Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
wirkte ausgegrenzt. Und dennoch war Louis sich sicher, dass sie hinter alldem steckte. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und beobachtete das Geschehen.
Jetzt wurden Leitern auf den Hof getragen.
»Du lehnst dich gegen den Befehl der Heptarchen auf!«, rief Louis dem Söldner zu.
»Nein. Ich befolge nur die Befehle meines Herrn. Über mehr muss ich nicht nachdenken.«
»Du wirst …«
Einer der Schürzenträger trat an den Söldner heran. Sie besprachen etwas. Louis wünschte, er hätte es verstanden.
»Holt eure Brustplatten und Helme«, befahl er entschieden. »Und bringt mir meine Rüstung. Wir dürfen nicht dulden, dass diese Männer auf die Windfänger gelangen. Das Schiff darf den Hafen nicht verlassen.«
Le Beuf hob sein Rapier und winkte. »Es werden jetzt Maurer zu deinem Turm kommen. Lass sie unbehelligt. Sie führen nur die Befehle des Erzverwesers aus. Wie viele Männer hast du dort drinnen?«
Louis schüttelte den Kopf. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir das verrate!«
»Wie du meinst. Ich wollte nur, dass ihr genug Lebensmittel bekommt. Der Heptarch möchte, dass es euch gut geht in eurem Turm. In einer Woche werden die Mauern wieder aufgebrochen werden.«
»Was meint er damit?«, fragte der Krieger an Louis’ Seite.
Der Ritter machte eine knappe Bewegung, um den Kerl zum Schweigen zu bringen. Er hatte keine Ahnung.
Männer mit Handkarren voller Steine kamen auf den Turm zu.
Louis hörte das Klappern von Rüstungen. Seine Krieger machten sich bereit. Sein Mund war trocken. Er drehte sich um, streckte die Arme vor und ließ sich in seinen Kürass helfen. Es war eine gute Rüstung. Wahrscheinlich würde sie die Arkebusenkugeln abhalten. Die Brustplatte war schwerer und besser verarbeitet als die Rüstungen seiner Männer. Natürlich konnte er Pech haben und im Gesicht getroffen werden …
»Linker Flügel, links schwenkt! Marsch!«, kommandierte der Söldner des Erzverwesers.
Ein Teil seiner Arkebusenschützen marschierte ab. Hinter ihnen waren zwei Feldschlangen in Stellung gebracht worden. Die Mündungen der bronzenen Geschützrohre wiesen auf die Tür des Turms. »Denk nicht einmal darüber nach,
Ritter! Ihr bleibt im Turm, oder ihr verreckt hier auf dem Pflaster. Meine Befehle sind eindeutig!«
Würde er das wirklich tun?, fragte sich Louis. Zögernd strich er über den Korb seines Rapiers. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Leitern an seinen Turm angelegt wurden. Waren sie verrückt? Sie mussten doch wissen, dass niemand durch die Schießscharten fliehen konnte. Ein Eimer wurde an einem Seil hochgezogen. Handwerker reichten Steine nach oben. Louis sah ihnen fassungslos zu. Er wollte nicht wahrhaben, was da geschah. Das durfte nicht sein!
»Die mauern uns ein«, sagte jemand hinter ihm. Dann herrschte beklommene Stille.
Louis spürte, wie sich Schweiß in seinen Handflächen sammelte. Er dachte an den Traum. Sein Herz schlug schneller. Gleichzeitig wurde ihm die Kehle eng, als würge ihn eine unsichtbare Hand.
Er schob die Rechte in den Korb seines Rapiers. Würde le Beuf wirklich schießen lassen? Das konnte er doch nicht tun …
»Die Windfänger hat die Pest in die Stadt gebracht!«, rief der Söldner herüber. »Der Erzverweser hat befohlen, das Schiff hinaus auf die offene See zu schicken. Soll sich dort ihr Schicksal erfüllen. Jeder, der sich einem Mannschaftsmitglied auf mehr als zwei Schritt genähert hat, steht unter Quarantäne. Die Pest ist im Blut und im Atem der Kranken. Ihr macht die Luft um euch krank. Deshalb werden Tor und Schießscharten mit Mauern verschlossen. In einer Woche komme ich wieder und lasse einen Stein aus der Mauer brechen. Wenn bis dahin keiner von euch gestorben ist, dann werden wir die Mauer einreißen. Jetzt nenn mir die Namen der Männer, die bei dir sind. Und in einer Woche will ich jeden verdammten Kerl, den du da bei dir hast, vor dem Loch
in der Mauer antreten sehen. Wenn nur einer fehlt, dann bleibt ihr für immer im Turm.«
Louis wollte etwas sagen, doch ihm versagte die Stimme. Eingemauert! Lebendig begraben … Nein, das könnte er nicht ertragen. Kalter Schweiß stand ihm auf dem Leib. Nicht das! Seine Hand krampfte sich um den Griff des Rapiers. Er könnte nicht im Turm bleiben!
Der Ritter trat einen Schritt vor.
»Bleib stehen!«, rief der Söldnerführer scharf.
Louis sah, wie mehrere Arkebusenschützen die Waffen auf ihn ausrichteten. Sie hoben ihre glimmenden Lunten dicht über die Pulverpfannen. Er
Weitere Kostenlose Bücher