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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaia Coltorti
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ein Liebespaar wart, das aussah wie von Raymond Peynet gezeichnet.
    Es war kurz vor zehn, als ihr euch in den Ufersand fallen ließt. Eng umschlugen natürlich. Aber schon bald darauf erhob sich Selvaggia, ging zum See, zog ihre Flipflops aus und lief ein paar Schritte ins Wasser, steckte die Hände hinein. »Kommst du? Das Wasser ist warm«, schwärmte sie und ließ ihr Kleidchen, das sie über dem Badeanzug trug, am Ufer liegen. Du ranntest auf sie zu, warfst dich ins Wasser, dass es nur so spritzte. Du überholtest sie, schwammst weit hinaus und sahst aus wie ein kleines Tragflächenboot.
    Â»Los, schwimm, nur Mut!«, riefst du und strecktest die Arme nach ihr aus. Sie kam im Zwei-Stundenkilometer-Tempo näher: »Das ist ja das reinste Paradies hier«, sagte sie und lauschte auf die fantastische Stille. Du nicktest.
    Â»Das ist unser Paradies«, flüstertest du. »Hier gibt es nichts, was unserer Liebe im Weg steht. Hier können wir ganz wir selbst sein, hier gehörst du nur mir. Und falls die Hölle auf uns wartet, sollten wir es so richtig auskosten, weil es das einzige Paradies ist, das uns vergönnt ist.«
    Â»Nur damit du Bescheid weißt: Wenn wir gemeinsam bei den Wollüstigen landen, und du bei mir bleibst, habe ich keine Angst vor der Hölle.«
    Hört, hört! Ein moderner Romeo!
    Â»Gott ist schließlich nicht blöd. Er weiß genau, dass unsere schlimmste Strafe darin besteht, getrennt zu werden.«
    Â»Hoffentlich zeigt er sich gnädig, denn ohne dich würde ich durchdrehen.« Ein trauriges Lächeln erschien auf deinem Gesicht. Dann sagte sie. »Kennst du noch andere Worte, die beschreiben, was ich für dich empfinde? Die, die ich kenne, genügen nicht mehr.«
    Wow.
    Anschließend liebtet ihr euch leidenschaftlich im Sand, wobei euch vollkommen egal war, dass man euch beobachten konnte. Noch nie hattest du ein nacktes Mädchen voller Sand in den Armen gehabt, noch nie! Es war störend, aber mit Selvaggia war einfach alles schön, lustvoll und sinnlich.
    Diesen Abend würdest du nie mehr vergessen. Als euer Liebestaumel vorbei war, bliebt ihr eng umschlungen sitzen und saht euch in die Augen, während der Widerschein des Mondes ihren Körper berührte, der wie in Sandpapier gehüllt war. Außerdem sahst du, wie er auf ihre Hüften traf und – da versteh mal einer die Beschaffenheit von milchweißem Licht! – an ihr herabglitt wie eine Liebkosung, um dann nach oben zu wandern und ihre Brüste zu betonen. Ganz so, als wollten Nacht und Natur das von dir so heiß geliebte Geschöpf be schützen.

48
    Â»Selvaggia? Giovanni? Los, aufwachen! Giovi? Selvaggia? Zeit zum Aufstehen!« Im Halbschlaf hörtest du die Stimme eurer Mutter – erst nur vage wie ein fernes Echo, doch dann begriffst du, dass sie real, ja dass der Schicksalstag gekommen war. Als deine Mutter überfallkommandoartig ins Zimmer stürmte und die Fensterläden aufriss, stecktest du den Kopf instinktiv unters Kissen. Gleichzeitig wusstest du aus Erfahrung, dass das nichts nutzen würde. Und tatsächlich: Eine Sekunde später spürtest du, wie die Decke weggezogen wurde und der Name »Giovanni« von den Wänden hallte. Schließlich nahm dir deine Mutter das Kissen weg, und deine Augen wurden von Licht überflutet. Du protestiertest schwach, sagtest, sie solle dich in Ruhe lassen, doch sie war unerbittlich: Es sei Zeit zum Aufstehen, verflixt noch mal, das Frühstück sei fertig, trödeln komme nicht infrage. Als Nächstes sagte deine Mutter, ja befahl dir vielmehr, deine Schwester zu wecken, die noch keinerlei Lebenszeichen von sich gebe. Also zogst du dich an und gehorchtest.
    Du rechnetest eigentlich damit, sie noch im Bett vorzufinden, deshalb stauntest du nicht schlecht, dass sie bereits auf war. Sie war schlicht gekleidet – Jeans, ein schwarzes T-Shirt und Turnschuhe – und überlegte gerade, welche Kette sie anlegen sollte.
    Â»Guten Morgen, Liebling«, sagtest du und machtest dich bemerkbar. Selvaggia drehte sich mit einem angedeuteten Lächeln um, das ihre Nervosität verbergen sollte.
    Nach Malcesine, du weißt es, war die Zeit nur so verflogen, und heute war der dreizehnte September, der erste Schultag des letzten Schuljahrs. Oh, ihr hattet darüber geredet, und Selvaggia wollte am liebsten gar nicht zum Unterricht, weil sie dann endlos

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