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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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einer von der Concordia , er hatte diesen Brüdern, anders als Gustav Wengler, noch nie so richtig getraut.
    Er war eigentlich stolz darauf gewesen, wie er den Bullen entwischt war. Wie er sich trockene Klamotten besorgt hatte, mit denen er zurück zum Hotel gefahren war. Hatte geglaubt, dass Gustav das entsprechend honorieren würde, diesen Einsatz, schließlich hätte er auch dabei draufgehen können.
    Er war sich immer noch nicht sicher, ob die Bullen ihm nicht einfach eine Falle stellten. Alles in ihm sträubte sich dagegen, ihnen zu glauben. Zu glauben, dass Gustav Wengler ihn einfach fallen ließ.
    Gustav musste doch wissen, dass ein Dietrich Aßmann sich so etwas nicht gefallen ließ, dass er ihn mit hineinreißen würde, wenn man ihn derart hängen ließ.
    Oder war das der Plan? Wie damals, anno vierundzwanzig, als Lamkau und Konsorten geopfert werden mussten, damit das Geschäft gerettet werden konnte. Selbst Siegbert Wengler hatte Masuren damals verlassen und sich das wie die anderen drei auch gehörig versilbern lassen.
    Vielleicht hatte Wengler Ähnliches mit ihm vor, vielleicht würde Schröder ihm morgen einen Besuch abstatten in seiner Zelle und ihm ein Angebot machen.
    Mal schauen. Das musste schon ein lukratives Angebot sein, so viel stand fest. Sonst würde er auspacken. Er kannte die Standorte sämtlicher Schwarzbrennereien, er wusste, welche Leute für sie arbeiteten, kannte die meisten Transportwege und vieles mehr. Mehr, als Lamkau jemals gewusst hatte, und solche Informationen dürften schon einiges wert sein.
    Dass er sich einen eigenen Anwalt zugelegt hatte, konnte auch nicht schaden. Sollte der die Verhandlungen mit Schröder übernehmen, so könnte er vielleicht noch mehr herausschlagen. Das Geschäft jedenfalls war seit vierundzwanzig unendlich viel größer und lukrativer geworden. Mit Brosamen wie seinerzeit die beiden Malocher würde er sich nicht abspeisen lassen. Und mehr als Lamkau würde er auch verlangen. Konnte er guten Gewissens verlangen.
    Er musste an die letzten Worte denken, die der bullige Oberkommissar zu ihm gesagt hatte, bevor er ihn zurück in diese stinkende Zelle geschickt hatte.
    »Eines sollten Sie berücksichtigen, Herr Aßmann: Die Morde an Ihren ehemaligen Kollegen hängen mit der Schwarzbrennerei zusammen. Wenn Sie etwas damit zu tun haben, sollten Sie uns das lieber sagen, wir können Sie schützen. Möglicherweise sind Sie das nächste Opfer.«
    So ein Blödsinn! Der Mann hatte keine Ahnung. Damals, als die olle Radlewski gestorben war, hatte Dietrich Aßmann seine Hände ebenso in Unschuld gewaschen wie Gustav Wengler. Gerade deswegen hatte er doch die Betriebsleitung der Brennerei übernehmen können. Er war genauso wenig in Gefahr wie Wengler selbst.
    Obwohl es stockfinster war, fand er keinen Schlaf.
    Vielleicht gehörte das zum Knast dazu: dass man alle Zeit der Welt hatte, sie aber doch nicht nutzen konnte. Nicht einmal zum Schlafen.
    Alles geriet in dieser Dunkelheit unendlich laut, jedes Türenschlagen, Quietschen, Husten, Schlurfen, Schluchzen, Jammern, Schnarchen. Er hörte sogar die Glocken der nahen Kirche, deren holprige Melodie bis in die Dunkelheit seiner Zelle drang.
    Üb immer Treu und Redlichkeit.
    Tausend Dinge gingen ihm durch den Kopf, und obwohl er sich unendlich müde fühlte, konnte er nicht einschlafen.
    Er wusste nicht, wie lange er dagelegen und vergeblich versucht hatte, Schlaf zu finden, die pechschwarze Dunkelheit hatte jedes Zeitgefühl getötet. Aber plötzlich tat sich etwas.
    Er zuckte zusammen, als das Licht in seinem Zellentrakt plötzlich wieder anging. Nur draußen im Gang, nicht in den Zellen.
    Er hörte Schritte, und dann sah er zwei Männer, die genau vor seiner Zelle stehen blieben, einen uniformierten Wachmann und einen Zivilisten in einem zerknitterten Anzug. Der Uniformierte rasselte mit dem Schlüsselbund.
    »Hier sitzt Ihr Mann«, sagte er und zeigte in die Zelle.
    Es klackte laut und hallte wider von den nackten Wänden, als sich der Schlüssel in der Zellentür drehte.
    Aßmann setzte sich auf.
    »Sie bekommen Jesellschaft«, sagte der Uniformierte.
    »Ich dachte, jetzt ist Schlafenszeit.«
    »Denn müssense sich morjen bei die Rezeption beschweren. Wenn die Kripo Sie sehen will, denn wird nich jeschlafen.«
    »Die Kripo?«
    »Tut mir leid, wenn ich Ihren Schlaf störe, Herr Aßmann, aber da sind ein paar Fragen, die ich gern heute noch klären würde«, sagte der Zivilist und trat in die enge Zelle. Aßmann

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