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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Oberkommissar Watzke. Auch an Kriminalrat Gennat.«
    »Danke«, grummelte Rath und nahm zwei dicke Leitzordner entgegen.
    »Na sehen Sie, geht doch!«, sagte die Voss und lächelte. »Herr Watzke hat übrigens vorhin angerufen, als Sie in der Sitzung waren.«
    »Und?«
    »Er versucht es gegen Mittag noch mal. Heute Morgen hat er einen Termin bei Gericht. Da weiß man ja nie, wie lang das dauert.«
    Rath nickte.
    »Und Fräulein Ritter lässt ausrichten: Sie hat die Stelle. Steno und Küchenhilfe, wie Sie gesagt haben.«
    »Na wunderbar. Danke, Erika. Sie sind ein Schatz.«
    Er klappte den ersten Leitzordner auf. »Aber gestört werden möchte ich heute Morgen wirklich nicht. Das war ernst gemeint.«
    »Möchten Sie auch keinen Kaffee?«
    Rath lächelte. Zum ersten Mal, seit er die Burg heute Morgen betreten hatte. »Sie haben gewonnen«, sagte er. »Bringen Sie mir eine Tasse, aber dann schließen Sie bitte die Tür.«
    Erika Voss tat wie geheißen. Der Kaffee duftete, er musste frisch aufgebrüht sein. Manchmal glaubte Rath, dass seine Sekretärin den besten Kaffee im ganzen Präsidium kochte. Jedenfalls wusste sie, womit sie ihrem Chef eine Freude machen konnte. Er zündete sich eine Zigarette an und trank den ersten Schluck, dann vergrub er sich in die Arbeit.
    Nach zwei Stunden hatte er die beiden Ordner durchforstet und sich eine ganze Reihe Notizen gemacht. Neue Erkenntnisse hatte das Aktenstudium nicht zutage gefördert, doch eine ganze Menge neuer Einzelheiten. Und Einzelheiten konnten immer wichtig werden, das wusste er aus Erfahrung.
    Er holte die Akte Lamkau aus dem Regal und legte sie neben die Dortmunder Akten auf den Schreibtisch. Zwei Overstolz waren noch in seinem Zigarettenetui, er zündete sich eine an und verglich zum wer weiß wievielten Male die persönlichen Daten der beiden Toten miteinander.
    Herbert Lamkau, 1890 in Tilsit geboren, verheiratet, keine Kinder, seit 1925 mit seinem Unternehmen beim Gewerbeamt in Tempelhof gemeldet, keine Vorstrafen.
    Und Hans Wawerka, geboren 1898 in Marggrabowa, arbeitete seit November 1924 in der Zeche Zollern. Einmal, vor zwei Jahren, war er nach einer Kneipenschlägerei bei der Polizei aktenkundig geworden, ein politischer Streit, der eskaliert war. Aus diesen Akten hatten die Dortmunder Mordermittler auch ihren einzigen Tatverdächtigen herausgefiltert, den Kommunisten, der allerdings Opfer eines Brandanschlags geworden war und so als Täter nicht mehr infrage kam.
    Erika Voss klopfte an.
    »Entschuldigung, Herr Kommissar, nur zwei Dinge.«
    »Was denn?«
    »Herr Kronberg hat eben angerufen. Der Bericht der Spurensicherung ist so gut wie fertig.«
    »Na endlich. Und das Zweite?«
    »Ich würde jetzt gerne in die Pause gehen. Wenn Sie mich im Moment nicht brauchen.«
    »Gehen Sie. Aber es ist nicht so, dass ich Sie nicht bräuchte.« Er zückte sein Portemonnaie und gab ihr ein Zweimarkstück. »Tun Sie mir den Gefallen und kümmern Sie sich um Kirie? Spendieren Sie dem Hund ein paar Bouletten bei Aschinger. Und sich selbst einen Kaffee. Ich brauche noch ein paar Minuten für das hier. Und meine Ruhe.«
    Als die Sekretärin mit dem Hund verschwunden war, zündete Rath sich die letzte Zigarette an und dachte nach. Die beiden Toten hatten etwas miteinander zu tun gehabt, nur was? Warum war Herbert Lamkau die Todesanzeige von Hans Wawerka zugeschickt worden? Allein aus der Aktenlage war das nicht zu ermitteln. Oder hatte er etwas übersehen, irgendetwas, das die beiden so unterschiedlichen Männer doch miteinander verband? Was zum Teufel hatten Wawerka und Lamkau gemeinsam, was hatten sie miteinander zu tun? Rath zog so kräftig an seiner Overstolz, als sei die Wahrheit irgendwo in dieser Zigarette verborgen und er müsse sie nur heraussaugen.
    20
    S ie hatte sich die Hände mehr als gründlich gewaschen, dennoch wurde sie den Zwiebelgeruch nicht los. Selbst die Juno, die sie sich jetzt endlich anstecken konnte, schmeckte nach Zwiebeln.
    Na, wenigstens hatte sie Pause. Nach einer Ewigkeit, in der sie wer weiß wie viele Zwiebeln kleingehackt hatte, war der Rothaarige wieder an ihren Arbeitsplatz gekommen, hatte einen skeptischen Blick auf den immer noch imposanten Zwiebelberg geworfen und ihr dann gesagt, sie solle mal in die Mittagspause gehen, ein Viertelstündchen stehe ihr zu.
    »Und dann sofort weitermachen«, hatte er gesagt, »und ein bisschen zulegen mit dem Tempo.«
    Charly war kurz davor gewesen, die Brocken hinzuschmeißen. Wenn sie sich vorstellte,

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