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Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche

Titel: Die Alchimistin - 02 - Die Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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sich aus Venedig zurückziehen musste, und er weiß, dass die Mitglieder des Templum im Katharinenkloster Unterschlupf gefunden haben. Ebenso ist ihm klar, dass die anderen zu alt sind, um sie erst übers Mittelmeer und dann nach Spanien zu schicken, um hier zu kämpfen.«
    Was sie sagte, klang einleuchtend.
    Sie trat vor und gab ihm einen scheuen Kuss. »Es tut mir Leid«, flüsterte sie. »Aber ich weiß, dass du mich nicht allein hättest gehen lassen. Es war der einzige Weg, die Wahrheit herauszufinden.« Sie lächelte. »Du könntest jetzt sagen, dass ich Recht habe.«
    Diesmal beugte er sich vor, um sie zu küssen. »Ein bisschen Recht.«
    »Es kommt noch besser.« Sie zog einen Schlüsselbund aus der Tasche. »Sie werden die beiden vermutlich in die alten Verliese brin-gen. Hiermit sollten wir sie befreien können.« Sie zwinkerte ihm zu. »Oder ist es dir lieber, wenn wir diesen Chevalier verrotten lassen?«
    Er zögerte kurz, dann nahm er sie bei der Hand, »Ich habe Aura verlassen, nicht sie mich. Und das alles ist sehr lange her. Mach dir keine Gedanken deswegen.«
    Sie gab ihm noch einen Kuss, dann löste sie sich von ihm und trat hinter den Schreibtisch ihres Onkels. »Irgendwo wird er doch eine Waffe haben.« Sie zog Schubladen auf und wühlte darin herum.
    »Wo ist dein Schwert?«, fragte er. »Das hat er mir abgenommen.«
    Er stieß ein grimmiges Lachen aus. »Du hast ihm freiwillig dein Schwert gegeben? Gut, dass Lascari das nicht hören muss.«
    Sie richtete sich auf und sah plötzlich sehr ernst aus. »Der Orden zerfällt, Gillian. Spürst du das auch? Es passiert, ohne dass die anderen eine Chance hätten, es zu bemerken.«
    Er nickte langsam. »Der Großmeister und eine Ordensschwester verlieben sich… Aber das muss nicht das Ende des Templum Novum bedeuten.«
    »Doch – wenn diese beiden die Zukunft des Ordens sind.«
    »Vielleicht bekommen wir doch noch die Chance, Lascaris Willen zu erfüllen. Ein neuer, besserer Templum Novum.« Er sah sie an, und die Erkenntnis, wie viel er für sie empfand, war überwältigend. »Wir könnten es versuchen – wenn wir jemals hier rauskommen.«
    Sie nickte, hielt seinen Blick noch einen Moment länger mit ihren Augen fest, dann zog sie die nächste Schublade auf und entnahm ihr einen langen Brieföffner.
    Gillians Augenbraue rutschte nach oben. »Welch mächtiges Schwert Ihr schwingt, Schwester Karisma.«
    »Besser als nichts.«
    »Keine Pistole?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er überlegte nicht lange und warf ihr seine eigene Klinge zu.
    »Gut, dann nimm das hier. Und gib mir dieses… Ding.«
    Sie hatte das Schwert mit links aufgefangen, doch sie warf es ihm gleich wieder zurück. »Nichts da. Ich werde Euch zeigen, wie man mit so etwas umgeht, Großmeister Gillian.«
    Sie grinsten sich an, dann eilte Karisma an seine Seite. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
    Cristóbal ließ Aura von Konstantin trennen. Zwei Assassinen führten ihn fort, einen langen Korridor hinunter, der sich im Zwielicht der spärlichen Fackeln verlor. Er wehrte sich nicht. Aura Herzschlag ras-te. Zornig drehte sie sich zu Cristóbal um, ungeachtet der beiden Krummschwerter, die sogleich auf ihre Brust wiesen.
    »Wo bringen sie ihn hin?«
    »Keine Angst, ihm geschieht nichts«, sagte der Graf. »Zumindest nicht, so lange du keine Dummheiten machst.«
    Aura hatte das Gefühl, Cristóbal in diesem Fall vertrauen zu können. Hätte er Konstantin töten wollen, hätte er das bereits viel früher getan.
    Die beiden Templerassassinen nahmen sie in die Mitte, Cristóbal ging voran. Er führte sie stumm einen Gang hinunter, dann wieder ein paar Stufen nach oben und durch einen Saal. Fast überall war es düster wie in einer Höhle, nur vereinzelt tanzte Fackelschein über die grauen Bruchsteinwände. Die wenigen Fenster waren so dick verglast und schmutzig, dass kaum Tageslicht hereinfiel.
    Aura starrte auf Cristóbals Rücken. »Diese Schwarze Isis, wer ist sie?«
    »Innana«, sagte er knapp, ohne sich umzudrehen. »Die Göttin, die von Gilgamesch verstoßen wurde?«
    Cristóbal nickte. »Sie bat ihn, ihr Gefährte zu werden, doch er lachte und wies sie ab. Daraufhin…«
    »Daraufhin hetzte sie ihm den Himmelsstier auf den Hals«, fiel sie ihm ins Wort. »Doch Gilgamesch erschlug ihn, was Innana so wütend machte, dass sie Uruk mit einer Seuche heimsuchte, der auch Gilgameschs bester Freund zum Opfer fiel. Gilgamesch fürchtete seinen eigenen Tod und machte sich auf die Suche nach

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