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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sie erschaffen hatte. Dunkle, verdreckte Felslöcher!
    Unter einem Vorhang aus Büffelfellen drang goldenes Licht hervor. Tiranu schob die speckigen Felle zur Seite. Rauch schlug ihm entgegen. Es stank nach altem Tran, Fleischresten und irgendwelchen fremdartigen Essenzen, die in Feuerschalen schwelten. Sie hinterließen schon beim ersten Atemzug einen anhaltenden öligen Geschmack auf der Zunge.
    Ein kleiner Höhlenraum lag hinter dem Vorhang. Er war von unregelmäßiger, runder Form. In der Mitte kauerte ein großer Schatten. Eine Gestalt saß gebeugt an einem Feuer.
Sie wandte Tiranu den Rücken zu. Kein Wort der Begrüßung fiel. Sie musste ihn doch gehört haben! Er verharrte und sah sich um.
    Der unebene Boden der Höhle war mit seltsamen, verschlungenen Linien bedeckt. Tiranu spürte die Kraft der Magie, die sich in diesem Loch im Fels zusammenballte. Und er hütete sich, auf eine der Linien zu treten.
    Die Wände rings herum hatte irgendein Troll mit groben Bildern geschmückt. Jagdszenen waren zu sehen. Ein Schwarm von Raben verdunkelte mit seinen Kohlenstrichflügeln die gegenüberliegende Wand. Auf anderen Bildern hielten Skanga und ein Trollweib, das eine Maske trug, ein dunkles Ritual ab. Neugierig sah Tiranu näher hin. Seine Mutter hatte ihm schon als Kind allen Schrecken genommen. Er war weit auf den finsteren Pfaden der Magie gewandert, bevor er sich entschieden hatte, den Weg des Kriegers einzuschlagen.
    »Wenn du etwas von mir willst, Elflein, dann musst du schon die Zähne auseinanderbringen und reden.«
    Überhebliche alte Vettel, dachte Tiranu. Er ging um das Feuer herum und ließ sich gegenüber der Schamanin nieder. Skanga hatte kleine Steinschalen um sich herum aufgestellt, aus denen dünne, blassgraue Rauchfäden stiegen. Dieser Rauch war es, der den öligen Geschmack in seinem Mund verursachte. Tiranu kämpfte gegen die Übelkeit an, die in ihm aufstieg. Er musste sich auf etwas konzentrieren. Keinen Gedanken mehr durfte er dem Rauch und seiner Zunge widmen.
    Er starrte Skanga an. Ihre Augen waren nur blinde, weiße Gallertklumpen, und doch hatte er das Gefühl, dass sie ihn sehr genau sehen konnte. Das graue Gesicht war von tiefen Falten durchzogen. Es zeigte keine Regung. Ein unangenehmer,
säuerlicher Geruch ging von der Schamanin aus. Ihr Kleid war so oft geflickt, dass man seine ursprüngliche Farbe nicht mehr erraten konnte. Gebeugt saß sie vor den Flammen. Ihre gichtkrummen Finger erinnerten an Raubtierkrallen. Sie hielten einen mit Spiralmustern bedeckten Knochen.
    Bei jedem Atemzug der Schamanin klapperten die unzähligen Amulette, die sie trug. An Lederriemen und Schnüren aus geflochtenem Elfenhaar hingen sie um ihren Hals. Dünne Knochenplättchen, Steine, in die Runen geschnitten waren, getrocknete Vogelflügel und Dinge, die sich Tiranu nicht genauer ansehen mochte, weil er seine Ahnungen über ihre Herkunft nicht bestätigt haben wollte.
    »Für einen Elfen riechst du gut«, sagte Skanga unvermittelt.
    Tiranu musste einen plötzlich aufsteigenden Würgereiz unterdrücken.
    Skanga stieß ein hartes, abgehacktes Lachen aus. »Brauchst dich nicht schämen, Elflein, weil du riechst wie ein Troll. Wahrscheinlich haben dich deshalb meine Wachen ungehindert ziehen lassen. Doch nun komm zur Sache. Was willst du?«
    Tiranu öffnete den Ledersack. Mit spitzen Fingern griff er hinein. Der Gestank, der ihm entgegenschlug, war unbeschreiblich. Er fühlte verklebtes Haar und Haut, die kaum noch auf dem faulenden Fleisch haftete. Behutsam setzte er den Menschenkopf auf einen flachen Stein vor der Schamanin. Eine Hälfte war übel verbrannt. Vom langen blonden Haar waren nur noch versengte Stoppeln geblieben. So wie bei ihm. Einen Herzschlag lang bestürmten Tiranu wieder die Bilder des Grauens. Die Erinnerung daran, wie er in die Flammen gegangen war, um diesen Kopf zu holen. Sein langes
Haar war verbrannt, seine Kleider hatten Feuer gefangen. Wie ein Wahnsinniger war er über glühende Balken gesprungen und hatte blind vor Rauch nach dem Mann gesucht, den er niedergeschossen hatte. Geleitet von der aberwitzigen Hoffnung, dass er gegen jede Wahrscheinlichkeit vielleicht noch leben würde. Und als er ihn tot auf dem Boden hatte liegen sehen, hatte er seinen Kopf genommen. Er war der Einzige, der ihm sagen konnte, woher das Rapier mit dem Wolfsknauf stammte.
    »Es heißt, du kannst die Toten reden lassen«, sagte der Elf.
    Skanga sah ihn mit ihren unheimlichen, bleichen Augen an. »Ich

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