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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Dettmann, was der ja angedeutet hatte, sein unverschämtes Benehmen und seine noch unverschämteren Worte abstreiten würde, stünde Charly hernach als missgünstige Kollegin da, die versucht, ihre männlichen Kollegen mittels perfider Lügen zu diskreditieren. Und würde sämtliche Vorurteile bestätigen. Die meisten Kollegen hielten schon die Existenz einer weiblichen Kriminalpolizei für überflüssig, den Einsatz einer Frau in der Mordkommission aber für eine Katastrophe.
    Bornierte Affen!
    Hier saßen sie nun alle miteinander im Konferenzsaal und Harald Dettmann fröhlich lächelnd mittendrin. Der Drecksack fühlte sich offensichtlich pudelwohl.
    Rath hatte Platz genommen und sich nichts anmerken lassen, Böhms Vortrag jedoch hatte er kaum folgen können, immerhin verstanden, dass der Oberkommissar den Rasiermessermord im Schlosspark Bellevue offensichtlich schon so gut wie aufgeklärt hatte. Die Bulldogge tat also etwas für die Aufklärungsquote der Inspektion   A, im Gegensatz zu Kommissar Gereon Rath, der derzeit nur ungeklärte Fälle auf seinem Schreibtisch stapelte. Na, vielleicht bestanden nun wenigstens Aussichten, Henning und Czerwinski von Böhm wieder abzuziehen und in die Ermittlungsgruppe Vaterland zu holen.
    Böhm war fertig und Rath an der Reihe, wie ein kurzes Zucken von Gennats Augenbraue zeigte. Er ging nach vorne und fasste den aktuellen Ermittlungsstand im Fall Vaterland in wenigen Worten zusammen. »Wir haben drei Ansatzpunkte: Das Betäubungsmittel Tubocurarin, bei dem wir hoffen, die Bezugsquelle bald ausfindig zu machen …« Er warf einen Seitenblick zu Dettmann, doch der schaute, als habe er noch nie zuvor etwas von dem Mittel gehört. »… Dank der Mithilfe der Kollegen im Rauschgiftdezernat haben wir eine Liste mit einschlägigen Adressen polizeibekannter Rauschgifthändler zusammenstellen können, die der Kollege Gräf derzeit zusammen mit dem Kollegen Lange abarbeitet.« Dettmanns Gesicht sah immer noch so gelangweilt interessiert aus wie das aller anderen Kollegen im Saal.
    Rath merkte, dass seine Pause etwas zu lang wurde, und redete weiter. »Der zweite Ansatzpunkt sind eventuelle Unregelmäßigkeiten im Haus Vaterland , in die Lamkau, das Mordopfer, verwickelt gewesen sein könnte. Mehrere Indizien, unter anderem die tausend Mark, die wir bei ihm gefunden haben, deuten darauf hin. Um in diesem Aspekt zu mehr Informationen zu gelangen, beginnt mit dem heutigen Tage eine verdeckte Ermittlung.«
    Er nannte keine weiteren Einzelheiten, auch Charlys Namen nicht.
    »Der dritte Ansatzpunkt für unsere Ermittlungen«, fuhr er fort, während er sich in seiner Phantasie mitten in Harald Dettmanns Interesse heuchelndes Gesicht treten sah, »der dritte Punkt hat sich gestern Nachmittag erst ergeben. Wir konnten einen Zusammenhang herstellen zwischen einem weiteren Todesfall mit identischem Tathergang und dem Fall Vaterland . Zwischen beiden Opfern scheint es eine Verbindung zu geben, allerdings können wir noch nicht sagen welche. Jedenfalls haben wir im Besitz Herbert Lamkaus die Todesanzeige dieses früheren Opfers gefunden. Und die eines weiteren Mannes, über dessen Todesumstände wir leider noch nichts wissen.«
    Rath schloss seinen Vortrag, und Gennat hatte sogar ein kleines Lob übrig für die Arbeit der Ermittlungsgruppe Vaterland . Er setzte sich wieder an seinen Platz und glaubte, die Morgenbesprechung sei vorbei, aber der Buddha war diesmal nicht aufgestanden, um die Sitzung wie üblich mit ein paar Worten zu beenden, sondern um eine Bombe platzen zu lassen.
    »Meine Herren«, sagte der Kriminalrat, »noch ist der Blätterwald ruhig, aber spätestens in den Mittagsausgaben werden Sie es erfahren. In der vergangenen Nacht, kurz vor Mitternacht, hat es vor dem Großkino Lichtburg im Wedding einen Todesfall gegeben. Das Opfer wurde mit einem präzisen Herzschuss getötet, durch eine Gewehrkugel, die ihm bei Austritt den halben Brustkorb aufgerissen hat. Vom Täter fehlt trotz umgehend eingeleiteter Maßnahmen bislang jede Spur.«
    Obwohl Gennat den Namen nicht nannte, wussten alle im Saal, was das hieß: Das Phantom hatte wieder zugeschlagen.
    Zu spät für die Morgenzeitungen, aber spätestens die Mittagszeitungen würden die Sache genüsslich ausbreiten und die Abendzeitungen noch mehr, sie würden den Namen Phantom wieder auf ihren Titel bringen und darauf verweisen, dass die Polizei in diesem Fall seit über einem halben Jahr keinen Schritt weitergekommen war. Und

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