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Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Garcia. Er war tot, und er hatte seiner Frau nichts erzählt. »Wer hat seinen Schreibtisch ausgeräumt?«
    »Irgend jemand im Büro. Sie haben das Zeug am Freitag gebracht, alles säuberlich in drei zugeklebte Pappkartons verpackt. Sie können die Sachen gern durchsehe n.«
    »Nein, besten Dank. Ich bin sicher, dass darin nichts zu finden sein wird. Was für eine Lebensversicherung hatte er?«
    Sie schwieg einen Moment. »Sie sind ein kluger Mann, Mr. Grantham. Vor zwei Wochen schloss er eine Versicherung über eine Million Dollar ab, mit doppelter Summe im Falle eines tödlichen Unfalls.«
    »Das sind zwei Millionen Dollar.«
    »Ja, Sir. Vermutlich haben Sie recht. Es sieht so aus, als hätte er so etwas befürchtet.«
    »Ich glaube nicht, dass er von Straßenräubern umgebracht wurde, Mrs. Morgan.«
    »Das ist doch unmöglich.« Sie keuchte ein wenig, kämpfte aber dagegen an.
    »Hat Ihnen die Polizei viele Fragen gestellt?«
    »Nein. Es war einer von den vielen Überfallen in Washington, bei denen der Räuber einen Schritt zu weit ging. Keine große Sache. So etwas passiert alle Tage.«
    Seine Lebensversicherung war interessant, aber nutzlos. Gray hatte allmählich genug von Mrs. Morgan und ihrer monotonen Weitschweifigkeit. Sie tat ihm leid, aber sie wusste nichts, es war also Zeit, sich von ihr zu verabschieden.
    »Was, meinen Sie, könnte er gewusst haben?« fragte sie.
    Das konnte Stunden dauern. »Ich weiß es nicht«, erwiderte Gray und warf einen Blick auf die Uhr. »Er sagte, er wüsste etwas über die Morde, aber mehr wollte er mir nicht verraten. Ich war überzeugt, dass wir uns irgendwo treffen und er dann mit der Sprache herausrücken und mir etwas zeigen würde. Ich habe mich geirrt.«
    »Woher sollte er etwas über diese toten Richter wissen?«
    »Keine Ahnung. Er hat mich einfach aus heiterem Himmel angerufen.«
    »Wenn er Ihnen etwas zeigen wollte - was könnte das gewesen sein?« fragte sie.
    Er war der Reporter und damit derjenige, der Fragen stellte. »Ich weiß es wirklich nicht. Er hat nicht einmal eine Andeutung gemacht.«
    »Wo würde er so etwas verstecken?« Die Frage war ernst gemeint, aber ärgerlich. Dann begriff er. Sie wollte auf irgend etwas hinaus.
    »Auch das weiß ich nicht. Wo hat er wichtige Papiere aufbewahrt?«
    »Wir haben ein Schließfach für Urkunden und Testamente und solche Dinge. Über dieses Schließfach wusste ich immer Bescheid. Um alle juristischen Angelegenheiten hat er sich gekümmert, Mr. Grantham. Ich habe das Schließfach vorigen Donnerstag zusammen mit meinem Vater durchgesehen, und es war nichts Ungewöhnliches darin.«
    »Sie haben nicht damit gerechnet, etwas Ungewöhnliches zu finden, nicht wahr?«
    »Nein. Und dann, ganz früh am Samstagmorgen, es war noch dunkel, habe ich die Papiere in seinem Schreibtisch im Schlafzimmer durchgesehen. Wir haben so ein antikes Schreibpult, das er für seine privaten Briefe und Papiere benutzte, und dort habe ich etwas gefunden, was ein bisschen ungewöhnlich ist.«
    Gray war auf den Beinen, umklammerte den Hörer und starrte fassungslos auf den Boden. Sie hatte um vier Uhr morgens angerufen. Sie hatte zwanzig Minuten belangloses Zeug geredet. Und sie hatte gewartet, bis er nahe daran war, den Hörer aufzulegen, bevor sie die Bombe hochgehen ließ.
    »Was ist es?« fragte er so gelassen wie möglich.
    »Es ist ein Schlüssel.«
    Er hatte einen Klumpen in der Kehle. »Ein Schlüssel wozu?«
    »Zu einem anderen Schließfach.«
    »Bei welcher Bank?«
    »First Columbia. Bei der hatten wir nie ein Konto.«
    »Ich verstehe. Und von diesem anderen Schließfach haben Sie nichts gewusst?«
    »Nein. Nicht vor Samstagmorgen. Ich habe mich gewundert, tue es immer noch, aber in dem alten Schließfach habe ich alle unsere Papiere gefunden, also hatte ich keine Veranlassung, in diesem Fach nachzusehen. Ich dachte, ich sehe einmal hinein, wenn mir danach zumute ist.«
    »Wäre es Ihnen recht, wenn ich das für Sie tun würde?«
    »Ich dachte mir, dass Sie das sagen würden. Was ist, wenn Sie dort finden, wonach Sie suchen?«
    »Ich weiß nicht, wonach ich suche. Aber falls ich etwas finden sollte, das er hinterlassen hat, und es ist etwas, das sich als sehr, sagen wir, berichtenswert erweist?«
    »Benutzen Sie es.«
    »Keine Bedingungen?«
    »Nur eine. Wenn es meinen Mann auf irgendeine Weise verunglimpft, dann dürfen Sie es nicht benutzen.«
    »Einverstanden. Sie haben mein Wort darauf.«
    »Wann wollen Sie den Schlüssel?«
    »Haben

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