Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
und reckten sie vor, wie ein Igel seine Stacheln.
Und es war keine Büffelherde, die im Galopp über die Wiese eilte. Hunderte Reiter stürmten heran wie eine schwarze Flut. Und Yulivee wusste, die kleine Schar würde in dieser Flut untergehen.
MEUTEREI
Brandax traute seinen Augen kaum. Von diesen verfluchten Rittern und ihren Kriegern gab es mehr als Kaulquappen in einem Frühlingsteich. In der Ferne sah er, wie Marschkolonnen den großen See erreichten.
Der Kobold spürte die Gedanken von Steinschnabel. Sein Gefährte dachte an den Schrecken in den Augen eines Büffelkalbs, wenn der Schatten eines Riesenadlers über eine Wiese glitt.
»Du hast recht«, brummte der Kobold. »Egal wie tapfer sie sind, sie werden untergehen. Wir müssen tiefer hinab.«
Brandax griff nach einem Bündel von Stahlbolzen, die rings herum im Tragegeschirr festgezurrt waren. Er hatte Ollowain versprochen, sie nicht zu benutzen, aber wenn er sich an den Befehl des Schwertmeisters hielt, dann würden Ollowain und seine ganzen verdammten Elfenritter in den Boden gestampft werden.
»Tiefer!«, schrie er gegen den Flugwind an, der auf seinem Gesicht brannte. Steinschnabel hätte ihn auch verstanden, wenn er gar nichts gesagt hätte, aber er musste schreien, um seiner Wut und Verzweiflung Luft zu machen. Woher
kamen die ganzen Verstärkungen? Jemand musste sie verraten haben! Das also war der Lohn, wenn man Blütenfeen als Späher einsetzte.
Brandax öffnete das erste Pfeilbündel. Die schweren Stahlbolzen stürzten in die Tiefe. Ihre Spitzen richteten sich zum Boden hin aus. Durch den böigen Wind wurden sie ein wenig abgetrieben.
Steinschnabel fing seinen Sturzflug ab und gewann flügelschlagend wieder an Höhe. In langer Reihe folgten ihm die übrigen Schwarzrückenadler. Ein zweites Pfeilbündel wurde geöffnet, dann ein drittes.
Brandax musste den Kopf verdrehen, um zu sehen, was unter ihm geschah. Pferde strauchelten. Reiter rissen die Arme hoch. Wie eine Flut, die einen Küstenfelsen umspülte, teilte sich die Schwarze Schar vor dem kleinen Häuflein Elfen.
Die Mündungsfeuer von Pistolen blitzten. Es waren zu viele! Die ersten Elfen stürzten.
»Wir müssen runter!« Das einfach nur zu denken war Brandax zu kompliziert. Er war es gewohnt, seine Gedanken auch auszusprechen. »Keine Sturzflüge mehr. Flieg langsam über sie hinweg und schwing dich nicht sofort wieder in die Höhe.«
Das ist gefährlich, gab der Adler zu bedenken.
Brandax konnte nicht mehr an sich halten. »Soll ich dir sagen, was gefährlich ist, du verdammter Nestschisser! Dort unten auf der Wiese zu hocken und zu versuchen, mit diesen überlangen Zahnstochern ganze Heerscharen von Reitern aufzuhalten.«
Hüte deine Zunge, oder ich schüttele dich wie eine Laus aus meinem Gefieder!
»Nur zu! Lieber schlag ich mit meinem Schädel noch einen
Ritterhelm ein, als zum Trupp der fliegenden Feiglinge zu gehören!«
Abrupt ging der Adler in den Sturzflug über.
»Nicht zu tief, du hirnloses Riesenküken!«, schrie der Kobold. »Die Stahlpfeile müssen ein Stück weit fallen, um aufzufächern und dann die beste Wirkung zu entfalten.«
Steinschnabel flog eine so enge Kehre, dass Brandax fürchtete, die Ritter nicht nur mit den Stahlpfeilen, sondern auch mit seinem Frühstück zu beehren. Der Kobold war sich sicher, dass der verdammte Adler das mit Absicht getan hatte.
Richtig!
Mit weit ausgebreiteten Schwingen flog Steinschnabel vielleicht fünfzig Schritt über der Reiterschar. Einige von ihnen zielten mit ihren Steinschlosspistolen zum Himmel.
Brandax löste ein neues Bündel Pfeile. Weitere Adler zogen nun im Tiefflug über die Reitertruppen hinweg. Etliche Pferde scheuten angesichts der gewaltigen Raubvögel und warfen ihre Reiter ab. Wie schwer der Schaden war, den die Stahlpfeile anrichteten, vermochte der Kobold nicht einzuschätzen. Die Reiter befanden sich längst nicht mehr in geschlossener Formation, und der größte Teil der Pfeile versank wirkungslos im weichen Erdboden.
Die Elfen um Ollowain waren inzwischen zum Gegenangriff übergegangen. Sie zerrten Pistoliere aus den Sätteln und machten sich beritten, um den Kampf Mann gegen Mann zu suchen, in dem sie ihren Feinden turmhoch überlegen waren.
Ein infernalisches Donnern ließ Brandax herumfahren. Unheimliches Sirren erfüllte die Luft. Steinschnabel zuckte. Blut troff von seinem rechten Flügel. Einer der Adler kippte vornüber und stürzte der Wiese entgegen.
Steinschnabel flog eine enge
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