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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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ums Herz war. Endlich wusstest du Bescheid: Selvaggia kam fast um vor Gewissensbissen, war aber nicht wütend auf dich: Dein Verhalten hatte ihr nur die Ungerechtigkeiten und Enttäuschungen, die sie dir zugemutet hatte, vor Augen geführt!
    Â»Ich habe dir bereits verziehen, mein Schatz«, sagtest du und strichst ihr über den Kopf.
    Â»Ich habe alles kaputt gemacht«, jammerte sie, während sich in ihren Augen glasklare Tränen bildeten und zu Boden tropften: »Früher hast du mich geliebt, doch jetzt weiß ich es nicht mehr! Ich könnte es nicht ertragen, wenn du mich nicht mehr liebst, denn jetzt liebe ich dich!«
    Plötzlich bekamst du Herzklopfen. Selvaggia liebte dich! Endlich, sie liebte dich!
    Und als wärst du dank dieses Glücks auf einmal hellsichtiger, sagtest du ernst: »Von nun an müssen wir unbedingt vorsichtiger sein, mein Schatz.«

46
    Â»Zu verstehen, was ich von dir will, war das Schwierigste überhaupt. Dabei wusste ich nicht mal, was ich eigentlich von mir selbst erwarte! Aber schon als ich dich das erste Mal gesehen habe, wusste ich, dass da was ist zwischen uns, auch wenn ich noch nicht genau sagen konnte, was.« Selvaggia musste fast grinsen bei ihrem Geständnis, als seien ihr bestimmte Dinge nach wie vor peinlich.
    Du nicktest lächelnd, um sie zum Weiterreden zu ermutigen.
    Â»Bereits an unserem ersten gemeinsamen Abend habe ich gemerkt, dass es nicht so einfach ist wie gedacht. Du hast mir gefallen, weil du mein Gegenstück bist und gleichzeitig mein Spiegelbild, von dem ich mich sofort angezogen gefühlt habe, und zwar nicht nur körperlich. Im Laufe unserer Beziehung habe ich mich dann dabei ertappt, tiefere und intensivere Gefühle für dich zu empfinden als je zuvor in meinem Leben. Aus Angst habe ich deshalb versucht, dich abzuweisen.«
    Â»Warum hattest du Angst davor?«
    Â»Weil ich nichts von Liebe darin wiedererkannt habe. Was ich empfunden habe, war anfangs viel zu stark, um es wirklich begreifen zu können. Da war diese unwiderstehliche Anziehungskraft. Erst viel später habe ich verstanden, dass ich dich liebe, und zwar nachdem wir das erste Mal Sex hatten.«
    Â»Aber weißt du denn nicht mehr, wie du damals mit mir umgesprungen bist? Warum? Weil du solche Angst hattest?« Du wolltest ihr keine Vorwürfe machen, sondern einfach nur verstehen.
    Â»Ja. Es tat mir zwar unheimlich leid, dir so wehtun zu müssen, doch meine Angst war einfach zu groß. Ich habe mich gefühlt wie das Kaninchen vor der Schlange.«
    Â»Wenn man so durcheinander ist, kann man es leicht mit der Angst bekommen«, sagtest du wie Dr. Dipl.-Psych. persönlich. Meine Güte, du hast sie förmlich angebetet, du Weichei! »Und dann?«, platzte es weicheimäßig aus dir heraus, »Was ist dann passiert?«
    Â»Meine Angst wurde immer größer, ich habe mich gequält, mir Vorwürfe gemacht und mir gesagt, dass ich verrückt bin, meinen Bruder zu lieben. Dass das abstoßend ist. Beinahe hätte ich den Verstand verloren. Das wollte ich dir in Genua eigentlich alles sagen, bis sich die Ereignisse am Abend der Party auf einmal überschlagen haben! Und als ich mich anschließend von dir fernhalten musste, mich von dir verlassen gefühlt habe, war mir, als müsste ich sterben. Die Schuldgefühle haben mich förmlich aufgefressen, und den Rest kennst du. In deiner Gegenwart fühle ich mich einfach unwiderstehlich zu dir hingezogen: Innerhalb ein und desselben Körpers kann es gar keine Abstoßungsreaktion geben! Du hast mich geprägt, mir das Leben von einer ganz anderen Seite gezeigt, mir eine andere Art zu denken, eine neue Welt nahegebracht. Dank dir habe ich gelernt zu lieben.«
    Sie lächelte mit den Augen, aber auch mit den Lippen. Und du strahltest nur so vor wiedergefundenem Glück. Ächz!
    Zum ersten Mal gestand sie dir ihre Gefühle (ächz-ächz!), und das war eine ganz neue Erfahrung für dich, die dir so einiges klarmachte. Außerdem hattest du nie daran gezweifelt, dass Selvaggia kompliziert war – im Gegenteil! Aber wie kompliziert, hättest du dir nicht träumen lassen.
    Eine Reihe von Missverständnissen und Irrtümern hatte eure Beziehung behindert – Dinge, die sie nicht richtig erklärt und du nicht richtig verstanden hattest. Viel Lärm um nichts, um es mit den Worten eines großen Dichters zu sagen.
    Â»Und ich

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