Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
meine Andalanen ziehen. Sie sollen nicht sterben. Nicht so sinnlos. Gib mir dein Wort, dass du sie ziehen lässt.«
»Nein.«
»Auch dir läuft die Zeit davon, Elf. Lass sie ziehen. Jetzt … Oder dir wird das, was ich dir sagen werde, nichts mehr nutzen.«
Tiranu sah ihm den Verrat an, den er plante. Dann blickte er zum Haus. Jeden Augenblick konnte das brennende Dach einstürzen und die Verwundeten unter sich begraben.
»Keine weiteren Toten mehr. Wir ziehen uns zurück, sobald wir ihn haben.«
»Nein, jetzt, oder ich sage dir nicht, wem das Elfenrapier gehört.«
Der Fürst hatte keine Wahl. »Schnitter, zieht euch zurück! «, befahl er. »Verschont sie. Ich folge euch.« Er wandte sich an den verdammten Offizier. »Du hast deinen Willen bekommen.«
»Erst schwörst du mir bei deiner Mutter, dass du dein Wort hältst.«
»Ja, verdammt. Ich schwöre es.« Und insgeheim schwor er sich, diesen Mistkerl und seine Andalanen wiederzufinden. Dann würde keiner von ihnen davonkommen.
»Es war der Blonde. Der mit den beiden Pistolen. Ihm gehörte das Rapier.«
Tiranu fluchte. Dann begann er zu laufen. Dichter Rauch quoll aus der Tür des Hauses. Funken tanzten und brannten sich in sein langes schwarzes Haar. Die Hitze war wie ein unsichtbarer Schild, der ihn vom Haus zurückdrängte.
Tiranu flüsterte das geheime Wort des Winterwinds. Kühler Eisatem floss über seine Haut. Er würde ihn nicht vor Verbrennungen bewahren, aber er spürte die Hitze jetzt nicht mehr.
Die Arme schützend erhoben, trat er durch den Funkenflug ins Haus. Er konnte fast nicht sehen. Fauchende Flammen leckten von der Decke herab. Das Schilfdach sang in der Feuersbrunst. Brennendes Röhricht stürzte aus sich lösenden Bündeln.
Tiranu wusste noch genau, wo der Mann lag, den er niedergeschossen hatte. Er hätte ihn selbst blind gefunden.
Ein brennender Balken schnitt eine Feuerbahn durch den Rauch und schlug dicht neben dem Elfen auf den Boden.
Nur zwei Schritt noch! Er kniete nieder. Seine Hände tasteten nach dem Gürtel des Pistolenschützen. Tiranu zog ihn zu sich heran. Er wollte nach dem Hals fühlen, als ein Geräusch über ihm ihn aufblicken ließ. In diesem Moment brach das Dach zusammen, und Flammen hüllten den Elfen ein.
NEUER STOLZ
»Sie kommen, Capitano. Sie kommen!«
»Ich bete!«
»Aber Capitano …«
Der Offizier stützte die gefalteten Hände auf den Korb des Rapiers auf und stemmte sich hoch. Brennender Schmerz fuhr durch sein Knie. Es war nicht mehr so schlimm wie vor drei Monden noch, aber er würde zeitlebens ein Krüppel sein. Ein Mann, der nur unter Schmerzen gehen konnte. Laufen würde er nie wieder.
Obwohl es ihn quälte, kniete er zehn Mal und öfter am Tag nieder, um zu beten. Seine Männer hielten ihn für einen Mann Gottes. Doch das war er nicht. Ein jämmerlicher Feigling war er, dankbar dafür, noch am Leben zu sein. Dankbar, dass der verfluchte Elf Wort gehalten hatte, und dankbar, dass Tjured Gerechtigkeit kannte und diesen schwarz gerüsteten Albtraum in ein flammendes Grab gerissen hatte.
Langsam drehte sich Capitano Arturo Duarte um. Die verbliebenen dreihundertsiebenundzwanzig Mann seines Regiments waren an einer Hügelflanke, außer Sicht der feindlichen Kanonen, auf dem anderen Flussufer angetreten. Weniger als ein Drittel hatte es aus Drusna nach Hause geschafft. Die meisten lagen in flachen Gräbern am Ufer der Bresna unweit der Stelle, wo der breite Strom in den Bleiernen See mündete. Zwei Wochen, bevor ihr Dienst in Drusna beendet gewesen wäre, waren die Schnitter über sie hergefallen. Die meisten seiner Männer waren noch halb im Schlaf gewesen, als die Reitersäbel niedergesaust waren. Er hätte nicht mit den anderen Offizieren zechen dürfen! Er hätte sich auch
nicht sicher fühlen dürfen, obwohl er mehr als hundert Meilen von der verdammten Front entfernt gewesen war. Wäre er ein echter Capitano gewesen, ein Mann mit Pflichtgefühl, dann würden nicht jämmerliche dreihundertsiebenundzwanzig von tausend vor ihm stehen.
Und nun befanden sie sich vor einer Kanonenstellung, in der zehn schwere Geschütze hinter Schanzkörben lauerten, um ihnen das letzte bisschen Stolz aus dem Leib zu reißen. Nach dem Überfall an der Bresna hatte man ihn und seine Männer umgehend auf eine Karracke verladen und nach Süden verschifft. Es war eine schnelle Fahrt bei gutem Wind gewesen. Sie waren dem Tod entkommen. Zwei Jahre sollten sie in Valloncour bleiben. Das Regiment würde mit jungen
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