Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
werden wollte. Er löste den Haken.
Er wollte sich abrollen, wie die Elfen es machten, aber er hatte das Abspringen von den Adlern nie geübt. Es war nicht vorgesehen gewesen, dass die Kobolde landeten.
Der Aufprall auf den Boden war hart.
Benommen kam er auf die Beine.
Eine Schar Menschen rannte auf den Adler zu. Sie waren mit Hellebarden und Haumessern bewaffnet.
Der Waldrand war hinter Rauch verborgen.
Ein Novize mit einem Rapier in der Hand deutete auf Brandax und rief etwas.
Der Kobold spuckte Blut. Er hatte sich bei der harten Landung auf die Zunge gebissen. Seine Beine waren zu kurz, um den verfluchten Menschenkindern davonzulaufen. Selbst solchen bartlosen Knaben wie dem kleinen Drecksack, der ihn entdeckt hatte.
Wenn er schon verrecken musste, dann lieber an der Seite von Steinschnabel. Der große Adler sah zum Erbarmen aus. Windböen zerzausten sein blutiges Gefieder. Ein Flügel war gebrochen. Ein heller Knochen stach durch das zerschundene Fleisch.
Du musst weglaufen, Kleiner.
Brandax duckte sich unter dem Flügel hindurch und suchte nach seiner Windenarmbrust, die er am Gurtzeug unter der Brust des Adlers festgeschnallt hatte.
Es tat gut, den polierten Nussholzschaft der Waffe in Händen zu halten. Er drehte die Kurbel der Zugwinde und legte einen Bolzen in die Führungsschiene. »Die verdammten Menschenkinder sehen aus, als wollten sie dich schlachten und fressen, Großer.« Er legte an und nahm einen Kerl in blutbesudelten, weißen Gewändern ins Visier, der wie ein Metzger aussah.
Du solltest nicht hier sein, Kobold. Ich sagte dir doch, du hast ein zu weiches Herz.
»Das werden wir beide wohl niemandem mehr weitererzählen können.« Brandax drückte auf den Abzugshebel. Der vorderste Angreifer wurde von der Wucht des Treffers nach hinten gerissen, als habe ihn ein Pferd getreten.
Dem Kobold war klar, dass es keine Hoffnung auf Gnade mehr gab. Die Menschen ignorierten ihren toten Kameraden. Sie stürmten einfach weiter voran.
Brandax senkte die Waffe und drehte erneut die Kurbel der Zugwinde. Einen wollte er noch mitnehmen, bevor alles vorbei war.
EIN HELD
Lilianne und Michelle hatten zwei herrenlose Pferde ergriffen und sammelten die versprengten Pistoliere um sich.
Leon stand bei den Andalanen und starrte in den Himmel. Wie schafften es diese riesigen Vögel zu verschwinden? Verfluchte Magie!
Der Primarch stützte sich auf einen zersplitterten Speerschaft. Silberglänzender Tod fiel vom Himmel. Die Andalanen sahen es und stürmten ziellos durcheinander. Manche duckten sich einfach. Andere beteten.
Leon blickte den seltsamen Geschossen entgegen. Der Wind trieb sie ein wenig auseinander. Es war schwer einzuschätzen, wo genau sie niederfallen würden. Gewiss war nur, es würde ganz in der Nähe sein.
Aus den Augenwinkeln sah er, dass sich auch der Capitano der Andalanen nicht von der Stelle rührte. Das war der richtige Geist!
Er sollte den Mann zu sich in die Ordensburg berufen, wenn das alles hier vorüber war. Der Tod würde jeden von ihnen eines Tages finden. Das war die einzige Gewissheit im Leben. Man war lediglich frei in der Entscheidung, wie man ihm begegnete.
Der Wind trieb die silberglänzenden Geschosse schräg in die Formation der Schützen und Pikeniere. Der Primarch sah, wie einem Offizier die Brustplatte durchschlagen wurde ; der Pfeil drang bis in die Rückenplatte. Helme wurden durchbohrt, als seien sie aus Pergament. Eine ganze Reihe Pikenträger stürzte schreiend nieder.
Ein Schlag traf Leon dicht über dem Knie. Seine weiße
Hose sog sich voller Blut. Er starrte auf das Bein, als sei es nicht sein eigenes. Dann kam der Schmerz.
»Herr! Du bist verwundet!« Ein junger Novize wollte ihm stützend unter die Arme greifen.
Leon vertrieb ihn mit einer ärgerlichen Handbewegung und geriet dabei fast aus dem Gleichgewicht.
»Wenn du deine Wunde nicht wenigstens abbindest, dann wirst du verbluten, Bruder.« Drustan war an seine Seite getreten.
Leon wollte an so etwas jetzt nicht denken. Der Schmerz ließ sich aushalten. Auf den Speerschaft gestützt, konnte er stehen. Das war alles, was jetzt wichtig war. Das Schlachtfieber hatte ihn gepackt. Er wollte nichts verpassen. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie sehr er es vermisst hatte. So viele Jahre hatte er auf keinem Schlachtfeld mehr gestanden!
»Wir werden sie vernichten!«
»Den Sieg wirst du nicht mehr erleben«, stellte Drustan nüchtern fest.
Einen Moment überlegte Leon, ob sein Hochgefühl vielleicht
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