Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Laut war zu hören. Was, wenn Juztina ihn besser kannte als er sich selbst? Wenn sie wusste, wer er wirklich war …
    Er riss die Tür auf.
    Die Kammer war leer. Das Bett ordentlich gemacht. Unter dem Fenster stand eine Kleidertruhe. Drustan konnte ihren Duft noch riechen.
    Der Magister musste sich am Türrahmen festhalten. Er hatte das Gefühl, als habe man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen.
    »Wahrscheinlich ist sie schon zu den Festzelten gegangen. «
    Liliannes Stimme klang wie aus weiter Ferne. Er wusste es besser. Sie hatte ihn verlassen. War fortgelaufen vor dem Ungeheuer in ihm, das manchmal Ruhe fand, aber nie weit entfernt lauerte.
    Lilianne trat in die Kammer. Sie öffnete die Kleidertruhe. Drustan konnte hören, wie sie ausatmete.
    »Ihre Kleider und die anderen Habseligkeiten sind noch
hier. Komm, wir suchen sie bei den Zelten. Wir sind spät dran. Das ist alles.«
    Der Magister schüttelte traurig den Kopf. Sie brauchte all das nicht mehr. Ihr Brautkleid und die Perlenkette waren ein Vermögen wert. In Drusna könnte sie von dem Geld ein kleines Rittergut kaufen. Er lächelte zynisch. Er hatte ihr die Freiheit geschenkt, von der sie wohl immer geträumt hatte. Sie war nun glücklich. Und er sollte ihr dankbar sein, dass sie ihm gezeigt hatte, wer er wirklich war.
    »Gehst du schon vor?«
    Lilianne sah ihn fragend an.
    »Ich komme gleich nach zu den Zelten. Ich muss jetzt allein sein. Nicht für lange. Mir geht es gut«, log er ihr mit gefasster Stimme vor.
    Die Ritterin lächelte kühl. »Tu das nicht«, sagte sie leise. Sie hatte auf einmal ein hartes, unnahbares Gesicht. Die Narbe, die ihre rechte Augenbraue und Wange zerteilte, stach hell auf ihrer sonnengebräunten Haut hervor. »Ganz gleich, was geschehen ist, du hast eine Pflicht gegenüber deinen Novizen. Wenn du dich verloren wähnst, dann ist das deine Sache, aber lass sie nicht im Stich! Ich suche jetzt Juztina.«
    Drustan presste die Lippen zusammen. Er konnte nicht hinab zu den Zelten gehen. Kaum vermochte er noch seine Fassung zu bewahren … Er würde sich nicht die Blöße geben, dort vor seinen Schülern womöglich in Tränen auszubrechen. Er würde sich eine Flasche Wein holen, nein, besser gleich zwei. Und dann würde er sich hier ins Bett legen, das noch nach Juztina roch, und sich betrinken, bis aller Schmerz davontrieb.

DIE LETZTE FRIST

    Wie ein tausendarmiger Krake hielt der Nebel das Land umschlungen. Vom See und von den Wäldern aus streckte er seine Tentakel weit ins Land hinaus und hielt mit weißen Fangarmen die Burg umschlossen. Ollowain war als Späher dem Schwarm der Adler vorausgeflogen. Goldflügel hatte schlechte Nachrichten gebracht. Sonnenauge war verschwunden geblieben, und sie berichtete von vielen Raben, die zu ungewöhnlicher Stunde geflogen waren. Wussten die Menschenkinder, dass sie kamen?
    Zwischen den breiten Nebelstreifen sah er die Festwiese und die Zelte. Dunkle Gestalten eilten geschäftig umher. Wolkentaucher flog so hoch, dass sie nicht befürchten mussten, entdeckt zu werden. Auch hatte er den Zauber gewoben, der ihn für fremde Blicke eins mit dem Himmel sein ließ.
    Ollowain hing in einem Tragegeschirr unter dem Bauch des Schwarzrückenadlers. Eng an das dichte Gefieder geschnallt, vermochte er kaum den Kopf zu bewegen. Nur seine Hände waren frei, um im Augenblick der Landung die Sicherungshaken zu lösen.
    Er musste den Kopf schmerzhaft verdrehen, um nach Osten blicken zu können, wo sich die Sonne langsam über das Küstengebirge erhob: ein feuerroter Glutball hinter blassen Wolkenbändern. Bald würde sie den Nebel vertreiben. Auch frischte der Wind auf.
    »Wo bist du, Gishild?«, flüsterte der Schwertmeister. »Wo haben sie dich all die Jahre verborgen?« Und was hatte Silwyna gewusst? Sie war hier gewesen, ganz allein … Ollowain
wünschte, sie gehöre zu seiner Schar. Sie war gestorben, wie sie gelebt hatte. Allein.
    Meine Nestbrüder werden bald hier sein.
    Ollowain schreckte auf. Selbst nach der langen Zeit, die er mit den Adlern verbracht hatte, hatte er sich nicht daran gewöhnen können, dass ihre Stimmen sich in seine Gedanken mischten. Deutlich spürte er die Unruhe des Königs der Schwarzrückenadler.
    Der Schwertmeister fluchte. Er wollte hier keine Schlacht schlagen. Er wollte kein Massaker in einer Schule anrichten. Nicht einmal, wenn hier ihre zukünftigen Feinde herangezogen wurden. Er verstand Emerelles Hass. Sie hatte den Rittern die Toten auf Roxannes Krönungsfest

Weitere Kostenlose Bücher