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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Emaille auf seiner Brustplatte. Seine rote Bauchbinde wies ihn als Offizier aus.
    Ohne sich um die gaffenden Ruderer zu scheren, überquerte er sicheren Schritts das regennasse Hauptdeck.
    Der Kerl war nicht zum ersten Mal auf einem Schiff, dachte Lilianne bei sich. Und er bewegte sich wie ein geborener Krieger.
    Die ehemalige Komturin blickte noch einmal zu den Kriegern auf dem Landungssteg. Ihre Ausrüstung entsprach ganz den Reformen, die die Neue Ritterschaft in den letzten zwanzig Jahren eingeführt hatte. Bislang hatte der Orden vom Aschenbaum auf einer traditionellen Rüstung aus Kettengeflecht,
schweren Schilden und wuchtigen Topfhelmen bestanden. Es war die Rüstung, in der ihre Ordensritter die größten Siege errungen hatten. Aber sie war hoffnungslos veraltet.
    Dass die Einheiten hier am Hafen sich von ihren überkommenen Traditionen verabschiedet hatten, alarmierte Lilianne. Das Beharren auf Althergebrachtem war bislang die größte Schwäche der Ritter vom Aschenbaum gewesen. Wenn sie anfingen, sich zu ändern, würden sie noch gefährlicher werden.
    Ihr Besucher deutete eine Verbeugung an. »Louis de Belsazar, Hauptmann des Komturs von Marcilla. Ich bringe eine dringende Depesche für den Kapitän dieses Schiffes.« Er sah sie mit einem süffisanten Lächeln an. »Wem darf ich sie überreichen?«
    Lilianne bemerkte, dass Alvarez darauf verzichtet hatte, seine Bauchbinde zu tragen, und so war es in der Tat für einen Fremden nicht offensichtlich, wer auf der Brücke das Kommando führte.
    Der Kapitän trat vor. »Alvarez de Alba«, sagte er knapp, fast schon schroff.
    Der Hauptmann überreichte ihm eine Lederrolle.
    Während Alvarez das Siegel brach und das Schreiben herausgleiten ließ, wurde das überhebliche Lächeln von Louis noch eine Spur herausfordernder. Ganz offensichtlich wusste er um den Inhalt der Depesche.
    Der Kapitän überflog das Schreiben. Dann rollte er es zusammen. »Es tut mir leid, aber dieses Ersuchen muss ich zurückweisen.«
    »Das ist kein Ersuchen, sondern ein Befehl«, stellte ihr Besucher klar.
    »Worum geht es?«, fragte Lilianne.

    »Der Orden vom Aschenbaum wird diese Galeasse beschlagnahmen«, antwortete der Hauptmann mit befehlsgewohnter Stimme. »Ihr wart vielleicht lange auf See, deshalb kennt ihr die gesegnete Bulle Mit aller Kraft noch nicht, die von den Heptarchen am zwanzigsten Tag des letzten Mondes herausgegeben wurde. Darin beauftragen die Kirchenfürsten meinen Orden, alle Kräfte zu vereinigen, um die Heiden aus Drusna und dem Fjordland zu vertreiben. Dazu soll zunächst eine Flotte aus den besten und stärksten Schiffen zusammengezogen werden. Schiffen wie die Windfänger. Alle Komture meines Ordens sind ermächtigt, Schiffe in ihren Ordensprovinzen beschlagnahmen zu lassen.«
    Lilianne warf einen Blick zu Alvarez. Er war zu ruhig. Das war kein gutes Zeichen. Und Hauptmann Louis wartete geradezu darauf, dass es Ärger gab. Jeder Zwischenfall würde die Stellung ihres Ordens noch weiter verschlechtern.
    »Du wirst sicher verstehen, Bruder Louis, dass wir nicht einfach ein Schiff in ein weit entferntes Meer verlegen können, ohne dazu den Befehl unseres Ordensmarschalls oder Primarchen zu erhalten. Ich bin sicher, die Oberen meines Ordens werden gern einige Schiffe abkommandieren, um die Flotten auf den Seen Drusnas zu stärken«, meinte sie.
    »Schwester, ich glaube, dir ist die Tragweite der Beschlüsse unserer Heptarchen noch nicht ganz klar. Wir bitten den Orden vom Blutbaum nicht um Unterstützung. Wir verlangen eure Schiffe. Und dazu die Ruderer und Seeleute. Krieger und Seeoffiziere werden wir selbst stellen. Die Windfänger wird ab morgen unter dem Banner des Aschenbaums fahren.«
    »Ihr werdet mein Schiff nicht stehlen!«, herrschte Alvarez den Hauptmann an.
    Louis trat einen Schritt zurück. »Du solltest deinen Kapitän
darauf hinweisen, dass er niemals ein Schiff besessen hat. Unsere Ordensregel besagt, dass wir nichts besitzen. Selbst das, was wir am Leib tragen, wurde uns von der Kirche geliehen. Alles, was wir Diener Gottes erschaffen, gehört Tjured. Und wenn die Heptarchen als die ersten Diener Gottes beschließen, dass diese Leihgaben anderweitig genutzt werden sollen, dann gibt es darüber nichts mehr zu besprechen. Wer anders denkt, stellt die gottgewollten Hierarchien unserer Kirche in Frage, und das ist nichts anderes als Ketzerei.«
    Louis sah sie herausfordernd an. Dann blickte er zu den anderen, um zu prüfen, welche Wirkung seine

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