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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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ihr!
    Aber wie dem auch sei: Sie war so egoistisch gewesen, deinen Irrtum auszunutzen. Sie hatte dich genauso benutzt wie all die anderen Idioten, die ihr über den Weg gelaufen waren. Du warst nur einer von vielen, Giovanni! In deiner Wut machtest du dir weis, dass sie so gut wie für jeden die Beine breit machte.
    Hätte noch bis vor Kurzem jemand versucht, Selvaggias Ehre zu beschmutzen, hättest du ihn halb tot geschlagen. Und jetzt, Überraschung, Überraschung!, merktest ausgerechnet du, dass Selvaggia keinen Funken Ehre im Leib hatte.
    Und dann diese Kaltschnäuzigkeit, mit der sie dir gesagt hatte, dass sie dich nicht liebte! Mit der sie dir klargemacht hatte, dass du ihr egal warst. Dabei warst du ihr Bruder! Ihre Geilheit schien grenzenlos zu sein, und du warst so blöd gewesen, auf ihre perversen Spielchen hereinzufallen! Du kanntest sie noch keinen Monat, nicht wahr? Gut möglich, dass sie eine Perverse, eine Nymphomanin war – auszuschließen war das nicht! Im besten Fall war sie einfach nur eine Riesennutte! Eine opportunistische Schmierenkomödiantin, aber vor allem eine Riesennutte! Dass sie ein Riesenarschloch war, hättest du sofort unterschrieben.
    Leider war sie zu Hause, als du zurückkamst. Andererseits: Wenn man zusammenwohnt, läuft man sich irgendwann zwangs läufig über den Weg.
    Deine ach so unverzichtbare Familie saß schon am Tisch und wartete auf dich. Gierig schlangst du fast ohne ein Wort der Begrüßung das Essen hinunter.
    Selvaggia warfst du einen vernichtenden Blick zu, doch sie beachtete dich nicht mal. Irgendwann während des Essens glaubtest du zu spüren, dass dich etwas streifte: Instinktiv zogst du die Beine zurück, da du keinerlei Körperkontakt woll test. Außerdem sollte sie sich unterstehen, dich anzusprechen, geschweige denn dich anzusehen oder zu berühren! Genau das versuchte sie nämlich gerade. Du sahst auf und blicktest in ihre grünen Augen. Kurz erstarrtet ihr beide.
    Â»Was glotzt du so?«, fragtest du grob. Deine Eltern, die sich bestens unterhielten, verstummten und sahen dich bloß verständnislos an.
    Sie antwortete nicht und aß einfach weiter, wie wenn nichts wäre. Also schwiegst auch du und machtest dich ohne ein Wort der Erklärung über das gekochte Gemüse her.
    Nach dem Essen gingst du schon bald auf dein Zimmer, damit du ihr oben nicht über den Weg laufen musstest.
    Gegen Mitternacht klopfte es dann an deiner Tür, und jemand kam unaufgefordert herein. Anscheinend bildete sie sich ein, sie bräuchte nicht um Erlaubnis zu bitten. Du machtest die Nachttischlampe an, denn du wusstest, dass sie es war. Sie schloss die Tür, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und musterte dich eine Weile. Allein dass sie mit dir in einem Zimmer war, regte dich auf. Nachdem sie dich dermaßen erniedrigt hatte, wollte sie sich erneut über dich lustig machen. Als hättest du ihretwegen nicht schon genug gelitten!
    Â»Raus hier!«, zischtest du, doch sie rührte sich nicht von der Stelle.
    Â»Hör zu …«, sagte sie leise.
    Â»Ich habe gesagt, raus hier . Ist das so schwer zu verstehen? Verschwinde!«
    Â»Du hast deinen Geldbeutel in meinem Zimmer liegen lassen«, sagte sie und legte ihn auf deinen Schreibtisch.
    Â»Na, ganz toll. Er ist sowieso leer. Verzieh dich, habe ich gesagt!«
    Â»Johnny«, beharrte sie.
    Â»Hau ab!«, stießt du gepresst hervor, um nicht das ganze Scheißviertel aufzuwecken. Und das zeigte endlich Wirkung, denn sie griff eingeschüchtert nach der Klinke, sah dir noch einmal in die Augen und verschwand mit gesenktem Kopf.
    Ganz bedrückt wegen ihres arschigen Verhaltens, sollte das wohl bedeuten.

33
    Es war noch früh am Morgen, als du das Haus verließt, um ins Schwimmbad zu gehen. Auf dem Weg zur Tür warfst du noch einen kurzen Blick ins Wohnzimmer und sahst Selvaggia auf dem Sofa sitzen. Kaum hatte sie dich entdeckt, erhob sie sich mit einem Lächeln und kam dir entgegen.
    Â»Gehen wir?«, fragte sie strahlend.
    Auch du deutetest ein Lächeln an, wenn auch nur gewohnheitsmäßig. »Wohin denn?«, fragtest du, ohne ihre Antwort abzuwarten – gingst im Gegenteil mit festen Schritten zur Haus tür. Sie folgte dir.
    Â»In die Via Anfiteatro. So wie immer.« Bei diesen Worten zwinkerte sie dir vielsagend zu.
    Â»Willst du mich verarschen?«, fragtest du bestürzt und er

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