Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
Rekruten wieder auf volle Stärke gebracht werden …
Capitano Duarte zwirbelte eines seiner Bartenden. Er hatte viel gehört von Valloncour. Die meisten sahen es als eine Ehre an hierherzukommen. So redeten sie unter den Offizieren. Aber er wusste es besser! In Wahrheit waren sie froh, Drusna und seinen Wäldern zu entkommen. Brüllenden Trollen, den Wilden aus dem Fjordland, heimtückischen Elfen und Kobolden, Kentauren, die die Köpfe erschlagener Feinde sammelten … Schrecken ohne Ende.
Er selbst aber empfand es als demütigend, vor der Zeit fortgeschickt worden zu sein. Zudem hatten sie ihm eine Aufgabe gestellt, die nicht zu lösen war: einen übermächtigen Feind durch einen seichten Fluss anzugreifen. Und der Feind hatte Kanonen! Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, um dem Verlierer von der Bresna und seinen Männern noch das letzte bisschen Ehre zu nehmen, würden sie unter dem Kommando von Kindern dienen!
Hufschlag ließ ihn aufblicken. Hügel um Hügel erhob sich vor ihm. Ihre sanften Linien erinnerten an hingestreckte Körper.
Jeder Hügel erhob sich ein klein wenig höher als der vorherige, bis sie schließlich in einen Zedernwald übergingen, hinter dem schroffe Felsen aufragten. Es war ein grauer Herbsttag. Wie Schleier verhüllten Wolken die Häupter der fernen Berge.
Fliehende Grasmücken schossen in tiefem Flug über den Kamm des nächstgelegenen Hügels. Der anschwellende Donner von Hufen folgte ihnen. Und dann waren sie da: die Novizen. Arturo stockte der Atem. Sie waren Kinder, fast noch, und zugleich waren sie wie Heilige. Wie eine Erscheinung. Auf prächtigen Schimmeln verharrten sie auf dem Hügelkamm.
Sie waren in altmodische Kettenhemden und weiße Waffenröcke gekleidet. Lange weiße Umhänge wehten von ihren Schultern. Rot, wie frisch vergossenes Blut, prangte die Bluteiche auf ihren Waffenröcken. Keiner von ihnen trug einen Helm. Wie Geister, die aus einem fernen Heldenzeitalter in die Gegenwart getreten waren, erschienen sie Arturo. Lichtgestalten!
Sie alle wirkten kaum älter als seine Trommlerjungen, als er sie ins Regiment aufgenommen hatte. Vielleicht sechzehn … Oder doch jünger? In ihren Gesichtern spiegelten sich gleichermaßen Unschuld und Entschlossenheit.
Ein schlanker Junge mit lichtblondem Haar trug ihr Banner. Es zeigte den Blutbaum auf weißem Grund und einen weißen Löwen auf schwarzem Grund. Dazwischen das Ruder einer Galeere. Arturo hatte von ihnen gehört … Sie mochten wie Heilige aussehen, aber sie hatten einen üblen Ruf.
Die Reiter kamen in langsamem Schritt den Hügel hinab. Sie bildeten eine perfekt ausgerichtete Linie. Das mussten sie lange geübt haben, dachte Arturo.
»Männer! Präsentiert die Waffen!« Arkebusen und Piken
wurden hochgerissen. Der Capitano zog sein Rapier und salutierte. Seine Männer waren ein abgerissener Haufen. Man hatte ihnen keine neuen Uniformen zugeteilt auf der Reise. Die Sohlen ihrer Stiefel wurden von Zwirn und Lumpen gehalten. Ihre Hosen und Wämser waren unzählige Male geflickt. Ein Regiment von Landstreichern waren sie. Aber ihre Waffen waren blank, das Leder ihrer Brustharnische gut gepflegt. Und jeder von ihnen trug die grünen Federn der Veteranen am Helm.
Arturo wusste nicht, was als Nächstes geschehen würde, aber in einem war er sich gewiss: Er würde nicht dulden, dass auch nur einer dieser strahlenden Ritter eine abfällige Bemerkung über seine Krieger machte. So wie sie sah man eben aus, wenn man zwei Jahre in Staub und Dreck gelebt hatte und dann verbannt und vergessen wurde.
Der Capitano erkannte ihren Anführer an der roten Bauchbinde, die er trug. Sonst unterschied er sich nicht von den anderen. Er stieg ab. Es war eine fließende, elegante Bewegung. Wie bei einem Tänzer sah es aus.
Er würde mit seinem halb steifen Knie nie wieder anmutig von einem Pferd steigen, dachte Arturo zornig.
Er sah die übrigen Reiter an. Sie rührten sich nicht. Ihre Gesichter waren maskenhaft. Unbewegt. Keine Gefühle spiegelten sich darin. Obwohl … Der Kerl mit den schwarzen Locken schien ein wenig neugierig zu sein.
Dass sie auch Weiber in ihren Reihen aufnahmen, hatte Arturo nie begriffen. Neben dem Anführer war eine junge Frau mit langem rotblonden Haar geritten. Sie hatte etwas von einer Katze an sich. Hübsch war sie, aber ihre Augen … Sie hielten spöttische Distanz. Und sie war auch zu flachbrüstig, um wirklich reizvoll zu sein. Da war die ganz außen schon besser. Wenn sie nur nicht so ein
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