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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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sich und fuhr herum.
    »So allein heut Abend?«
    Sie erstarrte. Hinter ihr stand Harald Dettmann.
    »So sieht man sich wieder!« Der Kriminalkommissar grinste sein unangenehmes Grinsen. »Auch noch so spät im Einsatz?«
    »Lassen Sie mich in Ruhe, Dettmann!«
    Er versperrte ihr den Weg. Charly wollte ausweichen, doch Dettmann machte einen Schritt zur Seite, sodass aus ihrem Ausweichen ein Zurückweichen wurde. Geschickt drängte er sie nach hinten in den Gang, zur Glaswand und in die Ecke.
    »Lassen Sie mich gehen! Was soll das?«
    »Hätte nicht gedacht, dass du so eine Petze bist.«
    »Was wollen Sie?«
    Dettmann schüttelte den Kopf. »Geht das Aas einfach zu Ge-reon Rath, bläst ihm einen und heult sich aus bei dem Lackaffen.«
    »Hören Sie auf mit diesen Reden! Lassen Sie mich gehen.«
    Dettmann stemmte seine Arme gegen die Wand und nahm Charly so in die Zange, dass sie nicht mehr nach rechts oder links ausweichen konnte. Sie roch den Schweiß in seiner Achselhöhle und sein Rasierwasser. Sie drehte den Kopf weg.
    »Hör mir gut zu, Mädchen, dann lass ich dich auch wieder gehen. Nun ist keiner mehr da, bei dem du dich ausheulen kannst. Deinen Gereon haben sie in die Wüste geschickt. Und die anderen sind im Feierabend.«
    »Ich werde Kriminalrat Gennat melden, wie Sie sich hier aufführen, Dettmann!«
    »Was habe ich dir schon getan? Nichts. Außer dass ich dir meine Meinung gesagt habe. Und da bin ich nicht der Einzige, der findet, dass Frauen in der Mordinspektion nichts zu suchen haben, das kannst du mir glauben.«
    Er machte keinerlei Anstalten, sie freizulassen, er sperrte sie ein mit seinen Armen und schaute sie an in einer Mischung aus Abscheu, Hass und Geringschätzung.
    Charly fühlte sich ohnmächtig und hilflos. Nicht noch einmal wollte sie davonlaufen und sich auf dem Klo verstecken, um zu heulen. Sie musste an Gereon denken und dass er jetzt weit weg war. Er hatte sich für sie eingesetzt, wenn auch nicht auf die feine englische Art. Aber immerhin hatte er etwas getan.
    Du musst auch etwas tun, dachte sie, du kannst nicht dein ganzes Leben lang weglaufen vor solchen Kerlen!
    Dettmann stieß sich von der Wand ab und stellte sich breitbeinig auf, um sein Opfer zu beobachten. In seinem Blick lag eine gewisse Zufriedenheit, als er sich eine Zigarette anzündete.
    Es war also wirklich nur ein dämliches Machtspielchen. Er hatte sie einschüchtern wollen. War viel zu feige, um ihr wirklich etwas anzutun, es ging ihm nur um die Demütigung.
    Charly schaute dem grinsenden und rauchenden Mann in die stumpfen Augen. Wich auch nicht zurück, als er ihr seinen Zigarettenrauch ins Gesicht blies. Und trat ihn dann, ohne mit der Wimper zu zucken oder ihren Blick auch nur eine Sekunde abzuwenden, ansatzlos und so fest sie konnte zwischen die Beine.
    83
    D iesmal holte er Karl Rammoser aus dem Bett. Obwohl es so spät gar nicht war, jedenfalls nicht so spät wie bei seinem letzten Besuch.
    Der Lehrer hatte sich einen Hausmantel übergeworfen und blinzelte verschlafen.
    »’tschuldigung«, sagte Rath, »aber ich dachte, solange noch Züge nach Wielitzken fahren, kann man bei den Leuten dort auch noch klingeln.«
    Rammoser schaute auf die Uhr, dann auf den Koffer zu Raths Füßen.
    »Das war der letzte Zug, den Sie da bekommen haben.«
    »Stimmt«, sagte Rath, »und zurück fährt auch keiner mehr.« Er räusperte sich. »Das Sofa in Ihrem Lehrerzimmer ist ja recht gemütlich, und noch läuft der Schulbetrieb nicht … Ich wollte Sie fragen, ob ich noch ein letztes Mal Ihre Gastfreundschaft genießen dürfte.«
    »Und für wie lange?« Rammoser zeigte auf den Koffer. »Wollen Sie bei mir einziehen?«
    »Keine Bange, nur für eine Nacht. Morgen früh geht mein Zug nach Allenstein, und dann geht’s zurück nach Berlin. Nur … im Salzburger Hof fühle ich mich nicht mehr sicher. Habe mich mit der SA angelegt; besser, die wissen nicht, wo ich bin.«
    »Was haben Sie?«
    Rammoser schaute nach rechts und links, doch die Wielitzker Straßen waren leer. Dann zog er Rath ins Schulhaus und schloss die Tür.
    »Hat Sie jemand gesehen?«, fragte er.
    Rath schüttelte den Kopf. »Ich war der Einzige, der aus dem Zug gestiegen ist.«
    »Dann wollen wir mal hoffen, dass die SA nicht mitbekommen hat, wohin Sie gefahren sind.«
    »Die denken, ich bin schon in Allenstein. Das habe ich jedenfalls im Hotel gesagt. Und die Familie Rickert hat einen guten Draht zur SA.«
    »Stimmt«, sagte Rammoser. »Vor allem die Tochter.«
    Er

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