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Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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murmelte nun seinen Dank und sprang leicht die Wendeltreppe hinauf, um nach seinem Falken zu sehen.
    Bald kam er, den flüchtigen Vogel auf seiner Faust, zurück. Das Mädchen hatte sich indessen an den Brunnen im Saal gesetzt und wand Seide; aber in ihrer Erregung ließ sie die Winde auf die Erde fallen. Der Page sprang herzu und hob sie auf, ließ sich anmuthig auf die Knie nieder und bot sie ihr dar; aber er faßte die darnach langende Hand und drückte einen glühenderen und inbrünstigeren Kuß darauf, als er je der schönen Hand seiner Gebieterin aufgedrückt hatte.
    »Ave Maria, Sennor!« rief das Mädchen, vor Verwirrung und Ueberraschung noch höher erröthend, denn sie war nie auf diese Weise begrüßt worden.
    Der bescheidene Page entschuldigte sich tausendmal und versicherte sie, dies sey bei Hofe die Weise, die tiefste Ehrfurcht und Achtung auszudrücken.
    Ihr Zorn, wenn sie ja zornig war, wurde leicht besänftigt; allein ihre Erregung und Verlegenheit blieb und sie saß da, höher und höher erröthend, die Augen auf ihre Arbeit niedergeschlagen und den Seidenfaden, den sie aufwinden wollte, verwirrend.
    Der listige Page sah die Verwirrung in dem feindlichen Lager und hätte gern davon Gewinn gezogen, aber die schönen Reden, die er hören lassen wollte, starben ihm auf den Lippen und seine Artigkeitsversuche waren linkisch und ohne Erfolg; und zu seinem Befremden fand sich der gewandte Page, der mit solcher Anmuth und Ungezwungenheit mit den klügsten und erfahrendsten Hofdamen verkehrt hatte, vor einem einfachen fünfzehnjährigen Mädchen beschämt und verblüfft.
    Das kunstlose Mädchen hatte in der That in ihrer Bescheidenheit und Unschuld einen bessern Schirm, als in den Riegeln und Schlössern, welche ihre sorgsame Tante vorgeschrieben hatte. Aber wo ist die weibliche Brust, die gegen das erste Flüstern der Liebe gestählt ist? Das kleine Mädchen verstand bei aller ihrer Kunstlosigkeit alles, was die stotternde Zunge des Pagen nicht auszudrücken im Stande war und ihr Herz zitterte, als sie zum ersten Mal einen Liebhaber – und einen solchen Liebhaber, zu ihren Füßen sah.
    Die Schüchternheit des Pagen war zwar ungeheuchelt, aber nur kurz, und er erlangte seine gewöhnliche Ruhe und sein Selbstbewußtseyn wieder, als in der Ferne eine gellende Stimme gehört ward.
    »Meine Tante kömmt aus der Messe zurück,« rief das Mädchen erschreckt: »Ich bitte Sennor, entfernt Euch!«
    »Nicht eher, als bis Ihr mir die Rose in eurem Haar als Andenken gebt.«
    Sie machte die Rose hastig aus ihrem Rabenhaare los. »Nehmt,« sagte sie, verwirrt und erröthend, »aber geht, ich bitte.«
    Der Page nahm die Rose und bedeckte zu gleicher Zeit die schöne Hand, welche sie gab, mit Küssen. Dann steckte er die Blume auf seine Mütze, nahm den Falken auf seine Faust und sprang durch den Garten fort, das Herz der holden Jacinta mit sich nehmend.
    Als die wachsame Tante in den Thurm kam, bemerkte sie die Bewegung ihrer Nichte und eine Art Unordnung in dem Saal; allein ein erklärendes Wort genügte. »Ein Geierfalke hatte seinen Raub bis in den Saal verfolgt.«
    »Gott sey uns gnädig! Ein Falke, der in den Thurm fliegt! hat man je von einem so frechen Thiere gehört! Ei, unser Vogel im Käfig ist nicht mehr sicher.«
    Die wachsame Fredegonda war eine der vorsichtigsten alten Jungfern. Sie hatte einen gehörigen Schrecken und passendes Mißtrauen in das, was sie »das entgegengesetzte Geschlecht« nannte, Gefühle, die durch ein langes unverheirathetes Leben noch gesteigert worden waren. Nicht als wenn die gute Frau je durch die Tücken der Männer gelitten hätte, die Natur hatte ihr eine Schutzwehr in das Gesicht geprägt, welches jedes Eindringen in ihr Gebiet abhielt; aber die Frauen, die am wenigsten Grund haben, für sich besorgt zu seyn, sind am ersten bereit, reizendere Bekanntinnen streng zu bewachen.
    Die Nichte war die Waise eines Offiziers, der im Kriege gefallen war. Sie war in einem Kloster erzogen und neulich aus ihrem heiligen Asyl geholt und unter die unmittelbare Aufsicht ihrer Tante gegeben worden, unter deren schirmender Pflege sie in der Einsamkeit aufwuchs, wie die sich öffnende Rose unter einem Dornbusch erblüht. Diese Vergleichung ist nicht ganz zufällig; denn, die Wahrheit zu sagen, ihre Frische und sich entfaltende Schönheit hatte selbst in dieser Abgeschlossenheit das öffentliche Auge auf sich gezogen und das umwohnende Landvolk hatte ihr mit der dem Andalusier eignen poetischen

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