Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
sich. Und es war ungewiss, ob das eine Auszeichnung oder eine Strafe war.
Honorés Lächeln wurde noch etwas breiter. Falten bildeten sich in seinen Mundwinkeln. Er zog sein Hemd über die schreckliche Wunde in seiner Brust. »Jetzt überlegst du wohl, ob ich verrückt bin, nicht wahr?«
Luc schluckte. Dann nahm er all seinen Mut zusammen und nickte.
Der Primarch lachte. »Nur wer sich Großes vornimmt, kann auch Großes erreichen. Ruhm ist nur selten ein Geschenk, das einem einfach in den Schoß fällt.«
Eine Weile saßen sie schweigend beieinander.
»Was wünschst du dir, Luc?«, fragte Honoré schließlich. »Ich bin überzeugt, dass unsere Wünsche und unsere Bestimmung oft eng miteinander verbunden sind.«
Luc schüttelte den Kopf. Sein Wunsch war selbstsüchtig. Er wollte bei Gishild sein. Zuweilen schämte er sich deshalb, denn es gab Augenblicke, da brannte dieser Wunsch so stark in ihm, dass er ihm alles andere geopfert hätte. Das war gewiss nicht gottgefällig!
Manchmal, wenn keiner der Kameraden seiner Lanze im Turm war, schlich er sich heimlich hinauf in den Schlafsaal und kniete vor Gishilds Kleidertruhe nieder. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass man die Truhen der anderen nicht einmal berührte. Er aber kümmerte sich nicht darum, sondern öffnete Gishilds Truhe dann einen Spaltbreit. In dem dunklen, alten Holz war noch etwas von ihrem Duft gefangen. Und wenn er die Augen schloss und alles andere vergaß, dann konnte er sich einbilden, dass sie wieder ganz nah bei ihm war. So als läge sie in seinen Armen.
»All deine Wünsche kreisen um Gishild …«
»Ja.« Jedes Wort war wie ein kantiger, scharfer Kiesel in seiner Kehle. Mehr vermochte er nicht zu sagen.
»Dann sollten wir überlegen, welche Wege es gibt, dich zu ihr zu bringen.«
Luc sah den Primarchen misstrauisch an. Das war unsinnig! »Sie ist im Fjordland. Sie wird unsere Feinde anführen.«
»Ich dachte mir schon, dass du weißt, wer sie wirklich ist. Liebende haben nur wenige Geheimnisse voreinander. Nun, das macht es leichter.«
»Aber ich kann doch nicht …«
»Warum? Liebe ist das reinste und aufrichtigste aller Gefühle. Was sollte verdammenswert daran sein? Und selbst
wenn Gishild gegen uns ins Feld zieht, bin ich mir sicher, dass sie tief in ihrem Herzen immer noch eine von uns ist. Sie ist eine Silberlöwin, Luc. So wie du ein Silberlöwe bist. Dieser Bund geht tief. Er wird ein Leben lang halten. Sie war zu lange hier, um nicht eine von uns geworden zu sein. Sie denkt wie wir. Sie fühlt wie wir. Wir können sie zurückgewinnen. «
»Ich werde nicht gegen sie kämpfen können«, sagte Luc leise. Manchmal hatte er sich ausgemalt, wie sie beide in der Hitze der Schlacht aufeinandertrafen. Wie sie sich mit geschlossenen Helmvisieren nicht erkannten. Und dass er sie tötete. »Ich kann nicht gegen das Fjordland kämpfen. Das würde sie mir niemals verzeihen. Wenn unsere Heere siegreich sind, wenn unsere Banner über Firnstayn wehen und die letzte Schlacht geschlagen ist, dann wird zerstört sein, was ihr am meisten im Leben bedeutet hat. Ich darf keinen Anteil daran haben! Das würde sie mir niemals verzeihen, selbst wenn ich mein Schwert nicht gegen die Heiden erhebe … Wenn das Fjordland untergeht, dann wird auch sie gebrochen sein. Sie würde mich nicht mehr sehen wollen. Wahrscheinlich würde sie dann gar nicht mehr leben. In der letzten Schlacht wird sie bis zum Tod kämpfen.«
»Ja, die Liebe … Sie kennt nur schwarz und weiß. Kennt keine Zwischentöne. Die Wirklichkeit ist anders. Ich will nicht sagen, dass du unrecht hast, aber ich glaube, wir können das Fjordland besiegen, ohne dass wir eine einzige Schlacht auf seinem Boden austragen.«
Honoré genoss sichtlich Lucs ungläubiges Schweigen.
»Wir müssen das Fjordland in Albenmark besiegen. All mein Denken kreist allein darum. Es ist das Ziel in meinem Leben, nach Albenmark zu gelangen. Wenn wir es schaffen, Emerelle, die Königin der Anderen, zu töten, dann wird der
Krieg zu Ende sein. Die Anderen, das sind unzählige Völker, die einander befehden. Emerelle ist die eine, die sie alle zusammenhält. Wenn sie stirbt, dann werden die Anderen das Fjordland nicht mehr unterstützen. Sie werden um die Krone streiten. Und was sind die letzten Heiden ohne ihre Verbündeten? Verloren! Das wissen sie. Der Krieg um das Fjordland wird in Albenmark entschieden werden!«
»Aber wie sollten wir denn nach Albenmark gelangen?«
»So wie die Anderen natürlich«,
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