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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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ist er ja auch nur weggerannt, als er den Toten gesehen hat. Hat die Nerven verloren.« Der Unterwachtmeister hielt inne. »Allerdings …«
    »Was ist allerdings?«
    »Der Schichtwechsel war doch schon um zwei«, sagte Eckert, »und anderthalb Stunden später fällt erst auf, dass der Verkehrsturm nicht besetzt ist. Das ist seltsam.«
    »Das ist in der Tat seltsam.« Böhm kratzte sich am Kinn. »Was machen Sie denn, wenn die Ablösung nicht kommt? Dann halten Sie doch die Stellung, oder?«
    »Jawohl, Herr Oberkommissar. Selbstverständlich.«
    »Könnte also auch bei Wengler der Fall gewesen sein. Dass er übers Schichtende hinaus den Verkehr regelt.«
    »Melde gehorsamst: Dann hätte er sich gemeldet. Und jemanden angefordert.«
    »Nicht, wenn das Telefon kaputt ist.« Böhm schaute Eckert an. »Was hätten Sie getan, Sie als Verkehrspolizist, wenn Sie dort oben im Einsatz wären, und Ihre Ablösung erscheint nicht? Und das Telefon ist tot, warum auch immer.«
    Der Unterwachtmeister hob seine Schulter. »Das Gleiche wie jetzt: Ich wäre ins Josty gegangen oder in eine Telefonzelle und hätte die Zentrale von dort aus informiert. Und dann zurück, die Stellung halten.«
    Böhm nickte. »Gut, das wäre es fürs Erste. Sie können gehen, Unterwachtmeister. Aber bitte halten Sie sich der Kriminalpolizei weiterhin zur Verfügung.«
    Eckert wirkte erleichtert, endlich entlassen zu sein. Er setzte den Tschako auf, salutierte und entfernte sich in bemerkenswerter Geschwindigkeit.
    Böhm stieg aus dem Wagen und vertrat sich die Beine. Standen immer noch eine ganze Menge Schaulustige vor dem Josty und glotzten über die Kreuzung. Das Mordauto genoss einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Stadt. Außerdem war es selten, dass Autos zu Füßen des Verkehrsturms parkten und die Grünanlage verhunzten. Dort, mitten auf der Kreuzung, herrschte eigentlich absolutes Halteverbot. Gerade galten die Blicke der Schaulustigen einem weißen Kittel, dessen Schöße im Wind flatterten. Doktor Karthaus stieg die Leiter des Verkehrsturms hinunter.
    »Na, Doktor?«, fragte Böhm, als der Gerichtsmediziner unten angekommen war. »Wie sieht’s denn aus da oben?«
    »Wollen Sie zuerst die gute oder erst die schlechte Nachricht hören?«
    »Was verstehen Sie denn unter einer guten Nachricht?«
    »Die gute?« Karthaus knöpfte sich den Arztkittel zu. »Dass das da oben eine klare Angelegenheit ist. Eindeutig Mord. Und dass wir den Modus Operandi bereits kennen.«
    »Und die schlechte?«
    »Die schlechte, Herr Oberkommissar, ist die, dass der Modus Operandi zu einem Fall gehört, den Sie noch nicht gelöst haben.« Er zeigte auf den Verkehrsturm. »Die Leiche da oben weist Anzeichen eines Ertrinkungstodes auf.«
    Böhm ließ sich mangels anderer Sitzgelegenheiten wieder auf dem Lederpolster des Mordautos nieder. »Und bevor er ertrunken ist, hat man ihm etwas injiziert …«
    »So ist es«, sagte Karthaus, »und deshalb werde ich dem Labor empfehlen, bei der Blutanalyse gleich nach Tubocurarin zu suchen, dann haben wir das Ergebnis schneller.«
    51
    A ls sie in der Burg eintraf, war Böhm mit seinem Tross noch unterwegs. Genaueres konnte Charly nicht in Erfahrung bringen. Sie hatte in der Mordbereitschaft nachgefragt, doch der Mann am Schreibtisch des Diensthabenden zeigte sich nicht sonderlich redselig. Michael Steinke war einer der Kommissaranwärter, die mit ihr zusammen angefangen hatten, ein Schnösel, der frisch von der juristischen Fakultät an die Burg gekommen war und sich offenkundig für etwas Besseres hielt. Der Mann schien Probleme damit zu haben, einer Kollegin Auskünfte zu geben. Oder er wusste wirklich nicht mehr, als er sagte. Beides sprach nicht gerade für ihn.
    »Leichenfund im Verkehrsturm«, hatte er auf ihre Frage, was denn am Potsdamer Platz los sei, lapidar geantwortet. »Habe veranlasst, dass Böhm und ein paar Leute rausgefahren sind.«
    So ein Dämlack! Musste vor ihr unbedingt den Chef spielen. Als ob Böhm sich von einem Kommissaranwärter sagen lassen würde, was er zu tun und zu lassen hatte. Ob der Mann ahnte, mit wem er sprach? Mit einer Frau, die schon mehr als drei Jahre Dienst in der Inspektion   A geschoben hatte? Mit einer Frau, die, obwohl seinerzeit eigentlich als Stenotypistin eingestellt, an der Aufklärung von mindestens sieben Mordfällen wesentlich beteiligt war?
    Das Telefon klingelte, und Steinke nahm das Gespräch entgegen, mit einem ungeheuer wichtigen Gesichtsausdruck. Die Kollegin würdigte

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