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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Wellen, ihre Augen schauen in den blauen Himmel und sehen nichts mehr. Ihr Kleid ist völlig zerrissen, zwischen ihren Beinen kräuseln sich Schlieren von Blut im Wasser.
    Dann hört Tokala das Fahrrad oben im Wald klappern und schleicht zurück in sein Versteck, sieht einen Mann ans Ufer treten, den Mann, den Niyaha Luta eigentlich erwartet hatte, als der böse kam. Er sieht aus, als habe er sich geschlagen.
    Und dann entdeckt er sie im Wasser. Er sackt auf die Knie, als er sie erreicht, direkt neben ihre Leiche, es ist, als habe ihm jemand das Leben und die Kraft aus den Knien genommen. Er hebt ihren Kopf aus dem Wasser, sanft, als habe er Angst, sie zu verletzen.
    Tokala bleibt in seinem Versteck, er wagt nicht zu atmen.
    Der Mann hat ihren Kopf auf seinen Schoß gebettet und streichelt ihn, er kniet im Wasser und beklagt lautlos ihren Tod. Sein Gesicht ist zu Stein geworden.
    Eine Ladenglocke bimmelte leise, als die Tür aufgerissen wurde und zwei Männer hereinkamen. Rath schaute auf. Gustav Wengler und einer der Männer vom Honoratiorentisch, ein dicker Herr mit Atemnot und Schnurrbart. Wengler unterhielt sich angeregt mit dem Dicken, von der Trauer um seinen Bruder war ihm nicht mehr viel anzumerken. Als er Rath erblickte, schaute der Heimatdienstvorsitzende überrascht.
    »Herr Kommissar«, sagte er, bevor der Dicke, der seinen Mund bereits geöffnet hatte, einen Ton herausbrachte. »Was machen Sie denn hier?«
    Rath schob die Papiere zurück in die Mappe.
    »Ich habe dem Herrn Kommissar mit einer Lupe ausgeholfen, Herr Ziegler«, sagte die Sekretärin zu ihrem Chef.
    »Die brauche ich aber zurück«, brummte der Redakteur.
    »Natürlich. Bin schon fertig. Vielen Dank.« Rath reichte dem Mann seine Leselupe und wandte sich an Wengler. »Helfen Sie der Zeitung bei dem Artikel über die Abstimmungsfeier?«
    »Mir muss keiner helfen«, protestierte Redakteur Ziegler. »Aber in der morgigen Sonderausgabe gibt es natürlich ein Gespräch mit dem Vorsitzenden des Heimatdienstes.«
    »Na denn …« Rath ging zur Tür. »… wünsche ich noch frohes Schaffen, die Herren.«
    »Was haben Sie denn da?«, fragte Wengler und zeigte auf Raths Mappe.
    »Nur ein paar Unterlagen. Schwer zu lesen. Sehr klein geschrieben.« Rath öffnete die Tür, die ein erneutes Bimmeln hören ließ.
    »Hat Maria Cofalka Ihnen das gegeben?«, fragte Wengler.
    Verdammt! Der Mann hatte sie zusammen gesehen. Oder einer seiner zahlreichen Zuträger in dieser Stadt. Da half nur Ignorieren.
    »Ich will dann auch nicht länger stören. Auf Wiedersehen, die Herren, die Dame.« Rath lüftete seinen Hut und verließ die Geschäftsstelle der Treuburger Zeitung , die Mappe unter den Arm geklemmt. Als er schon auf der Straße war, drehte er sich noch einmal um. Gustav Wengler schaute durch die Glastür, schaute ihm genau in die Augen, und in seinem Blick lag unverhohlenes Misstrauen.
    59
    E ndlich hatten sie einen Anhaltspunkt. Die Telefonnummer. Siegbert Wengler hatte wie jeder Beamte eine Nummer in der Zentrale der Verkehrspolizei hinterlassen müssen, unter der man ihn in Notfällen erreichen konnte, und genau die hatte sich vor vier Wochen geändert. Die einzige Änderung, die Wengler seinem Arbeitgeber mitgeteilt hatte.
    Keine Schöneberger Rufnummer mehr, sondern eine aus Kreuzberg.
    Eine Fleischerei in der Nähe des Anhalter Bahnhofs.
    Gräf hatte alle Fotos von Siegbert Wengler eingepackt, die in der Mordbereitschaft lagen, hatte ein paar Spurensicherer bei Kronberg lockermachen können und sich sofort auf den Weg gemacht.
    Der Kriminalsekretär war nach dem gestrigen Reinfall letzten Endes wieder ganz zufrieden mit sich, denn er hatte noch einmal bei der Verkehrspolizei nachgefragt, als klar wurde, dass kein Mensch, nicht einmal Wenglers Bruder, die neue Adresse des Toten kannte. Ob ihm dieser Treffer irgendeine Anerkennung bei Böhm einbringen würde, stand auf einem anderen Blatt. Einen weiteren Kriminalbeamten hatte ihm der Oberkommissar jedenfalls nicht mit auf den Weg gegeben, er durfte sich wieder allein mit den Erkennungsdienstlern herumärgern. Wenigstens Lange oder Charly hätte er gern an seiner Seite gehabt, aber die waren immer noch mit dem Erpressungsfall im Haus Vaterland beschäftigt. Heute sollten sie den Fall mitsamt den beiden Tatverdächtigen an Arthur Nebe und die Kollegen vom Raubdezernat übergeben, die für räuberische Erpressung eigentlich zuständig waren. Dass dieser Fall in irgendeinem Zusammenhang mit den Toten

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