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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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ungefähr die halbe Kriminalpolizei hatte Kiries stürmische Begrüßung mitbekommen, so hatten sie sich ihre Begegnung in der Burg nicht vorgestellt. Unauffällig aus dem Weg gehen sah jedenfalls anders aus.
    »Entschuldigung«, murmelte Rath und schaute Charly nun doch in die Augen, »soll nicht wieder vorkommen. Ich muss den Hund wohl besser erziehen.«
    »Ist das nicht der Hund, der uns seinerzeit zum Kinomörder geführt hat?«
    Rath nickte, dankbar für ihre Geistesgegenwart. Charly hatte an diesem Fall selbst mitgearbeitet. Und dass die beiden sich spätestens seit damals kannten, das wussten mindestens die Kollegen der Inspektion   A.
    »Kompliment für Ihr Gedächtnis, Fräulein Ritter«, sagte er und lüftete seinen Hut. »Freut mich, dass Sie wieder bei uns sind. Schade, dass die Inspektion   A dennoch auf Sie verzichten muss.«
    Und damit machte er kehrt und strebte der großen Saaltür entgegen, kämpfte gegen die Versuchung, sich noch einmal umzudrehen. Er hätte Charly keine Sekunde länger mehr in die Augen schauen können, nicht in Gegenwart so vieler Kollegen, nicht, wenn er sich derart verstellen musste.
    Kirie machte nun keinerlei Probleme mehr und folgte Herrchen brav nach draußen.
    »Ist wohl auf Frauen abgerichtet, was?«, sagte ein Kollege, der mit Rath nach draußen ging, und stupste ihn in die Seite, »müssense mir bei Gelegenheit mal leihen, das Tier!«
    Rath rang sich ein kollegiales Lächeln ab und ging den langen, von Bürotüren gesäumten Korridor hinunter, so zügig wie noch nie in seiner gesamten bisherigen Dienstzeit. Er drehte sich nicht mehr um und war froh, als er sein Büro endlich erreicht hatte.
    Erika Voss hatte bereits die beiden Näpfe gefüllt, die sie für Kirie im Büro bereithielt, und der Hund machte sich gleich darüber her. Rath hatte seine Sekretärin irgendwann zur Beaufsichtigung des Tiers während der Dienstzeiten verdonnert, weil es letzten Endes auch der Voss zu verdanken war, dass er den Hund, der einem Mordopfer gehört hatte, überhaupt zu sich genommen hatte.
    »Kollege Gräf ist schon wieder weg«, meinte die Voss, »er muss heute doch die Wochenendlage skizzieren. Hat nach einem Bericht gefragt, Haus Vaterland ; haben Sie eine Ahnung, wo der sein könnte?«
    Die morgendliche Besprechung, seinerzeit von Oberkommissar Böhm eingeführt, war mittlerweile so etwas wie ein Ritual in der Inspektion   A. Die Kriminalbeamten tauschten sich aus über die aktuellen Fälle, auch über die engen Grenzen der einzelnen Ermittlungsgruppen hinweg. Der Blick von außen konnte festgefahrene Ermittlungen wieder in Gang bringen, und einige Male hatte man auch feststellen können, dass scheinbar unzusammenhängende Todesfälle miteinander zu tun hatten.
    Als Rath endlich eintraf, waren alle bereits an ihren Plätzen, und Gräf hatte mit seinem Vortrag begonnen. Von den höherrangigen Beamten der Mordinspektion war Rath der einzige, der es nicht rechtzeitig vom großen in den kleinen Konferenzsaal geschafft hatte. Alle drehten sich zu ihm um, auch Gräf.
    Der Kriminalsekretär, der einen übermüdeten Eindruck machte, war gerade dabei, sämtliche Todesfälle aufzulisten, die die Revierkriminalpolizeien am Wochenende an den Alex gemeldet hatten. Etwas Besonderes schien nicht dabei zu sein, dennoch lauschte Ernst Gennat, der Chef der Mordinspektion, gebannt. Der Kriminalrat war bekannt dafür, dass ihm kein Detail entging und er schon öfter aus scheinbar unwichtigen Nebensächlichkeiten die Lösung eines Mordfalls destilliert hatte. Oder Zusammenhänge sah, wo andere keine sahen.
    Rath hörte nur mit halbem Ohr zu, was Gräf da referierte. Am Stuttgarter Platz in Charlottenburg hatte es eine Schießerei mit Todesfolge gegeben, wahrscheinlich ein Streit mit politischem Hintergrund, den die Kollegen von der Abteilung IA deshalb schon an sich gezogen hatten, ebenso den toten Nazi im Wedding, von dem Weiß vorhin berichtet hatte. So etwas gehörte mittlerweile zum Alltag der Politischen Polizei. Ein Leichenfund im Grunewald hatte sich bereits als Selbstmord entpuppt und war in den Händen der zuständigen Revierpolizei geblieben. Und dann hatte im Schlosspark Bellevue ein Mann seine Frau mit einem Rasiermesser getötet, ein Fall, in dem das 21. Revier zunächst allein ermittelt hatte, bis er schließlich doch am Alex gelandet war: bei Oberkommissar Wilhelm Böhm, der auch Henning und Czerwinski schon in seine Mordkommission beordert hatte, zwei Kollegen, mit denen Rath oft

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