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Die Alptraumritter

Die Alptraumritter

Titel: Die Alptraumritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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seine Augen mit Bedacht geschlossen hielt.
    Das Bild:
    Glatte Felswände, erfüllt von geheimnisvoll gelbem Licht. Ein rechteckiger Platz zwischen Würfeln und Mauern. Ash’Caron! Eine Mauer, auf die Necron zuritt. Sie bestand nicht aus glattem Fels, sondern aus Säulen, Estraden, Treppen und Erkern. Einige Menschen bewegten sich auf dem Platz. Aber sie warfen keine Schatten…
    Necron ließ die Verbindung abreißen.
    Nach einigen Atemzügen, während denen er merkte, wie sein Herz hart gegen die Rippen hämmerte, gab Arruf wieder die Zügel frei.
    »Necron lebt. Und er ist bereits in Ash’Caron!« sagte Arruf laut.
    Die Schlucht verschluckte auch seine Worte, kaum daß er sie ausgesprochen hatte. Es gab keinen Nachhall, kein Echo.
    Dann endete diese Schlucht, und Arruf zog links am Zügel. Das Tier gehorchte und wurde schneller, fiel in einen leichten Trab. Nach drei, vier Hufschlägen schüttelte Arruf in steigender Verwirrtheit abermals den Kopf.
    Die Hufschläge klangen unnatürlich laut und setzten sich donnernd und mit vielfachem Hall zwischen den Flanken der grauen, braungeäderten Gigantenquader fort. Es war, als ob ein Riese mit einem Hammer gegen einen riesigen Schild schlug. Aber als dieses Getöse keinerlei Wirkung hervorrief, schüttelte Arruf den Kopf und sagte sich, daß er sich darum nicht mehr zu kümmern brauchte. Außerdem wurde es zusehends heller. Am Ende dieser Lärmschlucht weitete sich der Platz aus. Noch immer sah Arruf niemanden, nur Felswände.
    »Irgendwo dort lauert mein Gegner!« brummte Arruf und zog prüfend das Schwert aus der Scheide. An der Spitze hing ein einzelner Tropfen, der im gelben Licht eine lodernde, rubinrote Farbe annahm – ein weiteres Rätsel.
    Ohne sichtbare Bewegung schleuderte Arruf den Tropfen vom Ende der Waffe und wischte das Schwert an seinem Mantel trocken.
    »Eine widersinnige Stadt«, sagte er leise. Seine Stimme gellte förmlich durch die Schlucht und über den Platz. Rechts von Arruf führte eine schräge Fläche aufwärts, wohl auf die nächsthöhere Straße.
    »Wo bist du, Necron?« flüsterte er. Aber auch diesmal blieb die Lautstärke seiner Stimme unverändert groß.
    Und als ob der Steinmann seine Frage verstanden habe, packte er Arrufs Augen. Arruf ließ ihn gewähren. Weder er selbst noch der Alleshändler kannten die Stadt. Der Vorteil, sich nicht von der Umgebung übermäßig beeindrucken zu lassen, lag bei Necron. Dann ließ die Verbindung nach.
    Jeder von ihnen wußte, daß sie beide an verschiedenen Punkten innerhalb der Stadt ritten. Ging der Kampf weiter?
    Arruf sagte sich, daß er auf Shaer O’Ghalluns Hilfe wartete und er seinerseits Necron weder suchen noch angreifen würde.
    Aber… was dachte der Steinmann?
    Arruf hoffte, auf seinem merkwürdigen Ritt einen Stadtbewohner zu treffen. Er wollte ihn nach dem Shaer fragen und sich zu dessen Haus bringen lassen. Aber jedesmal, wenn er den Schatten eines Stadtbewohners sah, schien der Bewohner sofort zu verschwinden. Arrufs Ratlosigkeit nahm zu, während er geradeaus oder nach rechts und links ritt ab und zu auf eine tiefer verlaufende Straße oder auf einen höher gelegenen Platz hinunter oder hinauf. Die Gigantenstadt schien ausgestorben zu sein. Oder versteckten sich die Bewohner vor ihm? Vor jedem Fremden?
*
    Necron zügelte sein Pferd unmittelbar vor dem steinernen Geländer eines Vorplatzes. Er fühlte sich unzufrieden und überwältigt von der Seltsamkeit der Gigantenstadt. Ash’Caron war voller Unmöglichkeiten, und er kannte Unmöglichkeiten aus der Düsterzone. Aber Ash’Carons Mauern und Gallerten schienen zu einer anderen Art von Seltsamkeiten zu gehören. Er verstand sie nicht.
    Zweimal hatte er versucht, den Zauber der klaren Sicht anzuwenden. Der Versuch war vergeblich geblieben, und weder die Bilder vor seinen Augen noch die Umgebung Hatten sich verändert.
    Und – er hatte Arron nicht gesehen, obwohl er ihn gesucht hatte. Das Pferd wurde unruhig, und Necron musterte den Platz mit scharfen Blicken.
    Mehrere Straßen, die wie Schluchten wirkten, mündeten in den Platz ein. Die Gebäude waren ebenso seltsam wie alles andere. Aus würfelförmigen Steinblöcken waren Fensteröffnungen und Säulen herausgemeißelt worden. Rampen, Gelände und Säulen waren stehengelassen worden und bildeten vor den schwarzen Türen und Eingängen ein Netzwerk. Überall gab es Licht, aber er sah hier auf dem Platz keine Lichtquellen. Nur weiter oben in den zurückspringenden oder drohend über

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