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Die Albertis: Roman (German Edition)

Die Albertis: Roman (German Edition)

Titel: Die Albertis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Pfannenschmidt
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breittreten.»
    «Interna? Das ist reichlich unverschämt, was Sie da sagen.»
    «Ich sage es nicht ohne Grund. Und Sie wissen das. Mir ist klar, dass Sie zu meiner Vorgängerin ein gutes Verhältnis haben, und das soll Ihnen auch niemand nehmen. Aber ich bin eben der Meinung, dass es die Sache meines ...», sie zögerte, «meines Mannes ist, mit seiner Exfrau darüber zu reden.» Wie kompliziert die Verhältnisse sind, dachte Anne, und wie kompliziert es war, die richtigen Worte zu finden: mein Mann, seine Exfrau, irgendwie stimmte die Bezeichnungen nicht, aber sie wusste nicht, wie sie es anders hätte sagen sollen.
    «Wie Sie meinen!» Frau Merk begann, mit einer silbernen Kelle die Suppe in die Terrine zu füllen.
    Das Mittagessen wurde schnell eingenommen. Frau Merk aß in der Küche, obwohl Anne ihr angeboten hatte, sich dazuzusetzen. Paul blieb in der Praxis. Am frühen Nachmittag tauchte er wieder auf, um nach seiner Tochter zu sehen.
    Kurz zuvor war Anne in Anuschkas Zimmer gegangen. Anuschka hatte nicht schlafen können. Mit zwei Kissen im Rücken lag sie halb aufrecht im Bett und grübelte. Anne hatte höflich angeklopft und war, nachdem Anuschka «herein» gerufen hatte, eingetreten. Der Raum mit seinen Rosentapeten auf den schrägen Wänden, den Biedermeiermöbeln, den dicken Baumwollgardinen und den unzähligen großen und kleinen Kissen, die überall herumlagen, erinnerte Anne an Sybille: Es strahlte etwas Vornehmes aus und zeugte von gutem Geschmack, vor allem aber hatte es nichts von den üblichen, chaotischen Jungmädchenzimmern. Es war warm und gemütlich, und seine Farben hatten eine romantische und beruhigende Wirkung.
    «Darf ich mich zu dir setzen?», fragte sie zaghaft.
    «Klar.»
    «Wie geht es dir?»
    «Scheiße!»
    «Ich weiß. War 'ne blöde Frage.»
    «Danke, dass du gekommen bist, Anne.» Es war das erste freundliche Wort, das Anuschka seit langem an sie richtete.
    Anne streckte ihr die Hand entgegen: «Frieden?»
    Sie ergriff Annes Hand: «Frieden!»
    Kurz darauf kam Paul. Es freute ihn, Anne auf Anuschkas Bett zu sehen, doch ihm stand nicht der Sinn nach übertriebenen Versöhnungsritualen. Streng blieb er am Fußende stehen.
    «Hast du geschlafen?»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Mir wäre es lieber, du hättest geschlafen und dich ein bisschen erholt: ich möchte nämlich ein paar Dinge klären.» «Geht das nicht auch morgen?», wandte Anne ein.
    «Morgen früh, und zwar pünktlich um sieben Uhr, kommst du bitte runter in die Praxis. Dort wird dir Juliane Blut abnehmen. Außerdem möchte ich eine Urinprobe haben.»
    Anuschka drehte ihren Kopf zur Seite und sagte nichts.
    «Aber bevor wir das machen, möchte ich, dass du dafür sorgst, dass ich nicht länger ...», er holte tief Luft und hob seine Stimme an, «... öffentlich als Volltrottel dastehe!»
    «Volltrottel?» Anuschka schloss die Augen. Sie wollte nichts hören. Sie wollte keine Standpauke. Sie wollte ihre Ruhe haben.
    «Ein Vater, der nicht weiß, was seine Tochter treibt, steht ziemlich blöd da. Was meinst du?»
    «Vielleicht liegt das ja am Vater!», erwiderte Anuschka.
    «Ich finde, jetzt ist nicht der Augenblick, wo du Grund hättest, frech zu werden. Mein Gott, Sophie!»
    Sophie? Weshalb sagte er Sophie? Erst später fiel Anne wieder ein, dass Pauls Tochter auf den Namen Anuschka Sophie Ross getauft worden war. Anuschka war der Wunschname Sybilles gewesen, Sophie der Vorname von Pauls Mutter. Bis zu ihrem fünften Lebensjahr war seine Tochter nur Sophie gerufen worden. Dann hatte sie beschlossen, diesen Namen nicht zu mögen, vielleicht weil sie ihre strenge Großmutter nicht besonders mochte, vielleicht weil ihr der Name Anuschka schlicht besser gefiel, seines Klanges und seines slawischen Ursprungs wegen, der eine Koseform des Namens Anna war. Fortan war das Wort Sophie verbannt aus dem Hause Ross. Alle hielten sich daran. Nur manchmal, wenn Paul richtig sauer war auf seine Tochter, kramte er den abgelegten Namen hervor, und das war dann für Anuschka besonders schmerzlich.
    «Ich möchte von dir wissen: Nimmst du Drogen?»
    Sie schwieg.
    «Es hat doch keinen Zweck, sich dem allen jetzt nicht zu stellen», meinte Anne und sprach dabei freundlich und warm, «die Richterin hat Recht, du kommst da nur anständig raus, wenn du alles auf den Tisch packst.»
    «Habe ich ja schon ...», Anuschka war kaum zu hören.
    «Was?», fragte Paul unerbittlich nach.
    «Habe ich ja schon!», schrie seine Tochter. «Ich habe alles

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