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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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auf dem Krönungsfest. Mächtiger … tödlicher.
    Und dann war es vorbei.
    »Was war das?« Jornowell schlotterte noch immer am ganzen Leib. »Es hat in mich hineingegriffen.«
    Yulivee legte ihm sanft die Hände auf die Schultern. Sie atmete aus und wollte das Grauen mit ihrem Atem entweichen lassen.
    »Was …«
    »Ruhig«, flüsterte sie in das Ohr des Kriegers. Und sie schämte sich zugleich, denn sie wusste, sie benutzte ihn, um sich selbst fassen zu können.
    »Ruhig.« Sie strich durch sein Haar.
    Gishild hatte sie fast erreicht. Jetzt endlich erkannte das Mädchen sie. »Hört auf!«
    Das war grotesk! »Wir sind nicht …«
    »Ich bin hier. Ihr könnt mich haben. Hörst du mich, Silwyna? Lasst das Töten! Ich komme mit euch. Aber macht dem Töten ein Ende.«
    »Ist sie verrückt?«, flüsterte Jornowell. Seine Stimme klang immer noch heiser, aber er hatte aufgehört zu zittern.
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete Yulivee. Vor ihr stand nicht mehr die Gishild, die sie einmal gekannt hatte. Vor ihr stand eine Ritterin im Gewand des Blutordens!
    »Bringt mich zu Silwyna!«, beharrte das Mädchen.
    Sie wusste es nicht. Yulivee zögerte. Sie wollte der Kleinen nichts vormachen. Aber das war nicht der Augenblick, es ihr zu sagen. Sie streckte ihr die Hand entgegen. »Komm mit!«
    Die Prinzessin nahm ihre Hand. »Erinnerst du dich an mich?«

    Gishild starrte sie an. »Natürlich.«
    Jornowell winkte den übrigen Elfen, die es mit ihnen auf diese Seite der Lichtung verschlagen hatte. »Wir ziehen uns zurück.«
    Yulivee vermochte den Blick nicht von Gishild zu wenden. Sie suchte nach dem Kind, das von den Ordensrittern entführt worden war. Es musste doch etwas von jener Gishild in ihr geblieben sein! Von der übermütigen Ausreißerin, die manchmal ganz plötzlich still und in sich gekehrt wurde. Von dem Mädchen, das seit dem Tod des Bruders eine viel zu schwere Last hatte tragen müssen.
    Sie zogen sich zurück. In weitem Bogen umrundeten sie die Lichtung. Der Kampflärm dort war verstummt. Doch in der Ferne erklangen Schüsse. Die Schlacht war noch nicht vorüber. Sie hatten Gishild! Sie konnten den Angriff abbrechen. Sie sollten sich zurückziehen!
    »Gishild!«
    Yulivee blickte zurück. Ein junger Ritter war vor die schützende Wagenburg getreten. Er konnte sie im Unterholz nicht sehen. Er blickte dorthin, wo Gishild in den Wald getreten war. »Gishild!«, rief er erneut.
    Jornowell führte sie fort von der Lichtung in Richtung der Festwiese.
    Gishild leistete keinen Widerstand. Sie blickte nicht einmal zurück, als der junge Ritter ihren Namen rief. Aber Yulivee sah die Tränen in ihren Augen, und sie ahnte, was die Prinzessin so sehr verändert hatte.
    Schweigend schritten sie durch den Wald. Dann fanden sie die ersten Toten. Jene, die dem Grauen nicht entkommen waren. Yulivee hatte sie alle gekannt … Die verschworene Gemeinschaft der Elfenritter. Ollowains Helden. Doch die Gesichter der Toten waren so entstellt, dass sie ihr Fremde
geworden waren. Es waren Fratzen der Angst. Sie konnte nicht hinsehen.
    Jornowell kniete neben jedem von ihnen nieder. Die Rüstungen und Waffen verrieten ihm, wer dort lag. Er drückte ihre Augen zu.
    Yulivee beobachtete Gishild genau. Das Mädchen betrachtete die toten Elfen kaum. Galten ihre Gedanken allein dem Ritter, den sie zurückgelassen hatte? Hatte sie vielleicht auch Anteil an dem Grauen gehabt? Sie war Yulivee unheimlich!
    Die Überlebenden von dieser Seite der Lichtung schlossen sich ihnen an. Sie waren stumm. Es war schrecklich zu sehen, wie die Ereignisse sie verändert hatten. Keiner sagte etwas. Ihre Gesichter waren ohne Regung, Masken, hinter denen sie ihre Angst verbargen. Und ihre Wut.
    Yulivee zog Gishild näher zu sich heran. Die anderen Elfenritter verachteten Gishild, weil sie das Ordenskleid trug. Sie schwiegen, aber ihre Blicke ließen keinen Zweifel an ihren Gefühlen.
    Sie waren gekommen, um ein armes, eingekerkertes Mädchen zu befreien. Und gefunden hatten sie eine Verräterin, die zum Feind übergelaufen war.
    In der Ferne war ein Donnern zu hören. Ein Geräusch wie von den Büffelherden des Windlands. Ein Laut, der einem tief in den Bauch fuhr.
    Jornowell hob die Hand. Sie alle verharrten. Und dann sah Yulivee, warum sie angehalten hatten. Durch die Bäume hindurch konnte man die Festwiese sehen. Ollowain und die Überlebenden der zweiten Angriffswelle hatten einen Verteidigungskreis gebildet. Sie hatten die Piken der Menschen an sich genommen

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