, sich zu rühren. Vorsichtshalber hatte er beide Hände hochgenommen, in der einen noch das blutige Hemd. Der alte Adamek sagte keinen Ton. Kowalski lag am Boden und ließ sich nur mit einem dumpfen Stöhnen vernehmen.
    Rath entschloss sich, das Schweigen, das ihm immer unangenehmer wurde, je länger er in die Läufe der Flinte starrte, endlich zu beenden.
    »Wir keine Einbrecher«, sagte er. »Wir Polizei. Ich und Kollege.« Rath zeigte mit dem Kinn auf Kowalski, der nun langsam zu sich kam.
    Und der alte Adamek öffnete tatsächlich den Mund. Diesmal sprach er kein Polnisch. Nicht einmal gebrochenes Deutsch. Nur den leicht singenden Akzent der Masuren.
    »Was machen Sie hier in meinem Haus? Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    Rath zwang sich zu einem Lächeln. »Wir wollten Sie eigentlich nur befragen. Die Tür stand offen, und wir sind …«
    »Haben Sie hier herumgeschnüffelt?«
    »Ich wollte nur nachschauen, ob Sie nicht noch im Bett liegen.«
    »Das ist Hausfriedensbruch.«
    Der alte Adamek kannte sich besser im Strafgesetzbuch aus, als Rath vermutet hätte. Er sprach auch besser Deutsch, als Rath vermutet hätte.
    »Ich habe Ihnen erklärt, warum wir hier sind. Vielleicht erklären Sie mir jetzt mal, warum Sie meinen Kollegen niedergeschlagen haben. Und mich mit einer Schusswaffe bedrohen.«
    »Weil ich Sie für Einbrecher gehalten habe.«
    Der alte Mann machte keine Anstalten, das Gewehr herunterzunehmen. Immer noch hatte er Rath im Visier, während er mit ihm sprach.
    »Nun wissen Sie, dass wir keine sind.«
    Adamek schwieg.
    Kowalski setzte sich auf und hielt sich den Kopf. Er brauchte einen Moment, ehe er die Situation erfasste, dann sagte er etwas zu Adamek, das nach masurischem Polnisch klang. Der Alte antwortete ebenfalls auf Masurisch, das Gewehr nach wie

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