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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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wollen Sie in meinem Wald?«
    Ihr Wald? , hätte Rath beinahe gefragt, denn dieses Possessivpronomen erschien ihm doch etwas unpassend.
    »Ich bin Polizist«, erklärte er, »ich fange Mörder.«
    »Dass Sie Polizist sind, weiß ich. Aber keiner von hier.«
    »Nein.«
    Rath überlegte, ob er Radlewski die Wahrheit erzählen sollte, aber es war so offensichtlich, dass dieser Mann nichts mit den Curare-Morden zu tun haben konnte, dass er das lieber bleiben ließ.
    »Warum sind Sie hier?«
    »Ich wollte Sie kennenlernen.«
    Das war wenigstens nicht gelogen. Und klang eher freundlich.
    »Ich werde nicht mit Ihnen kommen. Ich bin kein Mörder. Ich habe nur Gerechtigkeit gewollt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Mein Vater. Sind Sie nicht seinetwegen hier?«
    Rath erinnerte sich an die Geschichte. Ein vierzehnjähriger Junge, der seinen Vater skalpiert. »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Sie haben gesehen, wie Anna von Mathée ermordet wurde«, sagte er schließlich.
    Radlewski schaute ihn an. Überrascht. Vielleicht auch ein wenig aufgebracht.
    »Sie müssen vor Gericht aussagen«, fuhr Rath fort, »Sie haben den Mann gesehen, der Anna umgebracht hat. Ein Unschuldiger ist dafür ins Gefängnis gegangen.«
    Rath hatte zu viel erzählt, er spürte das sofort an Radlewskis Reaktion. Der zunächst gar nichts sagte, doch schien es in ihm zu arbeiten.
    »Sie haben sie doch gelesen«, sagte der Kaubuk schließlich und hatte wieder das alte Misstrauen in der Stimme. »Sie haben doch in meinen Büchern gelesen.«
    »Nur einen Blick hineingeworfen, aber Maria Cofalka …«
    »Ich gehe nicht aus dem Wald«, sagte Radlewski. »Niemals gehe ich zurück zu den Menschen! Hat Maria Sie geschickt?«
    »Ja und nein, es ist …«
    »Ich gehe nicht hinaus aus meinem Wald«, unterbrach ihn Radlewski. »Auch Sie werden mich nicht hier hinausbringen, niemand wird das!«
    »Aber nein. Ich möchte nur …«
    Radlewski stand auf. Rath erschrak, wie riesenhaft der Mann wirkte. Und wie angsteinflößend er mit einem Mal wieder war. Kein Wunder, dass sie alle hier vom Kaubuk redeten. So einem mochte man wirklich nicht allein im Wald begegnen.
    »Sie sind gesund«, stellte Radlewski fest. »Gesund und bei Kräften. Sie brauchen keine Pflege mehr, es ist Zeit für Sie, zurückzukehren.«
    »Sie haben mich gepflegt?«
    »Sie hatten Fieber. Schlimmes Fieber. Waren zu lange im Moor. Aber jetzt sollten Sie zurück zu Ihren Leuten. Und kommen Sie nie wieder in meine Wälder! Nie wieder!«
    Während er sprach, hatte Radlewski eine Feldflasche von einem Sims neben der Feuerstelle geholt, die er jetzt öffnete. Und dann hatte er Rath gepackt, so schnell, dass dieser gar nicht reagieren konnte, selbst wenn er etwas mehr bei Kräften gewesen wäre, zwang ihm mit eisernem Griff die Kiefer auseinander und hielt ihm die Flasche an den Mund.
    »Trinken«, sagte Radlewski immer wieder, nur dieses eine Wort, »trinken!«
    Und Rath trank. Ihm blieb nichts anderes übrig, so fest hatten sich Daumen und Zeigefinger des Mannes zwischen seine Kiefer gebohrt, wie bei einem Pferd, das man auftrensen wollte.
    Er trank die Brühe, die leidlich schmeckte, besser jedenfalls als die schmutzigen Finger des Kaubuks, und merkte, wie er wieder wegzudämmern drohte.
    Was zum Teufel flößte ihm der Kerl da ein? Wollte er ihn nun doch vergiften? Warum …? Wa … rum?
    Die einzige Antwort, die er bekam, war die Dunkelheit, die ihn mit einem Mal wieder umfing.
    72
    U m acht Uhr gingen hier alle Lichter aus, und es schien mit einem Mal noch kälter zu werden. Dietrich Aßmann wickelte sich in seine Wolldecke und legte sich auf die Pritsche, doch er hörte nicht auf zu zittern.
    Eine Nacht würde er hier noch verbringen, na schön, aber dann musste der Anwalt ihn rauspauken. Hoffentlich war der Mann gut. Doktor Schröder wäre ihm lieber gewesen, aber der fraß Gustav Wengler aus der Hand, und das war im Moment nicht die beste Referenz. Wenn Gustav ihn denn wirklich reinlegen wollte.
    Er konnte es immer noch nicht glauben.
    Warum hätte Gustav Wengler sein Alibi platzen lassen sollen? Sie hatten doch alles besprochen.
    Die Verschiffung im Westhafen war schiefgelaufen, gewiss, aber das war doch nicht seine Schuld!
    Er hatte in den letzten Tagen alles darangesetzt, dass sie den Liefertermin einhalten konnten, trotz der Probleme, die Lamkaus Tod mit sich gebracht hatte. Und er hatte es geschafft. War doch nicht seine Schuld, dass irgendein Arschloch sie verpfiffen hatte. Wahrscheinlich

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