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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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warst du nach wie vor im Liebeswahn und hast es als Ja aufgefasst, als wäre es völlig selbstverständlich , dass sie dich liebte. Ohne weiter darauf zu achten, was noch alles aus ihren Worten und Gesten sprach, die sich auch anders interpretieren ließen. Du küsstest sie zärtlich, konntest einfach nicht von ihr lassen und begannst, Hals, Schulter, Arm und ihre schlanke Hand mit Küssen zu bedecken.
    Sie lächelte. Aber diesmal weil sie das kitzelte – das behauptete sie zumindest.
    Daraufhin gestandst du ihr die unverrückbare Tatsache, dass du nicht ohne sie leben konntest. Und weil das der schönste Tag deines Lebens war, wärst du auch bereitwillig für sie in den Tod gegangen, wenn sie es verlangt hätte. Denn so fühltest du dich: Aus einem unbezähmbaren Impuls heraus wolltest du vor aller Welt bezeugen, dass du deine Schwester Selvaggia liebtest, und zwar für immer bis in den Tod. So lautete dein Schwur aufgrund der Liebe, die ihr geteilt hattet.
    Weder Recht noch Gesetz, weder soziale Zwänge noch gesellschaftliche Konventionen konnten dich jetzt noch von ihr fernhalten: Nur weil ihr Bruder und Schwester wart, hieß das noch lange nicht, dass ihr euch nicht lieben durftet. Stattdessen hatte die Liebe erklärtermaßen die Macht, sämtliche Hindernisse und Verbote zu überwinden. Die Liebe, nicht du, hatte das Tabu überwunden, Selvaggia auch körperlich zu lieben. Und deshalb würdest du dich der süßen Sinnlichkeit von nun an nie mehr verweigern: Im Gegenteil, du würdest danach verlangen – schließlich war das der größte Genuss überhaupt.
    Â»Es war so schön«, flüsterte sie zaghaft.
    Â»Weißt du noch? Du hast mir mal gesagt, dass Sex Spaß macht, mehr nicht. Wie kommt es, dass du deine Meinung inzwischen geändert hast?«
    Â»Keine Ahnung«, flüsterte sie. »Mit dir ist es einfach wunderschön. Und zwar nur mit dir.« Und sofort ließ dich ihr absolut aufrichtiges Lächeln, zu dem sie auch fähig war und dem du nicht widerstehen konntest, verstummen.
    Genau in diesem Moment klingelte dein Handy. Du hattest ganz vergessen, es auszuschalten, was du jetzt bitter bereutest. Genervt griffst du zum Nachtisch und nahmst den Anruf entgegen. Eure Mutter war dran. Sie wollte wissen, wo ihr stecktet, schließlich sei es bereits halb zwei und ihr wärt immer noch nicht zu Hause. Du erfandst die Ausrede, dass ihr heute auswärts essen würdet: Sie müsse sich also um nichts kümmern. Gleich darauf legtest du, ohne zu zögern auf, und machtest dein Handy aus.
    Die Sache schlug dir auf den Magen: Wieder wart ihr im schönsten Moment gestört worden. Zum Glück war Selvaggia die beste Medizin gegen deine Gereiztheit. Sie liebkoste gerade deinen Rücken, indem sie mit den Händen bis zu den Schultern hinauf- und dann wieder bis zu den Lenden hinabstrich, sodass du dich zwingen musstest, nicht zusammenzuzucken und laut zu stöhnen.
    Sie ließ ihren Kopf an deiner Schulter ruhen, und du zogst sie erneut in die Arme. Ihr wälztet euch zwischen den Laken, bis ihr fast aufgedeckt wart. Nicht dass euch das gestört hätte, schließlich kanntet ihr eure jeweiligen Körper inzwischen. Ir gendwann saß sie breitbeinig auf dir, und zwar mehr oder weniger auf Höhe deiner Lenden.
    Â»Weißt du, wie gefährlich diese Stellung sein kann?«, sagtest du provozierend und brachtest sie zum Lachen. Gleichzeitig hast du ihre Brüste und ihren Hals gestreichelt, ohne den Blick abzuwenden.
    Â»Du bist nicht gefährlich«, sagte sie. »Für ein zweites Mal bist du viel zu müde.« Ihre Hand versetzte dir einen Stoß gegen die Brust.
    Â»Glaubst du das wirklich?«, sagtest du neckend und zogst sie für einen Kuss an dich. »Da wäre ich mir nicht so sicher.«
    Als du sie so spürtest, überkam dich neues Verlangen, das unbedingt gestillt werden musste. Sie schüttelte nur den Kopf, aber als sie merkte, dass du die nackte Wahrheit gesagt hattest, sah sie dich verblüfft an und warf sich in die schönste aller Schlachten, ließ zu, dass du ihr ausführlich zeigtest, wie gefährlich du noch warst.

30
    Gegen halb sieben fandst du es sehr bedauerlich, dich aus dem Bett schwingen zu müssen – weil du ganz genau wusstest, wie brutal das magische Band zwischen euch dadurch zerschnitten würde.
    Diese verhasste Trennung, die so

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