Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
Vom Netzwerk:
Oberkommissar. Der Zentrale wurden Verkehrsprobleme am Potsdamer Platz gemeldet, und ich hatte den Auftrag, dem nachzugehen. Habe dann den Kollegen Wengler tot aufgefunden.«
    »Und dann?«
    »Habe dann der Zentrale Meldung gemacht, Herr Oberkommissar. Bevor ich angefangen habe, Ordnung zu schaffen.«
    »Ordnung? Sie haben doch nichts angefasst!«
    »Melde gehorsamst: nein, Herr Oberkommissar. Ich meine: Ordnung da unten auf der Kreuzung. Habe am Tatort nichts berührt, wie vorgeschrieben. Außer natürlich die Schalter für die Lichtzeichensignalanlage. Musste ich ja bedienen …«
    »Na, wenigstens tragense Handschuhe.«
    »Jawohl, Herr Oberkommissar.«
    Die Einstiegsluke öffnete sich, und ein vorsintflutlicher Fotoapparat schob sich in den Verkehrsturm, dann folgte der Kopf von Andreas Lange. Der Kriminalassistent bekam das Gerät mitsamt dem sperrigen Stativ nur mit Mühe und Not durch die Öffnung gehoben.
    »Lassense sich mal hier ablösen«, meinte Böhm zu dem Schupo. »Ich muss mich in Ruhe mit Ihnen unterhalten. Unten im Mordauto.«
    »Mit Verlaub, Herr Oberkommissar, dann müssten Sie aber erst Ersatz für mich anfordern.«
    »Könnense nicht selber jemanden anrufen?«
    »Melde gehorsamst: Könnte schon, aber ich darf meinen Arbeitsplatz nicht verlassen zum Telefonieren.«
    »Müssense ja auch nicht. Versuchense’s doch mal mit dem Apparat da.« Böhm zeigte auf ein Telefon, das auf die Schalttafel geschraubt war. »Oder sieht das aus wie ’n Bügeleisen?«
    »Nein, ist ein Telefon, Herr Oberkommissar!«
    »Und warum benutzen Sie es dann nicht, Unterwachtmeister?«
    Böhm war wieder kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.
    »Habe vorhin schon vom Café Josty aus anrufen müssen, Herr Oberkommissar.« Unterwachtmeister Eckert zeigte auf das Telefon. »Der Apparat da ist ebenso tot wie der Kollege Wengler.«
    Es dauerte keine zehn Minuten, bis der Ersatz für Unterwachtmeister Eckert eingetroffen war: fünf Beamte, die nun auf der Kreuzung standen und den Verkehr nach alter Väter Sitte regelten – mit den Armen. Böhm wollte niemanden mehr oben an den Schaltern stehen haben, solange die Spurensicherung da noch zu tun hatte und Lange seine Fotos machte.
    Auf der weichen Lederbank des Mordautos, die für ein Schwergewicht wie Ernst Gennat konstruiert worden war, der mittlerweile aber kaum noch selbst rausfuhr, fühlte Wilhelm Böhm sich deutlich wohler als in der Enge des Verkehrsturms. Unterwachtmeister Eckert saß ihm gegenüber und erzählte noch einmal, was geschehen war. Diesmal offiziell und fürs Protokoll. Neben Böhm saß Christel Temme und notierte eifrig jedes Wort, das aus dem Mund des Unterwachtmeisters kam, darunter mindestens zwanzig Melde gehorsamst! und noch mehr Jawohl, Herr Oberkommissar!.
    Laut Eckerts Bericht war es gegen 15.30   Uhr aufgefallen, dass die Ampel auf dem Potsdamer Platz für Stresemannstraße und Friedrich-Ebert-Straße Dauerrot zeigte. Irgendjemand hatte das der Zentrale der Verkehrspolizei in der Magazinstraße gemeldet, und dort hatte man versucht, telefonischen Kontakt mit dem Verkehrsturm aufzunehmen. Vergeblich, das Telefon war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Jemand hatte schlicht und einfach das Kabel durchtrennt, wie die Spurensicherung feststellte. Also hatte die Zentrale einen Verkehrspolizisten, der ganz in der Nähe im Einsatz war, damit beauftragt, am Potsdamer Platz nach dem Rechten zu schauen – ebenjenen Unterwachtmeister Heribert Eckert, der dann die Leiche gefunden hatte und Böhm nun im Mordauto gegenübersaß, den Tschako unterm Arm.
    »Und dann bin ich erst mal wieder runter und hab den Toten gemeldet, Herr Oberkommissar, und bin dann zurück zum Turm. Den Stau auf der Stresemannstraße wieder auflösen.«
    Böhm nickte. »Haben Sie auch Meldung gemacht, dass Ihr Kollege Scholz nicht zum Dienst erschienen ist?«
    »Jawohl, Herr Oberkommissar!«
    »Und? Hat die Zentrale irgendeine Erklärung gehabt? Ist Scholz vielleicht krank?«
    Eckert schüttelte den Kopf. »Nein, Oberkommissar. Unterwachtmeister Scholz müsste jetzt eigentlich da oben stehen und den Verkehr regeln, seine Schicht hat um vierzehn Uhr begonnen. Schon seltsam, Kollege Scholz ist sonst sehr zuverlässig.«
    Böhm kratzte sich am Kinn. »Und trotzdem heute nicht zum Dienst erschienen …«
    »Oder schon wieder weg.«
    »Sie meinen, Unterwachtmeister Scholz hat seinen Kollegen umgebracht, oder was wollen Sie damit sagen?«
    »Aber nein!« Eckert zuckte die Achseln. »Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher