Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
machte eine kurze Pause. »Und keiner weiß, wohin der letzte Kapitän der Stolz verschwunden ist.«
    Luc sah hinaus auf das Wasser. Neben den riesigen doppelrümpfigen Schiffen sahen selbst Galeassen so klein wie Aalkutter aus. Luc wusste zwar, woher die Stolz und die Gottes
Zorn kamen, aber das änderte nichts daran, dass auch ihm die Schiffe unheimlich waren. Die Segel waren gerefft. Von ihren Rahen wehten zehn Schritt lange Ordensbanner. Sie waren eindrucksvoll, die Schiffe, ohne Frage. Aber sie waren nicht für Menschen gemacht.
    »Es heißt, wir werden schon in den nächsten Tagen auslaufen. Zehn Regimenter werden mit uns an Bord gehen. Auch Arturos Andalanen werden dabei sein.«
    »Welchen Posten hast du eigentlich?« Luc schämte sich, nicht schon früher gefragt zu haben. Wo war er nur mit den Gedanken? Über alle anderen ließ er René erzählen.
    Der Silberlöwe machte eine wegwerfende Geste. »Ich bin Kapitän geworden.«
    »Du hast ein eigenes Kommando?« Luc war überrascht. Üblicherweise dauerte es einige Jahre, bis man den Befehl über ein Schiff oder über ein Truppenkontingent übernehmen durfte.
    »Nur eine steinalte Galeere. Wahrscheinlich ist schon der heilige Guillaume auf ihr gefahren. Leckt wie ein altes Sieb, der Kahn.« Er grinste. »Aber ich werde das beste Schiff der ganzen Flotte aus ihr machen. Es kann jeden Tag losgehen. Noch kennt niemand außer den Ordensoberen das Ziel. Man munkelt, dass wir das Fjordland angreifen werden. Einen der Heidenhäfen erstürmen. Und dann geht es landeinwärts. Deshalb die vielen Regimenter.«
    Luc schluckte. Er hatte einen anderen Verdacht. Er wusste ja um Honorés wirkliche Ziele, doch konnte er sich nicht vorstellen, wie der Primarch sie Wirklichkeit werden lassen wollte.
    »Wie heißt dein Schiff denn?«
    René wurde so rot, dass man seine Kopfhaut durch das weißblonde Haar schimmern sehen konnte. »Luc.«

    »Was? Du hast den Kahn nach mir benannt? Dieses schwimmende Sieb …«
    »Ich verdanke dir mein Leben. Ohne dich läge ich längst in unserem Turm. Ich … ich glaube, dein Name bringt Glück.«
    Luc schwieg. Er dachte an Gishild und ihren Hochzeitstag. Nein, Glück brachte sein Name ganz gewiss nicht! Aber er würde René seinen Glauben nicht nehmen. »Wo finde ich Honoré?«
    »Der ist Tag und Nacht im Rabenturm.«
    »Im Rabenturm?«
    »Ja, dort, wo Drustan gehaust hat.« René drehte sich um und deutete auf einen alten, schlanken Turm, der im Schatten eines Lagerhauses stand. »Manchmal sind seine Zinnen schwarz vor Raben. Honorés Schreiber und Spitzel haben dort ihr Hauptquartier. Den Primarchen findest du meistens auf der Turmspitze. Man sagt, er starrt immerzu auf die See hinaus.«
    Luc nahm seinen Seesack und den Schild. »Wo finde ich dich?«
    »Auf der Luc natürlich. Ich habe meine Deckoffiziere noch nicht zusammen. Ich sagte ja, es gibt noch freie Betten in meinem Quartier. Wenn du magst …«
    Luc lächelte. Es war gut, wieder unter Silberlöwen zu sein. »Ich weiß nicht, welche Befehle Honoré für mich hat. Aber ich werde ihn bitten, mich unter dein Kommando zu stellen.«
    René wirkte skeptisch. Er drückte ihm die Hand, statt ihn wie vorhin in die Arme zu schließen.
    »Habe ich dich beleidigt?«
    Sein Gefährte schüttelte den Kopf. »Geh nicht zu Honoré. Er hat gewiss Pläne mit dir. Anne-Marie ist auch oft bei ihm.«
    »Wenn ich ihn darum bitte, deinem Schiff zugeteilt zu werden, wird er sicher nicht widersprechen.«
    »Dein Wort in Tjureds Ohr.« René drückte ihm die Hand. Dann trat er einen Schritt zurück. »Auf Wiedersehen in Valloncour. « Mit langen Schritten eilte er davon. Luc hatte fast den Eindruck, dass er fortlief.
    Das war Einbildung! Sicher hatte René es nur eilig, auf seine Galeere zu kommen. Er war stolz auf sein Kommando.
    Luc ging zum Rabenturm. Vor acht Jahren war Gishild hier gewesen. Bald wären es neun. In ihrer Schilderung war der Turm groß und bedrückend gewesen.
    Luc blickte zu den Zinnen auf. Dutzende Raben kauerten dort. So viele! Wurden sie alle für Botendienste gebraucht?
    Eine schmale Gestalt, den Federhut tief in die Stirn gezogen, eilte aus dem Eingang und rempelte ihn fast an. Sie trug die breite, rote Bauchbinde mit Goldtroddeln, die einen Offizier verriet.
    »Anne-Marie?«
    Sie blickte auf, schien durch ihn hindurchzusehen.
    »Anne-Marie, ich bin es! Luc!«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre Lippen. »Luc, ja …« Sie runzelte die Stirn. »Ja, ja, Luc. Du hast ein Refugium

Weitere Kostenlose Bücher