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Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Bekehrte, aber mir fehlte ein Muth, der meinem Glauben gleich gewesen wäre, und ich zauderte, bis es zu spät war. Deswegen haben die bösen Geister Gewalt über mich und ich bleibe in diesen Thurme gebannt, bis ein reiner Christ den Zauber bricht. Willst du dies unternehmen?«
    »Ich will,« antwortete das Mädchen zitternd.
    «So komm hierher und fürchte nichts; tauche deine Hand in den Brunnen, besprenge mich mit dem Wasser und taufe mich nach der Sitte deines Glaubens; so wird der Zauber vernichtet werden und mein irrer Geist Ruhe finden.«
    Das Mädchen näherte sich wankenden Schrittes, tauchte ihre Hand in den Brunnen, nahm Wasser in die hohle Hand und sprengte es über das blasse Antlitz der Erscheinung.
    Diese lächelte mit unaussprechlicher Milde. Sie ließ ihre Silberlaute zu Jacinta’s Füßen fallen, faltete ihre weißen Arme über ihrem Busen und verschwand; es war blos, als wenn ein Schauer von Thautropfen in den Brunnen gefallen wäre.
    Voll Staunen und Schrecken verließ Jacinta den Saal. Sie schloß diese Nacht kaum ein Auge und als sie mit Tagesanbruch aus einem beunruhigten Schlaf erwachte, schien ihr das Ganze einem Fiebertraum ähnlich. Als sie aber in den Saal hinabging, zeigte sich die Wahrheit der Erscheinung, denn sie sah neben dem Brunnen die Silberlaute im Morgensonnenschein glänzen.
    Sie eilte zu ihrer Tante, um ihr alles zu erzählen, was ihr begegnet war, und forderte sie auf, die Laute als Beweis der Wirklichkeit ihrer Erzählung zu betrachten. Wenn die gute Frau ja noch einige Zweifel hatte, so wurden diese zerstreut, als Jacinta das Instrument berührte, denn sie entlockte demselben so hinreißende Töne, daß selbst die eisige Brust der unbefleckten Fredegonda, diese Region ewigen Winters, aufthaute und sich freudig erschloß. Nur eine übernatürliche Musik konnte eine solche Wirkung hervorbringen.
    Die außerordentliche Macht der Laute wurde täglich bemerkbarer. Der Wanderer, der an dem Thurme vorbeikam, blieb in athemlosem Entzücken sozusagen festgezaubert. Selbst die Vögel sammelten sich auf den benachbarten Bäumen, und lauschten, ihrer eignen Lieder vergessend, in stummem Entzücken.
    Das Gerücht verbreitete die Neuigkeit bald weiter. Die Bewohner Granada’s strömten zu der Alhambra, um einige Töne der herrlichen Musik zu erhaschen, die um den Thurm der Prinzessinnen erscholl.
    Die liebliche kleine Künstlerin wurde endlich ihrer Einsamkeit entrückt. Die Reichen und Mächtigen des Landes stritten sich, sie zu bewirthen und mit Ehren zu überhäufen, oder vielmehr sich den Zauber ihrer Laute zu sichern, um die Modewelt in Schaaren in ihre Säle zu locken. Wohin sie ging, hielt ihre sorgsame Tante die Wache eines Drachen an ihrer Seite und schreckte den Strom verliebter Bewunderer, die entzückt an ihrem Gesange hingen, zurück. Die Sage von ihrer wundervollen Gabe ging von Stadt zu Stadt. Malaga, Sevilla, Cordova – alle wurden nach und nach in den Strudel hineingerissen und man sprach in ganz Andalusien von nichts mehr, als von der schönen Künstlerin der Alhambra. Wie konnte es auch bei einem so musikalischen und verliebten Volke, wie die Andalusier, anders kommen, – da die Macht der Laute magisch und die Künstlerin von Liebe begeistert war? –
    Während ganz Andalusien so musiktoll war, herrschte an dem spanischen Hofe eine ganz andere Stimmung. Philipp V. war, wie wohl bekannt ist, ein unglücklicher Hypochondrist und allen Arten von Grillen unterworfen. Manchmal blieb er wochenlang im Bette und ächzte in eingebildeten Schmerzen. Ein anderes Mal bestand er darauf, dem Thron entsagen zu wollen: zum großen Aerger seiner königlichen Gemalin, die für den Glanz des Hofes und die Glorie einer Krone eine ziemliche Neigung hatte und den Scepter ihres kindischen Gemals mit kluger und fester Hand führte.
    Nichts zeigte sich wirksamer, die königlichen Schwindel zu verscheuchen, als die Macht der Musik; der König sorgte daher, die besten Sänger und Tonkünstler zur Hand zu haben, und behielt den berühmten italienischen Sänger Farinelli als eine Art königlichen Leibarztes bei Hofe.
    In dem Augenblicke jedoch, von welchem wir sprechen, hatte sich in dem Kopf dieses weisen und erlauchten Bourbon’s eine Grille festgesetzt, welche alle frühere Einfälle übertraf. Nach einer langen eingebildeten Krankheit, die allen Arien Farinelli’s und den Berathungen eines ganzen Orchesters von Hofgeigern Trotz bot, gab der Monarch in Gedanken den Geist auf und hielt

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