Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
Vom Netzwerk:
Augen strahlten wie funkelnde Edelsteine, und ein Hauch von Schminke zierte Lippen und Wangen, während ihr Körper von Glitzersteinen übersät war, die funkelten wie ein Sternenhimmel. Und war ihre Haut letztendlich nicht der einzige Himmel, an den du glaubtest?
    Und hört, hört! Sie gestand dir, dass du großartig aussahst, woraufhin du dich mit einem verlegenen Lächeln bedanktest und sie zärtlich küsstest.
    Danach blieb gerade noch genug Zeit, die Mäntel zu nehmen und zur Garage zu gehen. Da standet ihr nun vor dem brandneuen Mito, der in den Tagen, die ihr in den Bergen gewesen wart, im Dunkeln gefroren hatte. Doch jetzt war der Moment gekommen, ihn einzuweihen.
    Â»Es ist zwar keine Stretchlimo, aber Hauptsache, ich schaffe es, Aschenputtel zum Ball zu bringen«, sagtest du. Mit dem Funkschlüssel entriegeltest du die Tür und hieltst sie deiner großen Liebe auf. »Bitte sehr, Madame«, fordertest du sie zum Einsteigen auf und sahst, dass sie laut lachte. Dann trat sie einen Schritt vor, bedankte sich mit einem Kuss und stieg ein.
    Der Ballsaal war noch nicht sehr voll, als ihr gegen zehn eintraft und eure offiziellen Einladungen vorzeigtet. Die meisten Gäste saßen auf Sofas herum, hatten ein Getränk in der Hand und unterhielten sich höflich. Ein paar ganz Wagemutige probierten ein paar Schritte auf der Tanzfläche. Selvaggia hakte sich bei dir ein und überließ dir die Führung. Die Blicke einiger bemitleidenswerter Gestalten, die jeden Neuankömmling neugierig musterten, ruhten auf euch.
    Â»Vielleicht haben wir doch ein bisschen übertrieben«, flüs terte dir Selvaggia ins Ohr, als sie sah, dass ihr mit euren Tausendfünfhundert-Euro-Kleidern sämtliche Blicke auf euch zogt. Die meisten Gäste waren eher lässig angezogen und trugen Hemd und Jeans, ein paar Mädchen hatten ebenfalls Alltagskleidung an, während ihr unbedingt im Mittelpunkt stehen musstet und euch in Abendgarderobe präsentiertet, die sogar farblich aufeinander abgestimmt war. Ihr wart beide ganz in Schwarz gekleidet und protztet nur so mit eurer unerträglichen Eleganz – mit Ausnahme deiner Converse-Schuhe, die heftig mit deiner stolz vor dir hergetragenen Vornehmheit kontrastierten.
    Um ein wenig in Stimmung zu kommen, holtet ihr euch einen Cocktail. Wenn ihr etwas sagtet, dann höchstens, wie bizarr ein vorbeigehendes Paar aussah. Ihr beschlosst, euch in der Nähe der Tanzfläche aufzuhalten, da die wenigen Sitzplätze inzwischen alle besetzt waren.
    Es dauerte nicht lange, und Selvaggias Freundin, diese Martina, die von deiner Schwester bei der Wahl ihres Kleides bera ten worden war, tauchte mit ihrem Freund auf. Auf dich wirkten die beiden sehr harmonisch, da sie gleich groß waren und sich zu ergänzen schienen. Er war extrem dünn, sie dagegen eher üppig. Beide machten einen sympathischen, unbeschwerten Eindruck.
    Doch als diese Martina euch zusammen sah, runzelte sie irritiert die Stirn: Bestimmt fiel ihr die seltsame Diskrepanz zwi schen Selvaggias Begleiter und demjenigen auf, den deine Schwes ter noch am Vormittag angekündigt hatte. Ihr gabt euch die Hand, und die Mädchen küssten sich. »Wie schön du bist!« Martina unterhielt sich mit Selvaggia, überschüttete sie mit Komplimenten und bewunderte sie mit sorgsam verhohlenem Neid. »Wenn du noch keinen Freund hättest, würde dir heute Abend halb Verona hinterherlaufen!«
    Und tatsächlich sah sie einfach bezaubernd aus – nicht umsonst ruhten die Blicke vieler Männer auf ihr, deren Begleiterinnen sie neidisch beäugten.
    Sogar Martinas Freund schien von Selvaggias Schönheit beeindruckt zu sein. Hypereifersüchtig wie du warst, schmiegtest du dich noch enger an sie, als reizte dich diese Situation, ja als würdest du die Vorstellung insgeheim genießen, dass sie zwar von vielen Blicken abgetastet und ausgezogen wurde, sie aber letztlich niemand anfassen und mit nach Hause nehmen durfte, weil sie nur dir gehörte und nur dich liebte.
    Kaum war die Tanzfläche eröffnet, drehtet ihr auch schon ein paar Runden – nicht zuletzt weil die Gesprächsthemen eurer Freunde erschreckend banal waren.
    Â»Ist dir eigentlich klar, dass wir noch nie zusammen getanzt haben?«, flüsterte Selvaggia, während ihr euch eng aneinandergeschmiegt hin und her wiegtet. Du lächeltest, weil sie recht hatte: Du hattest

Weitere Kostenlose Bücher