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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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eigenen Gründen hierher gekommen war. Es war nicht unvernünftig, Marcilla anzulaufen. Aber sie hätten genauso gut auch nach Valloncour segeln können. Ihre Reise war zu Ende, und diesen Hafen lief er nicht an, um Vorräte und Frischwasser an Bord zu nehmen, sondern weil er ein hoffnungsloser Romantiker war.
    »Kapitän, wir bekommen Besuch!« Sibelle deutete nach steuerbord, wo sich eine kleine Barkasse näherte.
    »Sie sind schnell heute«, bemerkte Lilianne.
    Der Mann im Bug der Barkasse winkte mit einer rotweißen Fahne und ließ sein Boot wenden.
    »Zwei Strich steuerbord!« rief Alvarez dem Steuermann zu. Wenn es nur noch wenige Liegeplätze im Hafen gab, war
es üblich, dass Barkassen des Hafenmeisters neu ankommende Schiffe zu den letzten freien Ankerplätzen lotsten.
    Der Kapitän sah sich um. Es lagen viele große Kauffahrer an den Kais. Zwischen den schwerfälligen, dickbauchigen Pötten wirkte die Windfänger wie ein Löwe unter Wasserbüffeln. Die unruhige See hatte die Handelsschiffe in den Hafen getrieben. Der Himmel war bedeckt, ein rauer Nordwind wühlte die See auf. Es war kein Galeerenwetter. So elegant und schnell diese Kriegsschiffe auch waren, sie waren noch weniger als die Kauffahrtsschiffe dazu geschaffen, einen Sturm auf offener See zu überstehen.
    Sie passierten die schmalen, hohen Kornspeicher, altersdunkle Ziegelbauten, die wesentlich zum Reichtum Marcillas beigetragen hatten. Dutzende Flusskähne lagen dort fest vertäut, die das Gold des Sommers in die Hafenstadt getragen hatten.
    Als sie die Speicherhäuser passierten, glaubte Alvarez den Duft des Korns zu riechen. Wieder schweiften seine Gedanken zu Mirella. Wo sie jetzt wohl war?
    Er stellte sich vor, sie auf einer Sommerwiese zu lieben. Seltsam … Sie hatte ihn wahrlich verzaubert. So hatte er noch nie für eine Frau empfunden. Vielleicht war es so, weil sie ihn verlassen hatte.
    Die Barkasse bog in einen weiten Kanal ab, der den großen Handelshafen mit dem alten Hafen verband. Alvarez konnte erkennen, dass dort kaum Schiffe lagen.
    »Das gefällt mir nicht!« Lilianne war dicht an seine Seite getreten und sprach so leise, dass die anderen sie nicht hören konnten.
    Alvarez ahnte, was ihr durch den Kopf ging. Üblicherweise blieben die Kriegsschiffe im Handelshafen, weil sie von dort schneller auslaufen konnten. Dort lag auch das Arsenal,
in dem die Vorräte der Kriegsflotten gelagert wurden. Sie im alten Hafen zu versorgen war viel aufwendiger.
    »Es gab keine Liegeplätze mehr im vorderen Hafenbecken. « Sie nickte, doch Alvarez kannte sie gut genug, um zu wissen, dass Lilianne in Gedanken ganz woanders war. »Wann versammelt sich die Flotte, die die neuen Novizen nach Valloncour bringt?«
    »Die Schiffe kommen mit allen sieben Winden. In diesen Tagen müssten die ersten von ihnen eintreffen. Aber bis zur Erweckungsfeier sind es noch mehr als zwei Wochen. Wir werden längst dort sein.«
    Sie glitten an den beiden schwarzen Türmen vorbei, die am Eingang zum alten Hafen wachten. Sie waren alt: düstere Bauwerke, deren Mauerwerk von schmalen Schießscharten durchbrochen war. Die Böden der Türme waren nicht stark genug, um Geschütze zu tragen. Sie stammten aus einer Zeit, in der Bogenschützen die Schlachtfelder beherrscht hatten.
    »Die Türme sind bemannt«, bemerkte Lilianne.
    Auch Alvarez hatte die Bewegung hinter den Schießscharten bemerkt. Die beiden Türme lagen tief in den Hafenanlagen. Es gab keinen Grund, hier Wachen aufzustellen.
    Das große Schiff steuerte in engem Bogen auf den Landungssteg zu, den die Barkasse ihnen zuwies.
    Alvarez ballte die Rechte zur Faust und entspannte sie wieder. Es mochte tausend ganz harmlose Gründe geben, warum sich Krieger in den Türmen aufhielten. Was sollte ihnen schon geschehen?
    Der Deckoffizier gab Befehl, die Ruder einzuholen. Die Windfänger schrammte an den tauumwickelten Pfosten des Landungsstegs entlang. Seile wurden auf den Holzsteg geworfen. Wenig später war das Schiff fest vertäut.

    Vom Ruderdeck erklang aufgeregtes Stimmengewirr. Die Mannschaft freute sich auf den Landgang. Alles war wie immer. Seine Offiziere sahen ihn ungeduldig an, sie warteten auf seine Befehle. Außer Lilianne schien niemand beunruhigt. Wahrscheinlich sah die Komturin Gespenster!
    »Die Backbordrudermannschaft bekommt Landgang bis morgen zur Mittagsstunde. Zahlmeister! Sorg dafür, dass sie die Windfänger nicht mit leeren Taschen verlassen.« Die letzten Worte hatte er im Kommandoton gerufen.

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